Dominica Landaufenthalt Regenwald

Schmatzend lösen sich unsere komplett nassen Wanderschuhe vom schlammigen Urwaldboden.  Das Einzige, das man sonst noch hört, ist unser gelegentliches Fluchen, wenn wieder jemand in ein knietiefes Schlammloch gestiegen ist, das entspannte Singen von Antoine unserem Guide und natürlich die Geräusche des Urwaldes. Plötzlich höre ich ein Rascheln links über meinem Kopf, hoch oben in den Baumwipfeln. Das Nächste was ich höre ist der Schrei eines Mitschülers: ,, Wow, Warschau Papagei“. Nach kurzer Suche entdecke ich ihn, ein grün-rotes Etwas, das sich hoch in die Lüfte emporschwingt und elegant zwischen den riesigen Bäumen gleitet. Ich habe selten etwas Schöneres gesehen als diesen wunderschönen Vogel vor dieser wunderschönen Kulisse, die der Regenwald von Dominica bietet. 

Ich habe in diesem Blog drei Buchstaben erwähnt, die zusammen gesetzt den Landaufenthalt im Regenwald nicht besser beschreiben könnten: W-O-W. Bei fast keinem Landaufenthalt wie diesen 9 Tagen, die wir auf Dominica verbracht haben, habe ich so viele Eindrücke von dem jeweiligen Land gesammelt, wie in den knapp 1,5 Wochen. In genau diesem Zeitraum, den wir hier verbracht haben ist mir eines ganz besonders klar geworden, nämlich was für ein Paradies Dominica ist.

Und Teil dieses Paradieses ist der Regenwald, der für 3 Tage unser Zuhause sein sollte. Wir sind Teile des Waitukubuli-Wanderweges gelaufen, dem einzigen Fernwanderweg der Karibik. Waitukubuli ist der eigentliche Name Dominicas, denn so nennen die Ureinwohner ihre Insel oder haben sie genannt, bis Kolumbus die Insel nach dem lateinischen Wort für Sonntag benannt hat. Genau auf diesem Trail haben wir am ersten Tag unserer Wanderung begonnen.

Das Erste, was uns begrüßt hat, als wir aus dem Bus ausgestiegen sind, war nicht etwa der Klang des Urwaldes, sondern der Klang von Starkregen. Die Regenschutzhüllen wurden um die Rucksäcke gemacht und los ging es. Trocken ist am ersten Tag leider gar nichts bis auf die Rucksäcke geblieben, denn der Starkregen hat die ohnehin schon schlammigen Wanderwege in Bäche verwandelt und schon bald kam das Spiel auf, dass bei jedem Sturz der Gestürzte 1 Euro in die Cola-Kasse zahlen musste. Leider hat sich diese Kasse rasch gefüllt. Und während wir da so dampfend und in nassen Schuhen, da wir schon drei Bäche knietief durchwaten mussten, vor uns hin marschiert sind, kam mal wieder ein neues Geräusch dazu.

Neben dem Prasseln des Regens auf die Blätter über uns kam noch ein intensiveres Prasseln dazu. Zweifelsfrei wurde es auch durch Wasser ausgelöst, hörte sich aber stärker an. Genau in dem Moment als ich darüber gerätselt habe, dreht sich Antoine unser Guide zu mir um und sagt: ,,If you look to your right side, you will see the Middleham Waterfall“. Und plötzlich lichtete sich das Regenwalddickicht und gab den Blick auf ein wahres Naturschauspiel frei. Knapp 100 m über uns schossen große Wassermassen aus einer Öffnung im Felsen nur um eine parabelförmige Bewegung zu beschreiben und mit ohrenbetäubendem Prasseln keine 5 m von uns entfernt auf einem Naturpool aufzuschlagen. Und das alles mitten in einem verregneten Urwald war eine traumhafte Kulisse.

Den Rest des Tages sind wir unter dem dichten Blätterdach über schlammige Wege und rutschige Klettersteige zu unserer Unterkunft gewandert. Die Trekkinghosen und Schuhe wurden mit der Zeit immer schmutziger und die Gesichter immer müder, aber auch immer glücklicher, denn die Stimmung in der Gruppe war immer gut und entspannt und alle waren beeindruckt von den Urwaldriesen, dem Wasserfall, den Papageien und der ganzen Natur an sich. Kurz bevor wir die Straße erreicht haben, die uns zur Unterkunft geführt hat, sind wir einmal bis zu den Hüften in einen Bach gestiegen um alles auszuspülen. Obwohl wir den Tag alle sehr genossen haben, waren wir auch froh als wir auf die Straße und letztendlich auch zur Unterkunft gekommen sind und dort einen entspannten Abend mit vielen Gesprächen und einer leckeren Suppe beenden konnten, in der gelegentlich Käfer schwammen. Am Ende haben wir Jungs zu viert in einem Doppelbett geschlafen, trotzdem konnte ich mich nicht daran erinnern jemals bei KUS besser geschlafen zu haben.

Am nächsten Morgen, ging es wieder früh weiter. Zwar in gespülten, aber leider nicht trockenen Schuhen. Mit Derek, unserem Guide für heute, der in Fluch der Karibik 2 mitgespielt hat, ging es über einen flacheren nicht ganz so bergigen Weg zum Emerald Pool. Mit den vielen Höhenmetern hat sich auch noch ein anderer nicht ganz so angenehmer Begleiter von uns verabschiedet: der Regen. Die Sonne schien und der Weg bis zum Pool war sehr angenehm.

Und der Pool? Der war tatsächlich wunderschön, nochmal um einiges schöner als der Wasserfall.  Wir sind dort komplett schlammig und durchgeschwitzt angekommen und plötzlich lag dieser Pool vor uns. Ein Naturbecken unter einer Felswand aus der das Wasser nur so heraus schießt und einen Wasserfall bildet. Drumherum grün und das sanfte Plätschern des Baches welcher aus dem Pool fließt. Man hört ihn aber nur, wenn man ganz genau hört, denn das starke Prasseln des Wasserfalls übertönt es fast komplett. Genau in diesem Pool waren wir dann baden, sind von Steinen reingesprungen und haben unsere Namen an die Wand hinter dem Wasserfall geschrieben, zu dem KUS 21/22, das schon eine der früheren Gruppen dort hinterlassen hatten.

Nach einer ausgiebigen und entspannten Mittagspause am Pool, hat uns Derek zu einer beeindruckenden Plattform geführt von der man einen tollen Ausblick über einen großen Teil des Waldes hatte. Und dort ist uns ein alter Bekannter wieder begegnet: ein grün-roter Papagei der elegant über die Baumwipfel glitt. Leider führte uns der Weg die nächsten 2 Stunden an der Straße entlang, bevor wir wieder auf dem Weg gewandert sind, unter 5m hohen Bananenpflanzen bis hin zu einem Fluss, denn wir überqueren mussten. Leider war das trocken nicht möglich, denn der Fluss war 15 m breit und ziemlich tief. An der Straße die hinter dem Fluss lag, haben wir uns mit dem Bus abholen lassen, weil manche an ihre Grenzen gekommen sind und nicht mehr konnten.

Von dort sind wir 15 min bis zum Restaurant mit wunderschönem Blick über die ganze Bucht gefahren, wo wir sehr gut zu Abend gegessen haben. Im Dunkeln ging es dann zu unserer Unterkunft, wo sich immer zwei Leute ein Zimmer geteilt haben und wir nicht zu viert in einem Doppelbett schlafen mussten. Den Abend haben wir alle zusammen auf der Terrasse verbracht, dem nahen Meer beim Rauschen zugehört und lange geredet. Es war ein sehr gelungener Abschluss für einen sehr anstrengenden Tag. 

Leider war der dritte auch schon der letzte Tag unserer Wanderung. Begrüßt wurden wir um 6:30 Uhr von einem wunderschönen Sonnenaufgang mit Blick auf eine malerische Bucht, die wir gestern Abend nur gehört und nicht gesehen haben. Nach einem etwas fettigen Frühstück ging es in die mal wieder nassen Wanderschuhe, auf zu einem Salzwasserpool mit malerischem Ausblick über die Küste von Dominica. Leider war unsere letzte Wanderung nach 3 Stunden auch schon wieder vorbei, denn wir mussten zurück nach Portsmouth zu einem Termin. Abgeholt wurden wir von Toni, dem Architekten des Hauses in Marigot, der uns im Rekordtempo zurückgebracht hatte.

Abschließend lässt sich sagen, dass die drei Tage im Regenwald voller Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen waren. Es war mehr so, wie eine neue Welt zu erleben und entdecken. Diese Momente und vor allem den Moment, als ich das erste Mal in meinem Leben einen Papagei in freier Wildbahn gesehen habe, werde ich niemals vergessen. 

KUS-Ticker:

Dienstag, der 01.02.2022

  • 06:00 Uhr: Aufstehen
  • 07:00 Uhr: Busabfahrt
  • 08:30 Uhr: Wanderungsstart
  • 12:30 Uhr: Mittagspause
  • 17:00 Uhr: Ankunft an Unterkunft
  • 19:00 Uhr: Abendessen

Mittwoch, der 02.02.2022

  • 06:30 Uhr: Aufstehen
  • 08:00 Uhr: Wanderungsstart
  • 12:00 Uhr: Baden im Pool und Mittagspause
  • 16:00 Uhr: Wanderungsende
  • 18:00 Uhr: Abendessen         

Donnerstag, der 03.02.2022

  • 06:15 Uhr: Aufstehen
  • 08:00 Uhr: Wanderungsbeginn
  • 12:00 Uhr: Pool
  • 13:30 Uhr: Abfahrt nach Portsmouth