Neue Etappe, neuer Bordalltag

Die neue Etappe, die Atlantiküberquerung, bringt uns ganz neue Aufgabenbereiche, die unseren Bordalltag komplett verändern.  Der tägliche Unterricht beginnt, die Praktika starten, die KUSis leiten jetzt die Backschaft und der Pool auf der Back wird eröffnet. Ich habe zwar meistens nur noch mit einem anderen Jugendlichen und zwei Stammmitgliedern zusammen Wache, erstaunlicherweise geht das aber ziemlich gut und ist auch sehr entspannt, da so die Rollen klarer verteilt sind und man auch mehr ins persönliche Gespräch kommt.

Die Schule hier an Bord ist kaum zu vergleichen mit der, die wir von zu Hause kennen. Zuerst einmal sind wir nur zu siebzehnt in einer Unterrichtsgruppe. Außerdem machen wir sehr viele praktische Dinge, zum Beispiel sezieren wir im Biologieunterricht fliegende Fische, die an Deck gelandet sind, ermitteln den Sauerstoffgehalt des Wassers, das uns umgibt, oder bestimmen durch treibenden Biomüll die Geschwindigkeit der Thor. Jeder darf ein Wahlpflichtfach wählen. Dazu zählen zum Beispiel Meeresbiologie und astronomische Navigation, die wir später brauchen werden, wenn wir bei der zweiten Schiffsübergabe nur mit dem Stand der Sterne und der Sonne navigieren werden. Unterricht an Bord der Thor ist immer spannend, abwechslungsreich und etwas Besonderes. Meistens haben wir draußen Unterricht und dann heißt es manchmal: „Wal an Steuerbord!“. Dann springen alle auf und quetschen sich an die Reling, sodass der Unterricht kurz warten muss. Die ganze Zeit wird durch die Wellen Wasser über das Deck gespült und ich spüre ein angenehmes und kühles Kribbeln an meinen Füßen. Gleichzeitig scheint die Sonne hell von oben auf uns herab und hinterlässt ein warmes Gefühl auf meiner Haut. Wenn ich meinen Blick – natürlich immer nur ganz kurz – von der Tafel abwende und ihn über die tiefblauen Wellen schweifen lasse, sieht man hin und wieder fliegende Fische, die erstaunlich weit und nur ganz knapp über den weißen Schaumkronen gleiten. In solch einer Umgebung lernt es sich viel einfacher.

Jeder hat auf der Reise die Möglichkeit ein Praktikum durchzuführen.  Es findet immer an Wachtagen statt und zieht sich über eine Woche, sodass man abwechselnd Unterricht und Praktikum hat. Man kann entweder ein Praktikum im Bereich der Maschine, im Proviant oder beim Bootsmann absolvieren. Wir werden dann genauer in diese Bereiche eingewiesen und erhalten einen kleinen Einblick, wie es ist, dort zu arbeiten. So lernt man bei unserem Maschinisten Willi die Bedienung und Funktion unseres Stromgenerators, der Osmoseanlage sowie unserer Hauptmaschine. Mit den Proviantmeistern Paula und Oli kann man die Gerichte für die nächsten Tage planen und unseren Proviant kontrollieren. Beim Bootsmannpraktikum mit Julius klettert man viel im Rigg, um die Takelage oder Segel zu reparieren.

Eine Aufgabe der Bootsmannpraktikanten Lucian und Johanna war diese Woche für uns alle sehr interessant: Sie haben für uns einen Pool auf der Back, also ganz vorne auf dem Schiff, aufgebaut, der mit Atlantikwasser gefüllt ist. Am Mittwoch war der Pool bereit für die Eröffnung – ein großes Event! Die Proviantpraktikanten Johannes und Miriam haben zu Ehren unseres „Virgin Poolito“, wie der Pool getauft wurde, selbstgemachte Cocktails und Wassermelone serviert und jeder ist kurz ins kühle Wasser hineingehüpft. Das wurde zeitweise zwar etwas eng, aber wir hatten viel Spaß und freuen uns darauf, uns ab und zu eine Abkühlung zu gönnen, bis wir endlich in das blaue Wasser der Karibik springen können.

KUS-Ticker

Mittwoch, 23.11.2022

Mittagsposition: 22°59,49,0‘N; 18°34,3’W
Etmal: 142 sm
Wetter: leicht bewölkt; Temperatur: Luft 22°C, Wasser 23°C; Wind: ENE 4

  • 08:15 Uhr Erster Unterrichtstag Gruppe A
  • 15:00 Uhr Einweihung des Pools

Donnerstag, 24.11.2022

Mittagsort: 22°59,32‘N; 19°42,27’W
Etmal: 125,5 sm
Wetter: leicht bewölkt; Temperatur: Luft 22°C, Wasser 23°C; Wind: NE 4

  • 08:15 Uhr Erster Unterrichtstag Gruppe B