EU-Flaggen und riesige Supermärkte

Der erste Schritt an Land, eigentlich ein Schritt wie jeder andere, oder etwa nicht?  Nein, der Schritt von Bord an die Pier, den ich am 10.03.22 gegen 17 Uhr gemacht habe, war eine andere Art von Schritt als jene Art, mit der man zur Schule oder zum Einkaufen geht. War es der Schritt an eine Pier nach einer weiteren Seeetappe? Nein, es war der Schritt an eine ganz besondere Pier. Denn genau das ist die Pier des Hafens von Horta für Fahrtensegler aus aller Welt, die den Atlantik überquert haben. Hier hinterlässt fast jeder Fahrtensegler, der auf den Azoren vorbeikommt, ein Logo auf der mittlerweile schon sehr bunten Pier und es war auch nicht das Ende irgendeiner Seeetappe. Es war das Ende der schönsten Seeetappe der Reise bisher und für uns alle die zweite Atlantiküberquerung. Außerdem war es ein Schritt zurück nach Europa.

Das waren meine Gedanken als ich zwei Stunden nach Anlegen an der Pier saß und die ganzen Logos der früheren KUS-Reisen betrachtet und mir vorgestellt habe, wie die früheren Jahrgänge einen ähnlichen Weg an den beeindruckenden Felsen und Steilküsten vorbei genommen haben, und habe mich gefragt, ob sie ähnlich beeindruckt von der wundervollen grünen Landschaft gewesen sind, wie ich es war, als die Insel langsam von einer unscharfen Silhouette zu einer klaren Landmasse wurde. Wir haben Gischt gesehen, die so stark in die Felsen reingekracht ist, dass das Wasser sicher mehrere Meter hoch in die Luft geschleudert wurde. Den Eindruck, den ich seit dem ersten Blick auf die Azoren und ihrer Landschaft hatte, hat sich in den letzten Tagen sehr verstärkt. Ich weiß noch genau, wie wir auf der ersten Etappe den englischen Kanal passiert haben und ein wenig habe ich mich an diese Zeit erinnert gefühlt, als ich am nächsten Tag an Deck gekommen bin und die Insel Faial zum ersten Mal im Morgenlicht gesehen habe.

Im Vordergrund der Hafen mit seinen scheinbar unzähligen Yachten und der Alexander von Humboldt II, dahinter das schöne beschauliche Städtchen Horta mit seinen engen Gassen und dem so bekannten Seglertreff Peter Café Sport. Umschlossen wird die Stadt von einer kleinen Bergkette, die zum Teil steil ist, zum Teil nicht, an manchen Stellen bewaldet ist und an manchen nicht. Als ich mich um 180 Grad gedreht hatte, war ich sehr beeindruckt von dem, was ich gesehen habe. Als ich über die Pier, an ein paar anderen KUSis vorbei und über 3 sm Wasser hinweggesehen hatte, blickte ich auf den im dunstigen Morgenlicht erscheinenden Vulkan Pico, der auf der namentlich gleichen Insel Pico liegt.

In diesem Augenblick habe ich mich ein zweites Mal an ein anderes Erlebnis auf der Reise erinnert gefühlt, nämlich an den Pico de Fogo, auch ein Vulkan den wir auf der Reise schon bestiegen haben. Dieser über 2000m hohe Berg aus Vulkangestein beeindruckte mich sehr. Weil ich schon die ganze Zeit über die Erinnerung an frühere Erlebnisse schreibe, werde ich es gleich wieder tun.

Aber die Stadt Horta erinnert mich nicht an eine Erinnerung, die ich auf der Reise dazu gewonnen habe, sondern an ganz unzählige Erinnerungen, die ich in den ersten 15 Jahren meines Lebens gesammelt habe. Denn die kleine Stadt Horta, die so wenig, aber irgendwie doch so viel mit meiner Heimatstadt München zu tun hat, erinnert mich an Zuhause. Ob das jetzt an dem riesigen Supermarkt oder an den EU-Flaggen auf den Nummernschildern liegt, weiß ich nicht so genau. Ich weiß nur, dass es ein Stück wie nach Hause kommen war, durch diese europäische Stadt zu laufen.

Von den Azoren bin ich total positiv überrascht. Gerade die Menschen hier sind sehr warmherzig und freundlich. Als ich erfahren habe, dass wir auf die Azoren fahren, hätte ich mir gewünscht, wir würden sie auslassen. Heute weiß ich, dass das rein aus nautischer Sicht nicht ganz möglich wäre und andererseits, dass die Azoren wunderschön und ein absoluter Geheimtipp für Touristen sind. Natürlich weiß ich, dass ich noch nicht annähernd viel von der Inselgruppe gesehen habe und freue mich sehr darauf, Landschaft und Menschen hier besser kennenzulernen.

KUS-Ticker

Freitag, der 11.03.2022

  • 08:00 Uhr: Frühstück
  • 09:00-13:00 Uhr: Reinschiff & Segel packen
  • 13:00-18:00 Uhr: Landgang
  • 20:00 Uhr: Film

Samstag, der 12.03.2022

  • 08:00 Uhr: Frühstück
  • 10:00-18:00 Uhr: Landgang
  • 18:30 Uhr: „Welcome to Europe“-Partybeginn