Reiseblog

Die Handys sind zurück – doch irgendwas ist anders…

von Sophie

Plop, Plop, Plop – seit eineinhalb Tagen haben wir KUSis unsere Handys wieder zurückbekommen und die Nachrichten prasseln nur so auf mich ein. Völlig unvorbereitet werde ich aus der kleinen heilen Welt an Bord der Thor in die Außenwelt gerissen. Nach der Entscheidung, in der Schülerversammlung (eine Versammlung aller Schüler*innen an Bord, in der über Themen diskutiert und abgestimmt wird, die im Alltag an Bord aufkommen) unsere Handys für den Landgang in Santander wiederzubekommen, haben wir nun die Möglichkeit sie beim Verlassen des Schiffes mitzunehmen und sie anschließend bei der Rückkehr, spätestens um 22:00 Uhr, wieder abzugeben. Doch an diesem Freitag ist es etwas anders. Nach einer angenehmen Nacht ohne Seegang und einem leckeren Frühstück verkündete Ruth uns den Tagesplan. Erst Reinschiff und Backschaft, danach ein Wachtreffen mit Nautikunterricht (wobei mir Mathe in dieser Anwendung das erste Mal seit langem wieder Spaß macht) und zur Vorbereitung auf die anstehende Wanderung ein kleines Warm Up. Wer nach der Wanderung noch Lust hat, kann in der Stadt bleiben oder an Bord der Thor einen Kinoabend genießen.

Nun ja, leider war das Wetter anfangs ganz und gar nicht Spanisch… Es regnete. Doch anscheinend meinte es das Schicksal anschließend wieder gut mit uns (oder es hat gemerkt wie super wir geputzt und im Unterricht aufgepasst haben…) und gegen Mittag begann die Sonne wieder zu scheinen. Jeder freute sich, denn alle hatte Lust zu wandern und die Küste Spaniens wartete auf uns. Gemeinsam mit Iris und Michael, die uns den Weg weisen sollten, war unser Ziel der Leuchtturm in Soto de la Marina. Mit dem Bus fuhren wir den ersten Teil der Strecke und landeten in einer größeren Bucht, welche uns den Blick auf den offenen Nordatlantik zeigte. Es war beeindruckend. Die Wellen zerbarsten an den kantigen Klippen und das Einzige, was übrigblieb, waren weiße, glitzernde Wassermoleküle. Überall sah ich Kameras, begeisterte Gesichter und das Funkeln in den Augen, etwas Neues erlebt und gesehen zu haben. Leider brauchten wir dadurch, dass jeder auf dem Weg der Küsten entlang kurz stehen blieb, um zum Beispiel Fotos zu machen, so lange, dass uns Michael irgendwann verkündete, dass wir wohl den Leuchtturm nicht mehr erreichen würden. „Aber der Weg ist doch das Ziel“, meinte Iris daraufhin und das war es wirklich. Denn während der Wanderung durfte ja niemand sein Handy benutzen und konnte sich so auch nicht dahinter verstecken. Jeder sprach, diskutierte, und philosophierte also auf einmal mit jedem und von Gesprächen über Sport oder den Unterricht an Bord war wirklich alles dabei. Die ganze Wanderung über hörte ich erfreutes Lachen, begeisterten Gesang und angeregte Unterhaltungen und ich begann mich im Trubel dieser ganzen Stimmen und KUSis richtig wohlzufühlen. Gegen 17:00 Uhr durfte dann jeder selbst entscheiden, wie er den restlichen Tag verbringen wollte, und während die einen weiter in Richtung Thor liefen, um sich dort den Film „Contra“ anzusehen, beschloss ich mit einer kleinen Gruppe von KUSis in der Stadt zu bleiben und in einem kleinen Restaurant den Tag ausklingen zu lassen. Und auch dort, wo wir eigentlich unser Handy wieder hätten benutzen können, wollten wir es nicht. Denn so schön es auch war, mal wieder mit der Familie und der Außenwelt zu kommunizieren, hatte sich irgendetwas verändert. Und ich begann zu verstehen, was die Ex-KUSis meinten, als sie sagten: „Eigentlich braucht ihr eure Handys gar nicht mitzunehmen…, ihr werdet sie nicht brauchen“. Durch die ganze Gemeinschaft an Bord wird das Handy unwichtig, Instagram Storys werden durch Klatsch und Tratsch auf der Thor ersetzt und man spürt, wie viel mehr man sich mit anderen unterhält und somit auch zusammenwächst. Deshalb ist es jetzt auch gut, dass es weiter geht und wir am Samstag, wenn wir wieder aus dem Hafen auslaufen, zurück in unsere kleine Welt auf der Thor eintauchen.

KUS-Ticker

Freitag, 27.10.2023

Mittagsposition: 43°27’N; 003°49’W im Hafen von Santander
Etmal: 0 sm
Wetter: Lufttemperatur: 18°C, Wassertemperatur: 18°C, Wind: SW 1

  • 10:00 – 12:00 Uhr: Bunkern von Diesel
  • 10:30 Uhr: Schiffsversammlung
  • 11:00 – 12:00 Uhr: Wachtreffen (Thema: Navigation)
  • 12:00 – 17:00 Uhr: Wanderung zur Küste
  • 17:00 – 22:00 Uhr: Landgang in Santander

Samstag, 28.10.23

Mittagsposition: 43°27’N; 003°49’W im Hafen von Santander
Etmal: 0 sm

  • 10:00 Uhr: Reinschiff
  • 14:00 Uhr: Signal K
  • 15:00 Uhr: Auslaufen in Santander