Wir sind…wo?

Wir sind angekommen. Eine Nacht lagen wir schon vor Anker in einer kleinen Bucht und heute tuckern wir um ziemlich genau punkt acht Uhr in den Hafen ein. Er ist überschaubar und eher schlicht gehalten. Das Toppsegel, welches ich damals mit Dietmar gepackt hatte und wie eine zertretene Raupe ausgesehen hatte, war dagegen eine Augenweide. Es liegt kein anderes Schiff mit uns im Hafen. Die Sonne scheint und es ist das erste Mal seit einem Monat wieder so warm, dass man in einem T-Shirt herumlaufen kann. An der Pier stehen die Leinenleute und nehmen unsere Festmacher entgegen. Wir liegen!

Halt STOP! WAS?

Ach ja… Das habe ich wohl vergessen. Wir sind noch nicht in Kiel. Sondern wohl eher in der entgegengesetzten Richtung. Ein altbekannter Hafen, mit nicht vielen Erinnerungen. Man möchte fast sagen, mit gar keinen. Wir liegen mal wieder in La Coruña. Die Winde hatten wohl den Rum von Besan-Schot-An nicht so sehr vertragen und haben uns im Anschluss die falsche Brise geschickt. Unser Treibstofftank ist leer und wir müssen bunkern. 8000 Liter Diesel haben wir geladen, um nun den wirklichen Weg Richtung Kiel einzuschlagen. Aber ob das wirklich unsere letzte Dieselbunkeraktion gewesen sein wird, werden wir wohl bald erfahren.
Wir laufen noch am selben Tag aus. Diesmal weht der Wind nicht mehr so ungünstig. Wir alle hoffen auf eine pünktliche Ankunft und stecken viel Hoffnung in die derzeitige Windlage.
Am Abend klingelt es und die Messe füllt sich mal wieder so richtig. Detlef referiert über die aktuelle Wetterlage und stellt uns den weiteren Verlauf der Reise vor. Wir werden nun auf den Englischen Kanal zulaufen. Am 16.04.2021 soll dann die letzte Schiffsübergabe beginnen, die durch den Kanal bis zum N-O-K geht.
Mal wieder haben wir Pech mit dem Wetter und die Winde wehen uns genau entgegen. Was kann bei solch einer Laune helfen?
-Ganz genau. Ruth! Und genau das ist passiert. Am selben Abend noch hatten wir also eine Zoom-Konferenz mit Ruth. Sie ist zurzeit irgendwo an der Lorelei, so ihre Worte, und berichtete uns noch kurz über die aktuelle Lage in Deutschland.

Nun sind wir wieder auf hoher See in der Mitte der Biskaya. Das lässt sich merken. Kaum waren wir aus dem Hafen, ging der Wellengang auch schon los. Mit acht Windstärken laufen wir also in Richtung Englischer Kanal. An Bord ist die Stimmung brillant. Bis auf wenige Ausnahmen geht es allen Bordmitgliedern auch noch gut. Es wird viel gelernt für die nächste Schiffsübergabe, denn der Einstellungstest für die Schiffsführung steht an. Neben Lichterführung, Gezeiten und Schallsignalen, strebt der Rest dem normalen Bordalltag hinterher.

Unsere Reise geht langsam zu Ende. Wir nähern uns unserem Ziel. Wir an Bord machen das Beste draus und erleben weiterhin noch besondere Momente, die bis Kiel anhalten sollten. Vor uns steht die Schiffsübergabe und unser Blick ist starr geradeaus gerichtet. Wir sehen nur die nächste Welle und was im nächsten Wellental liegt, darüber hinaus machen wir uns so gut es geht keine Gedanken. Wir leben den Moment und genießen die Zeit in vollen Zügen.

KUS-Ticker

Montag, 12.04.2021

Etmal: 1,5 Seemeilen
Wetter: Lufttemperatur: 16°C, Wassertemperatur: 13,5°C, Wind: ENE 4

  • 8:00 Uhr Einlaufen in La Coruña
  • 8:45 Uhr Frühstück
  • 8:45 Uhr Diesel bunkern und Proviant an Bord nehmen
  • 9:00 Uhr Verlegen an die nächste Pier
  • 9:15 Uhr Ausladen des Mülls und Schiff kurz auf Vordermann bringen
  • 12:10 Uhr Auslaufen aus La Coruña und ab aufs offene Meer

Dienstag, 13.04.2021

Etmal: 102 Seemeilen
Wetter: Lufttemperatur: 15,8°C, Wassertemperatur: 14.0°C, Wind: ENE 6

  • 7:30 Uhr erstes Frühstück an diesem Morgen (Wachbetrieb fängt wieder an)
  • 8:00 Uhr Wind nimmt zu und Dünung wird immer höher (Gurtpflicht ist wieder angesagt)
  • 12:00 Uhr Mittagessen mit allen Wachen zusammen
  • 14:15 Uhr kleiner nautischer Unterricht von Lukas
  • 18:00 Uhr Abendessen