Freizeit auf der Thor Heyerdahl – die Freiwache

So langsam kehrt ein Alltag ein. Ein ganz neuer Alltag für uns alle. Die Wachen geben eine Struktur für unseren Tag vor, doch was genau passiert denn alles dazwischen? Wenn es gerade kein außergewöhnliches Programm gibt, können wir uns die Zeit selbst einteilen und überlegen, wie wir diese verbringen wollen. Manchmal müssen noch Beauftragungen erledigt werden, doch wenn auch diese abgearbeitet wurden, ist die Freizeitgestaltung jedem selbst überlassen.

Heute zum Beispiel gab es die erste Brot-Backschaft, da sich unsere Brotbestände langsam dem Ende zuneigen. Eine große Menge an Laiben wurde in der Messe vorbereitet. Während an dem einen Tisch kiloweise Mehl in die Schüsseln rieselte und der Teig an den Händen klebte, packten andere am nächsten Tisch eine Nähmaschine aus. Gemeinsam wurde gefachsimpelt und sich darüber beraten, wie das weitere Vorgehen aussehen soll. Um die vergangenen Tage auf der Biskaya Revue passieren zu lassen, schrieben am nächsten Tisch zwei KuSis Tagebuch und hielten so die Sichtung der Delfine fest. Währenddessen ertönte die Querflöte von Ferdinand, dessen Klang alle ein wenig beeindruckte. Jemandem, der in diesem Moment die Messe betreten hätte, wäre eine vielseitige Geräuschkulisse entgegengekommen. Die Nähmaschine gab ein gleichmäßiges Rattern von sich, das Kneten der Brotteige ein sanftes Matschen und Schmatzen und die Querflöte übertönte all diese Geräusche mit ihrer gespielten Melodie. Ein solch breites Spektrum der Laute und Geräusche ist unter Deck und an Deck oft zu hören. Abends wird es meist erst spät leise auf der Thor. Die eine Seite der Messe wird mit Gesang und Gitarrenspiel ausgefüllt, während am Nachbartisch impulsiv

Monopoly gespielt wird und das Ärgernis des Straßenkaufs eines Mitspielers auf der ganzen Thor zu hören ist. In diesem ganzen Trubel sitzen mittendrin KuSis, die versuchen einen Brief zu schreiben, der bald nach Hause geschickt werden soll, um von den Erlebnissen zu berichten. Auch die Bibliothek platzt abends meist aus allen Nähten. Um hier einen der begehrten Plätze zu ergattern, muss man sich meist direkt nach dem Abendbrot auf den Weg dorthin machen. Immer mal findet sich eine kuschelige Runde zusammen, in der Christian von einem kleinen Klabautermann vorliest.

Auch tagsüber und bei gutem Wetter gibt es an Deck viele Möglichkeiten die Freizeit zu nutzen. Während sich die Fahrwache um das Segeln und Weiterkommen kümmert, haben alle anderen die Möglichkeit ins Rigg zu klettern und sich die Umgebung mal aus einer anderen Perspektive anzuschauen. Nach dem Aufstieg bis zum Masttopp kann man den Sonnenuntergang beschauen und einfach den Moment genießen. 30 Meter weiter unten laufen KuSis übers Deck und geben ihr Bestes bei einer der vielen Tampenronden. Nach ungefähr vier Wochen, die wir nun unterwegs sind, sorgen die vielen verschiedenen Tampen nicht mehr für so große Verwirrung wie am Anfang. Auf welchem Nagel nun die Schot für die Breitfock, der Niederholer des Außenklüvers oder doch das Fall vom Großstengestag liegt ist gar nicht so einfach zu lernen, aber langsam kehrt auch hier eine Routine ein.

Auf der Thor bleibt man oft an Orten mit interessanten Gesprächen, Konversationen und Diskussionen hängen. Es gibt auf jeden Fall immer einer Menge zu tun, sodass man abends oft zwischen einer netten Spielerunde und genügend Schlaf entscheiden muss. Zum Glück haben wir alle ja noch fünf Monate Zeit, um viele besondere, einzigartige, wundervolle und einprägsame Momente gemeinsam zu erleben.

KUS-TICKER

Mittwoch, 09.11.2022

Mittagsposition: 43°37,4’N; 008°24,8’W
Etmal: 44,6 sm
Wetter: sonnig; Temperatur: Luft 17,5°C, Wasser 15,5 °C; Wind: SW 3-4

  • 01:30 Uhr Ablegen in Celeiro
  • 17:30 Uhr Delfinsichtung am Bug der Thor

Donnerstag, 10.11.2022

Mittagsposition: 42°09,1’N; 009°29,6’W
Etmal: 114,6 sm
Wetter: sonnig; Temperatur: Luft 18 °C, Wasser 18°C; Wind: SW 2

  • 11:00 – 17:30 Uhr Brot-Backschaft