Eine Welt voller Farben

Datum: 29.12.2024
Mittagsposition: 09°33,1’N; 078°57,1‘W
Etmal: 98 sm
Lufttemperatur: 27,6° C, Wassertemperatur: 28,5° C, Windrichtung und Stärke: SW2

Es ist 06:00 Uhr morgens und du kommst gerade aus der Navi nach oben gestiefelt und das letzte, woran du dich erinnerst, ist die Thor, wie sie ruhig, umgeben von Dunkelheit, durch die Karibische See treibt, doch auf einmal bemerkst du etwas. Du bist umgeben von Farben, die Sonne schiebt sich so langsam, aber sicher über den Horizont und taucht das Himmelszelt erstmals in ein wunderschön tiefes Orange mit dezenten violetten Spuren auf den vorbeiziehenden Passatwolken. Du setzt dich auf eine Backskiste und beobachtest; das Farbspektrum geht weiter, das Orange färbt sich nach und nach in ein traumhaft schönes Goldgelb, welches sich über dem Achterdeck ausbreitet und müde Gesichter zum Vorschein bringt. Nun wird das Goldgelb zu einem hellen Gelb, fast schon Weiß und der Himmel wird langsam zu einem weiten Blau, ein neuer Tag auf der Thor ist nun erwacht.

Genau so ging es mir heute früh bei meiner besonders nachdenklichen Morgenwache. Die Farbenwelt ging heute jedoch noch um einiges weiter als nur der Sonnenaufgang – also lass uns anknüpfen. Heute Morgen ist nämlich eine weitere Seeetappe zu ihrem Ende gekommen, Land in Sicht! Die San Blas-Inseln lassen sich blicken, genauer gesagt das Land der Kuna-Indigenen, Kuna Yala.

Wir haben am Vorabend noch eine sehr spannende Dokumentation über das Kuna-Volk, eines der letzten indigenen Völker hier in Panama, angesehen und kaum 12 Stunden später sind wir direkt in diese doch noch sehr fern scheinende Welt eingetaucht. Keine 15 Minuten, nachdem wir den Anker warfen, näherten sich kleine Einbaum-Boote der Steuerbordseite der Thor Heyerdahl. An Bord der kleinen Boote waren einheimische Frauen, gekleidet in ihrer überbordend bunten Kuna-Tracht, bestehend aus einer Bluse und einem Rock, welche beide mit schönsten Farben und Mustern versehen waren.

Die Schiffsführung gestattete den einheimischen Damen dann schließlich, an Bord zu kommen und ihre farbprächtigen Waren zu präsentieren. Davor wurde allerdings noch der Biologietest geschrieben. Bei Biologie denkt man wahrscheinlich an Farben wie Grün oder Blau, allerdings war das heute eher ein Blackout (kleiner Wortwitz 😊)  

Bei den Waren der Einheimischen waren besonders herausstechend die Molas. Diese sind Kunstwerke aus vielen übereinander vernähten Stoffen, die zusammen großartige Muster und eine unglaubliche Farbpracht ergeben. Man konnte sie finden auf T-Shirts, Hemden, Taschen, Beuteln, Decken, Wandbehängen bis hin zu Ofenhandschuhen. Wir KUSis haben uns diese Möglichkeit natürlich nicht entgehen lassen und haben mit unserem teilweise noch etwas gebrochenem Spanisch die ein oder anderen Dinge für Freunde und Familie besorgt.

Am Nachmittag durften wir dann auf eine der Inseln fahren, und zwar auf Nalunega. Hier hatten wir freundlicherweise die Möglichkeit, das traditionelle Segeln auf den Einbaumseglern der Kunas auszuprobieren: Es war wirklich bemerkenswert, wie stabil diese Gefährte im Wasser lagen, obwohl sie, wie der Name schon sagt, wirklich nur aus einem Baum bestehen. Wir durften zudem noch in einige der Behausungen reinschauen, welche aus europäischer Sicht erstaunlich spartanisch waren.

Im Zentrum der Insel waren ein Volleyball- sowie Basketballplatz, dort haben wir dann die meiste Zeit des Nachmittags damit verbracht, unser Können in den Ballsportarten unter Beweis zu stellen, um irgendwie eine Chance gegen die Einheimischen zu haben. Es war ein buntes Gewimmel aus spielenden Kindern, Jugendlichen und KUSis. Am Ende unseres Landgangs folgten uns die kleinen Kinder der Insel sogar bis hin zum Steg, um sich noch einmal knuddelnd zu verabschieden. So neigte sich ein ereignisreicher Tag seinem Ende zu – dieser verabschiedete sich mit einem tief rot-orangem Licht, mit welchem die Sonne hinter den waldgrünen Bergen Panamas zurück in die Dunkelheit verschwinden konnte.

Roseman, der Ranger auf Union Island, hatte uns damals am Ende unserer Tour gefragt, welche denn unsere Lieblingsfarbe sei, denn er meinte, er würde dadurch herausfinden können, welche Art von Menschen wir seien. Hier waren die Antworten völlig unterschiedlich, genau so unterschiedlich, wie Farben selbst sein können.

Jede Farbe hat nämlich etwas ganz Eigenes, genauso wie wir Menschen alle etwas ganz Individuelles haben. Ja, man könnte sagen, jeder Mensch ist oder hat eine eigene Farbe und mit den Farben derjenigen, die die KUS-Reise 24/25 mitfahren, kann man beobachten, dass sich im Laufe der Zeit aus der Kombination all der unterschiedlichen Farben, die wir hier haben, ein Kunstwerk bildet, welches bestimmt noch lange zu bestaunen sein wird.

PS: Happy New Year! Big Hugs for my Family and for my little brother James.

KUS-Ticker

Sonntag 29.12.2024

  • 08:30 Uhr: Signal K
  • 08:50 Uhr: Fallen Backbord-Anker
  • 09:00 Uhr: Fallen Steuerbord-Anker
  • 09:15 Uhr: Zeitumstellung -1 Stunde auf 08.15 BZ
  • 09:15-10.00 Uhr: Biologietest
  • 14:00-17.00 Uhr: Landgang Nalunega