Probetörn
Sonntag, 30. Mai 2021 | 16:54 Uhr
Der Tag geht im Schneckentempo voran. Und doch geht alles so schnell.
Vorhin habe ich noch meine Bewerbung eingereicht und jetzt sitze ich hier und versuche last-minute meine Physik-Hausaufgabe zu machen, obwohl ich nur daran denken kann, dass gleich DER Probetörn beginnt.
Nur noch wenige Minuten und das, worauf ich schon fast zwei Monate warte, worüber ich mir so viele Gedanken gemacht habe und mich auch gefragt habe, wie das überhaupt gehen soll, (ein Online-Probetörn) beginnt.
16:58 Uhr
Es ist so weit. Ich öffne meinen E-Mail-Account, klicke auf den Link und die Panik steigt.
Was ist, wenn alles super komisch wird? Was ist, wenn ich gar nicht mit den Leuten reden kann? Was ist, wenn ich mich online nicht so zeigen kann, wie ich bin?
Während all diese Gedanken in meinem Kopf schwirren und mich meine Aufregung und Unsicherheit fast übermannt, öffne ich den Call. Plötzlich sehe ich Ruth. Sie begrüßt uns und erklärt den Ablauf des Probetörns. Sie ist freundlich. Ich blicke in so viele fremde Gesichter und so schnell verwandelt sich die ganze Anspannung in Aufregung, in pure Freude. Wir sollen uns vorstellen und mein Kopf fängt wieder an zu denken.
So einfach rutscht man in die besten Tage seit langer Zeit.
In den ersten Minuten in der Kleingruppe ist schon alles Eis gebrochen, man redet, lacht und lernt sich kennen. Es ist schön, endlich neue Menschen „sehen“ zu können und gemeinsam über alle möglichen Themen zu diskutieren. Das Draußenschlafen ist aufregend, aber auch etwas gewöhnungsbedürftig. Am Montag sind die ersten Aufgaben anspruchsvoll und gleichzeitig einfach zu lösen (obwohl die Gruppe zu Beginn etwas chaotisch ist).
Alles klickt irgedwie, fast wie in einem Uhrwerk. Es passt.
Wir bleiben bis spät abends im Call, spielen Spiele und reden über alles Mögliche. Wir essen Frühstück, Mittag und Abend zusammen. Wir lernen die anderen Kleingruppen kennen und erfahren alles über die Reise, auf die wir alle sehnlichst gehen wollen.
Es ist wie eine Pause. Von der Schule, von Corona, von der Familie. Eine Pause, die voll mit Lachen und Freude ist. Es ist wie ein Campingtrip ohne Trip.
Und plötzlich ist es fast vorbei. Es ist Donnerstag Mittag, wir bereiten noch die letzten Dinge für den Bunten Abend vor und ich realisiere, dass es heute Abend keine Aufgaben für morgen geben wird, kein Frühstück mit den anderen und dass ich in mein Leben zurückstarten werde. Aber irgendwie macht es mich nicht traurig. Ich freue mich, die letzte Zeit auskosten zu können und diese tollen vier Tage genossen haben zu können. Ich bin gespannt, ob ich diese Menschen, die mittlerweile schon meine Freunde sind, wiedersehen werde und, ob diese Reise für mich weitergeht. Aber für Traurigkeit ist da kein Platz. Es ist eher ein erfülltes Gefühl von „keine Ahnung was“. Es fühlt sich einfach gut an.
Der Probetörn. Der Online-Probetörn. Es ist ein Erlebnis – eine Reise? Es ist definitiv eine magische Zeit. Die in Erinnerung bleiben wird. Sicherlich.