Fish and Chips in Dover

Als Segelschiff sind wir logischerweise von Wind und Wetter abhängig, auch dann, wenn wir unter Maschine laufen. Die immer wieder wechselnde Wetterlage sorgt also für eine stets flexible Reiseplanung. So kam es, dass in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch kurzerhand beschlossen wurde, nicht südlich der Isle of Wight zu ankern, sondern bei Tagesanbruch im Hafen von Dover festzumachen. Die wirklich unglaublich enge Einfahrt zwischen den Wellenbrechen hindurch in Kombination mit starker Strömung und Wind erforderte noch einmal höchste Konzentration aller Beteiligten, insbesondere von Schiffsführung und Besatzung des Rescueboots. Letzteres wird unter anderem bei Anlegemanövern als eine Art Hafenschlepper genutzt und drückt uns beispielsweise bei ablandigem Wind gegen die Pier. In Dover war aber ein regelrechtes Einfädeln erforderlich, bei dem unser Klüverbaum (das ist der „Balken“, der über den Bug hinausragt und die vier vordersten Segel hält) den Wellenbrechern zeitweise bis auf einen halben Meter gefährlich nahekam. Netterweise unterstützte uns während des Manövers auch noch das örtliche Lotsenboot und half unserem Rescueboot beim Pushen (engl. drücken). Kurz nach dem Anlegen kamen vier Beamte des britischen Zolls an die Pier, ließen sich die Crewliste herüberreichen und vom Projekt berichten, sahen von weiteren Kontrollen aber ab. Da wir uns nun auch in einer anderen Zeitzone befanden, wurden alle Uhren an Bord vorgestellt und die Wachzeit der Wache 4 somit um eine Stunde verlängert.

Nachdem sich die Schülerschaft in einer demokratischen Abstimmung gegen die Ausgabe der Handys entschieden hatte, brachen die ersten Gruppen zum Landgang in Richtung Innenstadt oder, wie Toni, Sophie, Annika und Friedrich zu einer kleinen Wanderung auf die schon von weitem sichtbaren Klippen. Von den wenigen Menschen, die an diesem eher ungemütlichen Nachmittag auf den Straßen unterwegs waren, bekamen wir hilfreiche Wegbeschreibungen und Tipps zu den besten Fischbratküchen der Stadt. Für die Einheimischen muss es sich wie eine Invasion der roten Jacken angefühlt haben, denn an diesem Nachmittag war an fast jeder Straßenecke eine andere Gruppe KUSis im markanten Ölzeug anzutreffen. Aber auch der typisch britische Regen, der am Nachmittag einsetzte, hielt uns nicht davon ab, einmal authentische Fish and Chips zu essen, Scones zu probieren, die Stadt zu besichtigen oder einfach nur weitere Süßigkeiten zu bunkern. Torge und Kolja machten einen echten Schnapper: Für 3 pounds und 75 pence kauften sie einen ganzen Karton mit 1,3 kg Keksen, der im Anschluss unter der Ölzeugjacke trocken zur Thor gebracht wurde. Dafür musste das aus der Bordbank abgehobene Taschengeld natürlich erst einmal in einer Wechselstube oder teilweise auch direkt im Geschäft gegen britische Pfund eingetauscht werden. Als besondere Sehenswürdigkeit Dovers sind natürlich auch die white cliffs, die weißen Kreidefelsen, anzuführen, die es aber, wie wir am nächsten Tag beobachten konnten, natürlich es nicht nur in Dover, sondern auch sonst entlang der englischen Kanalküste und auch auf der französischen Seite gibt.

Nachts frischte der Wind deutlich auf und selbst innerhalb des Schutzhafens rollte die Thor seitlich hin und her, sodass sogar Detlef, unser Kapitän, zwischenzeitlich an Deck kam, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Weitere Leinen wurden von der Hafenwache, u. a. bestehend aus Marlene, Lukas, Guilhelm (Stammcrew) sowie Karla, Moritz, Martha und mir (Schüler*innen) gelegt und immer wieder durchgesetzt (strammer nachgezogen). Nach nicht einmal 24 h Stunden in Dover, in denen wir Erlebnisse für gefühlte drei Tage sammelten, liefen wir auch schon wieder aus mit Kurs nach West.

Viele Grüße aus englischen Gewässern
Konrad

KUS-Ticker

Mittwoch, 18.10.2023

Mittagsposition: 51°07’N; 001°19’E
Etmal: 0 sm
Wetter: Lufttemperatur: 14°C, Wassertemperatur: 15,5°C, Wind: NE 3

  • 09:00 Uhr: Festmachen Dover
  • 13:00 Uhr: „Geburtstagsfeier“ Beeke
  • 14:00 – 20:00 Uhr: Landgang

Donnerstag, 19.10.2023

  • 08:30 Uhr: Auslaufen Dover