Mein besonderes Erlebnis in Kuba

Wenn ihr mich fragt, was mein besonderes Erlebnis in Kuba war, dann werde ich keine eindeutige Antwort wissen. Es ist unglaublich viel passiert, wir haben so viel gesehen und gelernt, dass ich nicht mal mehr mit dem Tagebuch schreiben hinterherkomme. Ein besonderes Erlebnis folgte dem anderen.

Und doch bleibe ich immer bei diesem einen Tag hängen, wenn ich an unsere Zeit in Kuba zurückdenke. Nachdem wir zwei Tage an der Federico-Engels-Schule verbracht hatten, waren wir für drei Nächte im Viñales-Tal. Dort hatten wir tolles Programm und haben coole Ausflüge unternommen. Danach sind wir wieder nach Pinar del Rio zurückgekehrt.

Als wir zum allerersten Mal an der Schule gewesen waren, waren uns die Schüler alle fremd. Wir hatten sie noch nie zuvor gesehen und ich dachte, dass es schwer werden würde, Freundschaften zu schließen, weil wir uns kaum verständigen konnten. Dabei wollte ich die kubanischen Schüler so gerne kennenlernen. Aber im Laufe der zwei Tage haben wir viel auf Englisch reden können, uns ausgetauscht und uns super verstanden. Ich hatte vor allem mit Dario und Mary viel gesprochen.

Das Besondere an dem Dienstag, dem Tag unserer Rückkehr, war dieser eine Moment, als wir in der Schule angekommen sind und ich Dario zur Begrüßung umarmt habe. Ich habe mich so gefreut, ihn wieder zu sehen und in dem Moment habe ich gemerkt, dass wir wirklich Freunde geworden waren und unsere unterschiedlichen Sprachen und Kulturen keine Grenze zwischen uns gebildet hatten.

„Im Grunde sind es die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben“ – das hat Papa einmal gesagt und der Satz hat mich hier sehr inspiriert, da ich gemerkt habe, dass man ein Land gerade dann kennenlernt, wenn man mit den Menschen in Kontakt ist, die dort leben und sich mit ihnen anfreundet. Genau diese Freundschaften machen unsere Reise so wertvoll und können ein Leben lang bestehen bleiben. Durch Kuba zu fahren und alle Attraktionen des Landes abzuklappern hätte mir lange nicht so viel bedeutet, wie die gleichaltrigen Schüler hier kennenzulernen. Inzwischen habe ich das Gefühl, ich würde Dario schon ewig kennen und auch Mary habe ich ins Herz geschlossen, obwohl wir uns erst vor so kurzer Zeit das erste Mal gesehen haben.

Noch am gleichen Abend fand die Gala statt. Sie zählt definitiv zu meinen Highlights des Landaufenthalts. Wir haben auf der Bühne des riesigen Amphitheaters von der Schule vier Stücke aufgeführt, genauso wie die Kubaner vier Beiträge präsentiert haben. In dem Amphitheater war Platz für viele Schüler und es war ein unglaubliches Erlebnis, auf der Bühne zu stehen und gemeinsam mit den Musikprojekt Viva la Vida vor all diesen Menschen zu singen. Mit Klavier und Geige, mit Mikrophonen und Scheinwerferlicht. Und die Kubaner haben getanzt. Und wie sie getanzt haben! Ich habe noch nie so professionelle HipHop-Tänzer Live gesehen und Mary hat ein Solo aufgeführt, von dem ich so beeindruckt war, dass mir der Mund vor Staunen offen stehen geblieben ist. Ungelogen. Nachdem der letzte Applaus verklungen war, sind alle Schüler – inklusive uns – jubelnd auf die Bühne gelaufen und es wurde getanzt, gesungen und gelacht. Eine richtige Abschlussparty! Wir haben neue Tanzschritte gelernt, haben nicht nur eine Polonaise gemacht, sind Arm in Arm zur Musik in die Luft gesprungen und haben zum Rhythmus geklatscht. Ich habe Dario gefragt, ob er zur Verabschiedung kommt und auch Mary hat uns zum Bus begleitet. Dann hieß es Abschied nehmen. Abschied nehmen von unseren neuen Freunden. Abschied nehmen von den Menschen, die uns in so kurzer Zeit ans Herz gewachsen sind. Wir standen gemeinsam vor dem Bus, haben die Sterne betrachtet und uns versprochen, uns eines Tages wiederzusehen.

Abends im Hotel war ich überglücklich. Denn es waren die Menschen, die Jugendlichen in Kuba gewesen, die dem Landaufenthalt seinen Wert gegeben hatten. Und ich habe gelernt, dass mich jeder, den ich kennenlerne – egal aus welchem Land oder welcher Kultur er kommen mag – ein kleines Stückchen glücklicher macht.

Mein besonderes Erlebnis in Kuba war der Moment, als wir zur Schule zurückgekehrt sind und statt Fremde zu treffen, Freunde wiedergesehen haben.