Früher Harpunen heute Fotoapparate – Whalewatching auf den Azoren

Ein Plateau hoch über dem Meer. Von diesem Punkt aus kann man bis zum Horizont blicken. Weite Teile der Insel Faial und Pico sind von hier aus zu erkennen und natürlich das Meer. An diesem Platz über den Wellen steht eine kleine Hütte. Davor steht eine Bank und auf dieser sitzt ein Mann, der in seiner Hand ein Fernglas hält. Stunde um Stunde sitzt er da. Angestrengt sucht er die unendliche Ferne ab, jedes Wellental wird beobachtet und jede Bewegung des Wassers erregt seine Aufmerksamkeit. Wonach er Ausschau hält? Pottwale. Die grauen Riesen waren es, worauf es die Walfänger abgesehen hatten, die sobald ihr Ausguck mit Hilfe von einer Leuchtrakete von seinem Hügel ein Signal übermittelte, in ihre kleinen schnellen Fangboote stiegen und in die ausgewiesene Richtung den Walen hinterherjagten.

Auch heute sitzen wieder drei Männer auf den an der Küste installierten Aussichtsposten und halten Ausschau. Nach Walen? Na klar. Um sie zu jagen? Nein. Der Walfang ist auf den Azoren seit 1985 untersagt. Whalewatching nennt sich das, was sich nach dem Zusammenbruch des Walmarktes in der ganzen Welt etabliert hat. So auch hier, auf den Azoren. Genau dazu brechen wir heute auf. Der ganze Tag steht im Zeichen der Meeressäuger. Neben dem Ausflug mit dem kleinen Motorboot zwischen den Inseln wollen wir auch noch die alte, zum Walmuseum umgebaute, Walfabrik besichtigen. Die drei alten, unserem Ankerspill sehr ähnlichen Deutzmotoren mit ihren starken Ketten und den spitzen Haken an ihrem Ende, mit deren Hilfe man die gefangenen Riesen eine gepflasterte Rampe hinauf zog, zeugen ebenso von dem Fangglück der Insulaner wie die riesigen rußgeschwärzten Öfen, in denen früher das wertvolle Walöl geköchelt hatte. In den überschaubaren Hallen der kleinen Fabrik bekamen wir eine Führung und einen Einblick in die ebenso gewinnbringende wie gefährliche Arbeit der Walfänger. Besonders faszinierend war hierbei, dass der gefangene Wal auf der Rampe im gesamten verwertet wurde und die Fabrik in Form von Öl und anderen nützlichen Nebenprodukten wieder verließ.

Aus der Vergangenheit zurück ins hier und jetzt. Nicht weit vom Yachthafen begrüßt uns Pedro – ein begeisterter Walbeobachter. Seine Begeisterung für die großen Meeressäuger und insbesondere sein Schwärmen für den Pottwal ist ansteckend und kaum hat unserer Bootsführer Michael den Motor betankt, tuckern wir auch schon wieder aus dem Hafen mit Kurs in Richtung offenes Meer. Unweit der Küste begegnen uns die freudigen Gelegenheitsbegleiter der Thor – Gemeine Delfine. Zehn bis zwölf dieser fröhlichen Meeressäuger umspielen unser kleines Boot gut fünf Minuten, bevor sie sich dann wieder nach und nach davonmachen. Wieder allein fährt Michael den gedrosselten Außenborder wieder hoch und heizt augenscheinlich ziellos über das Wasser. während immer wieder verzerrte Sprüche aus seinem Funkgerät quäken. Da! Unser Fahrer stoppt das Boot. Ganz unscheinbar kann man feine Schlieren auf der Wasseroberfläche erkennen. Ein Wal. Da – nicht weit von uns ist ein schwarz schimmernder Rücken aufgetaucht der jedoch im nächsten Moment bereits wieder verschwunden ist. Über eine Viertelstunde folgen wir so dem rund zwölf Meter langem Tier, welches der Aussage unserer Führerin nach ein junges Blauwalweibchen ist. Das größte Tier der Welt und wir haben es gesehen. Es ist wie eine Jagd, immer wieder taucht ihr Rücken um unser Boot herum auf und immer wieder verschwindet er, während wir nach einem neuen Zeichen von ihr die Wasseroberfläche scannen. Bald jedoch scheint sie in das unergründliche Blau abgetaucht und wir entschließen uns zur Rückkehr. Von schreienden Möwen begleitet laufen wir wie Walfänger ein. Überglücklich, einen Wal gesehen, nicht gefangen zu haben, kehren wir zur Thor zurück.

Die Jagd nach den Riesen der Meere hat bis heute nicht aufgehört lediglich die Bewaffnung hat sich etwas geändert. Noch immer sind es kleine schnelle Boote, die auf der Suche nach Walen zwischen den Inseln kreuzen. Nur einen kleinen Unterschied gibt es. Früher waren es fangwütige Harpuniere, heute sind es fotobesessene Touristen. In unserem Fall KUSis.

KUS-Ticker

Sonntag, 07.03.2021

Mittagsposition: Hafen Velas St.Jorge, Azoren
Wetter: Lufttemperatur: 16°C, Wassertemperatur: 15,5°C

  • 08:30: Allgemeines Wecken
  • 09:00: Frühstück
  • 10:00: Reinschiff
  • 11:15: Schülerinternes Gruppenfeedback
  • 15:00: Pause
  • 16:00: Einteilung in die Kleingruppen für den Landaufenthalt
  • 18:30: Abendessen

Montag, 08.03.2021

Mittagsposition: Hafen Velas, St. Jorge, Azoren
Wetter: Lufttemperatur: 19°C, Wassertemperatur: 16°C

  • 07:30: Allgemeines Wecken
  • 08:00: Frühstück
  • 09:00: Reinschiff
  • 10:00: Vortrag „Erste Hilfe“ von Mats
  • 11:00: Planung der Kleingruppenexkursionen
  • 16:00: Kaffeetrinken
  • 18:30: Abendessen