Zweite Schiffsübergabe & der Nordatlantik zeigt seine wahre Seite

Heute wurde das Schiff offiziell dem neuen Schülerkapitän Johannes übergeben. Nachdem die Schiffsübergabe um 4 Tage, auf Grund von schlechtem Wetter, nach vorne verlegt worden ist, gab es einen Vorlauftag, an dem zwar schon die neue Schülercrew übernommen hat, aber der eigentliche Stamm noch unterstützend geholfen hat. Das ist heute, seitdem das Schiff ganz übergeben wurde, anders. Nun muss die neue Schüler-Schiffsführung uns nur mit Astronomischen Instrumenten zu unserem Ziel, den Azoren, bringen. Das wird aber wohl schwieriger als anfangs gedacht. Seitdem heute Mittag eine Kaltfront über uns gezogen ist, die herausfordernde Wetterbedingungen mit in Böen 9 Bft mit sich brachte. Das ist nach mehr als 2 Wochen angenehmes Segeln auf dem Nordatlantik eine ganz schöne Umgewöhnung für uns. Auch ist es das erste Mal seit dem Englischen Kanal, dass wir wieder mit Gurten in der Backschaft stehen. Zudem wurde jetzt erneut eingeführt, dass wir ab sofort, aus Sicherheitsgründen, zeitweise nicht mehr ohne Sicherheitsgurt an Deck dürfen.

Aber jetzt heißt es erstmal für die neue Schiffsführung ihr Astronomisches Geschick zu zeigen, was bei einem solchen Wetter natürlich gar nicht so einfach ist. Wenn sie es dann geschafft haben, die Sonne oder die Sterne zu schießen, ohne dabei komplett nass zu werden, dann heißt es rechnen, um mit Hilfe von speziellen Seekarten (Plottingsheets) die errechnete Position zu ermitteln.

Da nun für alle Schüler die elektrischen Geräte nicht mehr zu Verfügung stehen, gibt es auch neue Aufgaben, die die andere Schülerbesatzung nun machen muss, welche nicht zu den „normalen“ Aufgaben dazu zählen. So muss nun halb-stündlich eine Relings Logge durchgeführt werden. Damit lässt sich dann seine aktuelle Geschwindigkeit, ohne Einberechnung von äußeren Einflüssen wie z. B. Strömung, ermitteln. Das geht einfacher als es sich anhört.

Dazu muss eine Person zu einer bestimmten Zeit vorne auf die Back (das Vorschiff) gehen und Biomüll über Bord werfen. Auf dem Achterdeck steht dann eine weitere Person mit einer Stoppuhr, die dann die Zeit misst: von dem Moment an, wo der Biomüll neben der Markierung vorbei schwimmt. Das lässt sich dann einfach mit der Geschwindigkeitsformel (v=s/t) berechnen. Dabei wird statt Meter in Meridiantertien gerechnet. Zwischen den beiden Markierungen sind es 65 Meridiantertien (1 Meridiantertie ist ca. 0,5 Meter), das heißt dann, z. B. v=65/16 s. Da man in Medianterzen rechnet ist das Ergebnis direkt in Knoten. Würde der Müll wie im Beispiel 16 Sekunden brauchen, wären wir 4 Knoten schnell.

An der Sache ist leider der Nachteil, dass die Person, die den Müll am Vorschiff über Bord wirft, in den meisten Fällen nicht wieder trocken zurückkommt. 

Somit ist die Stimmung trotz dem, dass einige wegen dem starken Wellengang wieder seekrank sind, ziemlich gut. Auch wenn einige sich im Nachhinein doch kein schlechtes Wetter oder starken Wellengang gewünscht hätten. Mir macht es bei mehr Wellengang noch mehr Spaß, während der Wache zu steuern oder Segel zu setzen, auch wenn es sein kann, dass man einmal von einer Welle geflutet wird.

KUS-Ticker

Sonntag, der 06.03.2022

Mittagsposition: 36° 21,6´N 36 °26,1´ W
Etmal: 116,2 sm, Durchschnittsgeschwindigkeit: 4,8 kn
Lufttemperatur: 18°C, Wassertemperatur: 18°C

  • 11:00 Uhr: Manöver Halse
  • 12:00 Uhr: Mittagessen
  • 15:00 Uhr: Geburtstagskuchen für Judith
  • 16:00 Uhr: Endgültige Schiffsübergabe
  • 18:00 Uhr: Abendessen