Unterwegs auf der wilden Insel Pico

11 KUSis, 2 Begleiter, 1 Ziel: das Erreichen unseres individuellen Waypoints, Spaß; unsere Hilfsmittel: 25 Euro pro Person, dazu Campingkocher, Zelte, Proviant. Die restliche Gestaltung unterlag unserer eigenen Organisation. Dazu hatten wir verschiedene Verantwortungsbereiche wie eine Projekt– sowie Wanderleitung, einen Kassenwart, Proviantmeister, etc. … verteilt. Anna und Johannes liefen als normale Gruppenmitglieder mit und durften nur im Notfall einschreiten.

Am Abend vorher hieß es, alles verteilt? Ja. An alles gedacht? Hoffentlich! Vorfreude? Definitiv!

Es kann losgehen!!

SONNTAG 1. Tag

0530 morgens. Verschlafen schäle ich mich aus meinem Schlafsack, einen Moment darauf wird bereits die Müdigkeit durch Vorfreude ersetzt. Vorfreude auf die kommenden vier Expi-Tage, in denen wir alles alleine organisieren müssen: von Übernachtungsplätzen bis zu Wanderrouten.

Der erste Tag begann zwar nicht mit optimalen Voraussetzungen: der Bus kam mit einer halben Stunde Verspätung und es regnete in Strömen, sodass man in kürzester Zeit bereits bis auf den letzten Fleck durchweicht war, aber das minderte unsere gute Laune nicht im geringsten. Im Gegenteil brachte der Regen auch lustige Momente mit sich, wie beispielsweise als uns zwei Bauern einen Unterstellplatz in einem alten, stapelweise mit Kuhfutter gefüllten Container anboten. Wir versuchten diese beiden nach einer möglichen, trockenen Übernachtungsmöglichkeit zu fragen. Die Betonung liegt jedoch auf versuchten, da wir mit unserem Portugiesisch Wortschatz kein wirkliches Gespräch zustande brachten. Die Bauern riefen den Bürgermeister um Hilfe (den Bruder von einem der beiden), der im strömenden Regen mit seinem schicken Mantel zu uns in den Kuhfutter-Container kletterte.

Nach einigem Organisieren und Erklären kraxelten wir mit unseren Trekkingrucksäcken auf einen Pick-up und fuhren zu einem Partyraum. Ein trockenes Dach über dem Kopf, die Nacht war gerettet!!

Als unsere Kleidung halbwegs getrocknet (oder wir aufgegeben hatten, dass diese wieder trocknet) und alle wieder aufgewärmt waren, schlüpften wir in unsere nassen Wanderklamotten, um unser ursprünglich geplantes Ziel für den heutigen Tag zu erreichen, ohne Rucksäcke!

Über Lavafelder wanderten wir einen extrem schönen Wanderweg entlang der Küste zu einem Leuchtturm, unserem Wegpunkt.

Als wir bereits im Dunkeln zurückkamen, wartete eine nette Überraschung auf uns, denn ein Mann, der in der Nähe wohnte, lud uns zu sich in den Garten an ein Lagerfeuer ein. Alles, was bis jetzt noch nicht getrocknet war, bekam eine Trocknung/Räucherung. Bis spät in die Nacht saßen wir am Feuer, unterhielten uns mit dem Besitzer, tranken Kakao und aßen Reis mit Gemüse. So kann ein erfolgreicher Expi-Tag doch definitiv enden!

MONTAG 2. Tag

Nach einem kurzen, jedoch sehr schönen Stück Küstenwanderweg, das sich landschaftlich als sehr ähnlich wie das gestrige herausstellte und einer Busfahrt kamen wir unserem heutigen Ziel deutlich näher. Wir planten, heute durch das Naturreservat zu wandern – die Schwierigkeit: Bis zum Anfang des Wanderwegs mussten wir noch einige Kilometer entlang der Straße wandern. Auf einen Pick-up-Fahrer redeten wir teils auf Portugiesisch teils auf Englisch ein, bis er uns ein gutes Stück mitnahm, extra noch einen Umweg für uns fuhr, um uns noch Weinberge zu zeigen und uns ein langes Stück monotonen Fußmarsch ersparte.

Der tatsächliche Wanderweg stellte sich als ein sehr steiler Weg heraus, den wir motiviert Stück für Stück erklommen. Er gefiel mir persönlich sehr gut, da er sich von dem gestrigen deutlich unterschied und durch die Abwechslung von der Anstrengung aufgrund der Steigung, die durch das Gewicht unserer Trekkingrucksäcke noch verstärkt wurde, ablenkte. Am Ende landeten wir auf einer matschigen Kuhweide, sprangen von trockener zu trockener Stelle bis wir schließlich, nach der letzten Hürde, einem Graben, wohlbehalten den See, unseren heutigen Übernachtungsplatz, erreichten. Nach der Anstrengung des heutigen Tages um die Ecke zu kommen, nur noch die letzten Meter vor sich zu haben, dazu den Sonnenuntergang und den See, der alle Erwartungen übertraf! Es war einfach ein tolles Gefühl. Ein Gefühl, so viel geschafft zu haben!

Pause gönnten wir uns jedoch kaum, denn es mussten vor der Dunkelheit noch Zelte aufgebaut, trockenes Feuerholz gesammelt und Essen gekocht werden. Schlussendlich aßen wir aber, mitten an einem wunderschönen See auf Pico an einem Lagerfeuer zu Abend. Das ist doch richtiges Expifeeling!

DIENSTAG   3. Tag

Nach einem sehr entspannten Morgen mit unbeabsichtigtem Ausschlafen, dem Pico, dessen schneebedeckte Spitze die Wolken durchbrach, und einer leckeren Portion Porridge hieß es erst um 12.45 Rucksäcke aufsatteln und Abmarsch. Wiesen, Straßen, vorbei an einem See und verschiedenen Kuhweiden, mit Blick auf den Pico, der hin und wieder die Wolken durchbrach, das Meer, Kühe, unterschiedlichste Landschaften durchwanderten wir heute auf mehr oder weniger unterschiedlichen Wegen. Mein Highlight an Wegen war heute das letzte Stück Wanderweg, als wir anfangs querfeldein über eine matschige Wiese wateten, in der Hoffnung, diese noch mit trockenen Schuhen zu verlassen, denn hier wurde einem kein Fehltritt gegönnt. Der Weg endete vor einem Gatter, ab wo es dann erst richtig spannend wurde, denn der Weg glich eher einem sehr dünnen Pfad, der teils durch den Matsch, bergab an glitschigen Steinen entlangführte oder man sich mit seinem breiten Rucksack durch die Bäume pressen musste. Ich genoss den Weg jedoch sehr, da er meine ganze Konzentration erforderte und mich so von der Schwere meines Rucksacks und meinen schmerzenden Füßen ablenkte.

Abends kamen wir in São Roque an, wo direkt ein super Übernachtungsplatz auf uns wartete, den Hannah und Anna bereits für uns gefunden hatten: die Feuerwache. Nach einer interessanten Campingkocher Milchreis-Aktion vor der Feuerwache, bekamen wir noch eine Feuerwehrführung und durften alles genaustens inspizieren.

Abschließend fand ich die Expi eine echt tolle Zeit, da es mir Spaß machte, mit allem, was man in den vier Tagen braucht unterwegs zu sein und so total frei in der Planung zu sein. Außerdem haben wir uns als Gruppe super verstanden und hatten wirklich viel Spaß und lustige Momente zusammen. Meinetwegen hätte die Expi gerne noch einige Tage länger gehen können…

KUS-Ticker

Gruppe 2

Sonntag, der 20.03.2022

  • 05:30 Uhr: Wecken
  • 07:30 Uhr: Abfahrt der Fähre
  • 10:00 Uhr: Bus nach Piedade
  • Nachmittags Wanderung zum Ponta da Ilha

Gesamtkilometer: 9 km
Durchschnittsgeschwindigkeit 4 km/h

Montag, der 21.03.2022

  • 06:30 Uhr: Wecken
  • Küstenwanderweg nach Ribeirinha
  • Busfahrt nach Prainha de Cima
  • Wanderung durch das Naturreservat

Gesamtkilometer: 12,7 km

Dienstag, der 22.03.2022

  • 09:30 Uhr: Wecken
  • 12:45 Uhr: Abmarsch
  • Verschiedene Wanderwege
  • 19:45 Uhr: Ankunft in São Roque
  • 22:00 Uhr: Feuerwehrführung     

Gesamtkilometer: 16,2
Durchschnittsgeschwindigkeit: 4,8 km/h

Mittwoch, der 23.03.2022

  • 05:45 Uhr: Wecken
  • 07:10 Uhr: Bus nach Madalena
  • Frühstück in Madalena & Feedbackrunde
  • 11:30 Uhr: Fähre nach Horta
  • 13:00 Uhr: Ankunft an Bord & Ende der Expi