Squalldrill!
Datum: 04.03.2025
Mittagsposition: 35°44,8‘N; 047°27,1‘W
Etmal: 133 sm
Lufttemperatur: 18 °C, Wassertemperatur: 20 °C
Ein langes Klingeln reißt mich aus dem Schlaf! Ich weiß, was das zu bedeuten hat… Böeneinfall!
Ich springe aus dem Bett, ziehe mich in Windeseile an und trete hinaus auf den Flur. Dicht gedrängt stehen bereits zwei Kammern im Gang, greifen sich ihr Ölzeug, stapfen zurück in ihre Kammern oder in die Messe, um es dort anzuziehen. Ich greife mir auch mein Ölzeug und meinen Gurt vom Haken, werfe die Sachen auf mein Bett, steige in meine Gummistiefel und ziehe meine Jacke an. Dann folge ich der Menge durch den Messeniedergang nach oben auf das Hauptdeck.
Es ist kurz nach halb zwei. Das Schiff rollt in der starken Dünung von bis zu 3 Metern. Es beginnt zu regnen. Vom Achterdeck aus werden alle an eine Station gestellt, an der Bedarf ist. Ich stehe am Großtoppfall, einer vergleichsweise anspruchslosen Position, da ich nur fieren muss. Die Thor fällt in ein Wellental und eine große Welle klatscht dort, wo ich stehe, über das Schanzkleid. Eine Sekunde lang sieht man vom Hauptdeck nur eine gewaltige Gischtwolke. Wir haben 8-9 Windstärken. Ich stehe bis zu den Knien im Wasser und merke, wie es von oben unter meiner Ölhose in die Gummistiefel läuft.
Das Großtopp ist derweil fast komplett geborgen. Ich belege das Fall und werde hoch aufs Deckshaus an den Niederholer geschickt. Irgendwas klemmt, doch zu zweit einfallend bekommen wir es ganz nach unten. Die restlichen Spitzen, sprich Besantopp, Großstengestag und die Bram, sind ebenfalls geborgen. Nun müssen alle Segel noch gezeisert werden.
Ich melde mich freiwillig fürs Zeisern der Bram, dem obersten Rahsegel. Zu viert ziehen wir uns Gurte an und entern in Luv auf. Hier oben spürt man den Seegang noch einmal mehr. Der kaum erkennbare Horizont schwankt von links nach rechts, von oben nach unten. Unter mir sehe ich Wasser, da ich außen an der Nock bin. Weiter innen sieht man die Back und das Vordeck, die regelmäßig mit Gischt überweht werden. Hinter uns sind zwei Personen, die das schlagende Großtopp bändigen. Der Wind zieht mir das feste Segeltuch ein Stück aus der Hand, doch ich bekomme es wieder zu fassen, schlage es einmal ein und werfe einen Zeiser außen herum. Mit einem Seitenblick stelle ich fest, dass die KUSis auf der restlichen Länge der Rah ebenso Erfolg hatten und gerade noch weiter Zeiser zur Hilfe genommen werden. Ich schlinge jetzt die letzten Zeiser um das noch immer etwas schlagende Segeltuch. Ganz außen fehlt noch einer. Ich picke meinen Arbeitskarabiner im Jagstag um, sodass ich ihn erreichen kann. Fertig! Wir arbeiten uns wieder zurück zur Mitte und entern ab.
Da der Wind gedreht hat, müssen wir noch eine Halse fahren, um unseren Kurs halten zu können. Dafür holen wir erst alle Segel mittschiffs, bevor wir sie wieder auf die andere Seite ausbaumen. Nach 1,5 Stunden sind wir fertig. In einer langen Schlange bewegt sich die Menge wieder unter Deck, wo das triefende Ölzeug in die Duschen und den Generatorenraum gehangen wird. Bald drauf kehrt Ruhe ein, bevor die nächste Sicherheitsronde wieder durch die Gänge stapft. Ich lege mich hin und bin bald wieder eingeschlafen.
KUS-Ticker
Dienstag, 04.03.2025
- 17:30 Uhr: Vortrag über die Tiefsee von Johannes O.