Kleingruppenexpedition auf Faial

Nachdem wir unsere Gruppen nach dem Prinzip der maximalen Fremde gebildet hatten – d.h. wir mit Personen in der Gruppe waren, mit denen wir auf der Reise bis jetzt nicht so viel Kontakt hatten – ging für unsere Gruppe, bestehend aus Thea, Moritz, Anton, Annika, Ilka, Max, Torge, Beeke, Marlene, Emilia, Michi, Sophie und Sven, in der Messe die Planungsphase los. Dafür haben wir uns in die Bereiche Routenplanung, Proviant und Material aufgeteilt, in denen wir uns z. B. mit dem Speiseplan oder der Zeltanzahl befasst haben. Anschließend wurde alles zusammengetragen und mit dem Rest der Gruppe besprochen.

Am ersten Tag haben wir beim Frühstück bemerkt, dass wir mit falschen Entfernungen gerechnet hatten und dementsprechend umplanen mussten. Dafür sind Torge, Ilka und Anton in die Stadt gegangen und haben nach vielem Fragen den richtigen Bus gefunden. Daraufhin ging es für sie zurück zur Thor, wo in der Zwischenzeit die anderen das viele Gepäck und den Proviant in den Rucksäcken verstaut haben. Wir sind dann die wenigen hundert Meter zur Bushaltestelle gelaufen und haben dort einen PK, den pädagogischen Kreis, gebildet, in dem wir bis 11:45 Uhr geredet und gespielt haben. Ausgestiegen sind wir in Cedros, einem kleinen Dorf im Norden von Faial. Dort wollten wir eigentlich eine Molkerei besichtigen, die jedoch leider zu dieser Zeit im Jahr keine Besuche anbietet. Stattdessen haben wir dort für unser Mittagspicknick den für die Insel typischen Käse gekauft. Gegessen haben wir dann ein Stück die Straße runter auf einer Wiese in der Gesellschaft eines Schafes und zweier Ziegen. Nach einem kleinen Mittagsschlaf wurde daraufhin beschlossen, anstatt die Straße weiter zurück zu einem Campingplatz in Salão zu laufen, auf gut Glück an diesem Tag noch möglichst weit in Richtung unseres vorgegeben Ziels Praia do Norte zu wandern. Die Hauptstraße führte in diesem Abschnitt bergauf und dieser Umstand, gepaart mit dem einsetzenden Regen, hat uns nach ein paar Kilometern dazu gezwungen, an einer Kirche am Straßenrand Schutz zu suchen. Da es schon langsam spät wurde und es die ganze Nacht regnen sollte, ist die Hälfte von uns ohne Gepäck in das dort gelegene Dorf gelaufen, um nach einer Wiese zu fragen, auf der wir unsere Zelte hätten aufschlagen dürfen, da wild campen auf den Azoren verboten ist. Nach einigem Fragen und Verständigungsschwierigkeiten mit den Portugiesen, die wir durch Englisch und Spanisch bestmöglich überwunden haben, hat uns eine ältere Frau ihren Abstellraum zur Verfügung gestellt, in dem wir alle bequem Platz gefunden haben. Die Kirchengruppe wurden nachgeholt und dann haben wir uns dort eingerichtet und Nudeln mit Pesto und Tee gemacht. Den restlichen Abend wurde geredet und mit der Gitarre, die wir mitgebracht hatten, musiziert. Außerdem haben wir gemeinsam die Route des nächsten Tages besprochen, da wir, wie wir durch ein Straßenschild beim Ankommen vorm Haus der Frau überrascht feststellten, bereits am ersten Tag bis nach Praia do Norte gekommen waren und nun keine vorgeschriebenen Ziele mehr hatten. Obwohl wir alle gerne auf die Caldera in der Mitte der Insel gewandert wären, haben wir diesen Weg schlussendlich als zu schwierig verworfen und uns für den Küstenweg entschieden.

Nach einem ausgiebigen Porridge-Frühstück, Abspülen und Zusammenpacken haben wir uns am nächsten Morgen bedankt und sind losgelaufen. Alle waren sehr motiviert und haben sich über die schöne Landschaft gefreut, die sich am vorigen Tag noch hinter einem Regenschleier verborgen gehalten hatte. Im ersten Dorf haben wir die Kirche besichtigt und danach bei einem Minibus am Café gegenüber gefragt, ob er uns ein Stück mitnehmen könne. Zu unser aller Überraschung konnte der Mann Deutsch und war zudem ein Touristenführer, sodass er uns auf der Fahrt einiges über Faial erzählt hat. Abgesetzt hat er uns an der Westspitze, wo wir zu Mittag gegessen und die Vulkanlandschaft besichtigt haben. Von dort sind wir dann weitergewandert und sind am Nachmittag bis nach Varadouro gekommen. Der Campingplatz hatte zwar geschlossen, aber dafür durften wir auf dem Parkplatz eines Restaurants direkt am Meer zelten. Um den Tag ausklingen zu lassen, haben wir uns alle nach dem Essen in ein Zelt gequetscht und dort wieder den darauffolgenden Tag geplant und Gitarre gespielt.

Am vorletzten Tag hatten wir schon fast einen Rhythmus entwickelt und das Aufbrechen nach dem Frühstück ging sehr zügig. Wie die letzten Morgen haben wir ausgeschlafen und sind deshalb wieder erst kurz nach zehn losgelaufen. Unser Tagesziel war möglichst nah an Horta, die Stadt, in der die Thor liegt, ranzukommen, um das Ankommen möglichst stressfrei zu gestalten. Deshalb sind wir den ganzen Tag gelaufen und haben unsere traditionellen Kekspausen und Kirchenbesichtigungen fortgesetzt, bis wir nur noch 4 km entfernt waren. Als Gruppe wurde dann beschlossen, ab diesem Zeitpunkt nach Schlafplätzen die Augen offen zu halten, aber noch weiterzulaufen. Irgendwann ist der Großteil der Gruppe an der Straße geblieben, während der Rest wieder nach einem Schlafplatz gesucht hat. Das hat zum ersten Mal etwas länger gedauert, dafür uns aber am Ende den schönsten Schlafplatz der Expi eingebracht: eine kleine Grasfläche mit Blick auf die Steilküste. Für die letzte Nacht wurde beschlossen, nur ein Zelt für die Rucksäcke aufzubauen und gemeinsam draußen auf der Plane zu schlafen. Zum Abendessen gab es Nudelsuppe, die wir extra noch gekauft haben, und als Nachspeise Milchreis. Es wurde im Endeffekt alles etwas durcheinandergegessen, weil mit nur vier Campingkochern nicht alles rechtzeitig fertig wurde. Trotzdem war es das beste Abendessen der Expi.

Der krönende Abschluss der Kleingruppenexpedition war wieder ein spätes Aufstehen, eine kurze Wanderung mit mittlerweile leichtem Gepäck und einem Schokokuchen im Peter Café Sport für alle Gruppenmitglieder. Pünktlich um kurz vor 13:00 Uhr sind wir dann wieder zurück an Bord gekommen.

Das Ziel, uns alle besser kennenzulernen, haben wir sicherlich erreicht, obwohl es – wie wir gemerkt haben – nach fünf Monaten an Bord ganz schön schwer ist, Gruppen zu bilden, in denen wir die anderen alle noch nicht gut kennen.