Leben wie ein Bootsmann
Datum: 19.11.2025
Mittagsposition: 17°27,8‘N; 026°22,7’W
Etmal: 116 sm
Wetter: Lufttemperatur: 27 °C, Wassertemperatur: 27 °C, Windrichtung und Stärke: ENE 5
Ich wache in meiner Hängematte auf und genieße es noch ein paar Minuten liegen zu bleiben. Diese Woche muss ich nicht wie sonst an den Wachtagen um 4:30 Uhr aufstehen, sondern genau wie der Bootsmann um 7:00 Uhr. Es starten endlich die Praktika. Ich verbringe eine Woche lang jeden unterrichtsfreien Tag nicht bei meiner Wache, sondern beim Bootsmann. Andere sind beim Maschinisten oder beim Proviantmeister.
Nachdem ich meine Hängematte zusammengepackt habe, gehe ich zum Frühstück und bespreche dort mit meinem Praktikumsleiter Henry, was wir heute machen werden. Dabei erklärt er mir, was er für Aufgaben und Arbeiten hat. Wir beide freuen uns besonders darauf, das Leesegel zu hissen.
Dieses zusätzliche Segel ist eigentlich ein Reserve-Schonersegel, das mit dem Baumfockbaum, einer Breitfockrahverlängerung und ganz vielen Seilen zu einem extra Segel an der Steuerbordseite des Schiffes wird. Es wird nur selten verwendet, weil es jeweils nur auf einer Seite angeschlagen werden kann und sehr kompliziert aufzubauen ist. Aber das Segel bringt ein paar zusätzliche Knoten (also eine höhere Geschwindigkeit), mit denen wir einen Tag früher in der Karibik sein könnten. Die letzten Tage wurde das Segel schon vorbereitet und nach ein paar kurzen Feinjustierungen sind wir bereit. Mit der Hilfe von Christoph, Tobi und der Fahrwache ziehen wir an den vier Fallen. Dank der guten Vorbereitung läuft alles reibungslos und schon bald können alle das Segel bestaunen. (Die einzigen Personen, die es außer Ruth und Detlef schon kennen, sind die ehemaligen KUSis im Stamm.) Das Oberliek (obere Kante) ist aber noch zu lose und deswegen müssen Henry und ich nochmal ins Rigg (auf die Masten) und einen Oberliekstrecker anbringen. Im Nachhinein kann ich sagen, dass mir das am besten gefallen hat, weil wir kreativ eine Lösung suchen mussten und wir dann sehen konnten, wie gut sie tatsächlich funktioniert.
Die Zeit bis zum Mittagessen überbrücken wir mit einer Sicherheitsrunde. Nach der Mittagspause muss ich alle Schotten einmal auf ihre Funktion testen. Und nach der Kaffee- und Kuchenpause erklärt mir Henry seine Arbeitsstruktur. Dafür hat er ein Programm, das ihm zum Beispiel anzeigt, welche Aufgaben in naher Zukunft erledigt werden müssen, in dem er aber auch Reparaturen eintragen muss. Zum Abendessen gibt es zum ersten Mal auf dieser Reise Spaghetti Bolognese. Dann wird der Filmabend von letztem Freitag nachgeholt, der aufgrund technischer Probleme verschoben werden musste. Bei dem Film handelt es sich um einen norwegischen Spielfilm über die Kon-Tiki-Expedition von Thor Heyerdahl. Ich gehe mit dem Gefühl ins Bett, heute viel gelernt zu haben…
KUS-Ticker
Mittwoch, 19.10.2025
- 17:30 Uhr: Vortrag über „Großwetter“ von Rosalie
