Von der Thor in die Tropen

Datum: 14.12.2025

Das letzte Wochenende haben wir in Gastfamilien in verschiedenen Teilen Dominikas verbracht. Zusammen mit neun anderen Schülerinnen und Schülern durfte ich bei Esta, Enéca und Latisha im Kalinago Territorium südlich von Marigot wohnen.

Samstagmorgen bin ich um 7:20 Uhr aufgewacht, habe dann lange versucht wieder einzuschlafen, da es erst um 9:00 Uhr Frühstück geben sollte, doch mit der Geräuschkulisse des dominikanischen Waldes wurde daraus nichts. Es war ein Konzert aus summenden Insekten, im Wind raschelnden Bäumen und Palmen, dem rauschenden Fluss ein Stück den Berg herunter und kreischenden Vögeln. Also bin ich aufgestanden und nach draußen gegangen, um dort weiter meine Kokosnuss zu schälen, die wir am Vortag geerntet und getrunken hatten, denn ich brauchte noch Material für mein Wichtelgeschenk.

Als alle gegen kurz nach acht wach waren, sind wir mit zwei Macheten losgezogen, um „Calabash“-Früchte (Flaschenkürbis) ernten. Diese sind etwa so groß wie ein Fußball und mit einer sehr harten Schale. Man kann sie, wenn sie jung sind, essen und sonst dienen sie als Quelle für jegliche Aufbewahrungsbehälter, da man sie ganz leicht aushöhlen und trocknen kann. Also haben wir fünf vom Baum geholt, zersägt und bearbeitet.
Das darauffolgende Frühstück bestand aus Bohnen, Würstchen und Brot sowie selbstgemachtem Kakao. Der Kakao war neben dem Spice-Tee eines unserer Getränkehighlights. Er ist selbstgeerntet aus dem Garten und mit ebenfalls eigenem Ingwer gewürzt. Es war die perfekte Mischung aus süß und scharf. Der Tee wird mit den Blättern eines Baumes gekocht, den unsere Gastfamilie immer nur den „Spicetree“ nannte (also Gewürzbaum). Er schmeckt stark nach Zimt und sehr weihnachtlich.

Nach dem Frühstück haben zwei von uns abgespült und der Rest hat noch etwas an seinen Schüsseln weitergeschnitzt, bis wir Rechen in die Hand gedrückt bekamen, um den Garten aufzuräumen. Kora, Lenya, Johannes, Markus, Felix und ich haben den Garten am Haus gemacht, während Justus und Clara M. beim Kochen halfen und Toke und Franz von unserem Gastopa Irvince mitgenommen wurden, um auf einer Baustelle unten am Fluss zu arbeiten.
Gegen Mittag waren wir alle dort, da oben alles fertig war und wir gebeten wurden, auf der Baustelle mitzuhelfen. Also haben Kora, Markus und Felix fleißig weitergerecht, während sich Lenya und Johannes um den Rand der neugebauten Treppe kümmerten und Toke, Franz und ich Steine für die Ebnung der Straße schaufelten.

Als wir mit der Arbeit fertig waren, sind wir etwas flussaufwärts ins Wasser gesprungen, um uns abzukühlen, bevor wir für‘s Mittagessen geholt wurden. Mittags gab es leckeren Reis mit Ei und Gemüse. Dazu gab es frittierte Teigfladen, die wir während unseres Aufenthaltes des Öfteren serviert bekamen und die sehr lecker waren.
Nach dem Mittagessen hatten wir kein wirkliches Programm mehr und wir sind wieder schwimmen gegangen. Wir haben dort lange Zeit verbracht, Musik gehört, gelesen und uns unterhalten, bis es schließlich dunkel war. Gemeinsam mit unserer Gastfamilie bereiteten wir danach das Abendessen vor, haben zwei Pizzen belegt, zu denen es dann Cracker und Kokosmakronen aus karamellisierter Kokosnuss und Ingwer gab. Dazu gab es noch einige Marshmallows, welche wir mehr oder weniger gut über einem kleinen Feuer grillten. Es war ein sehr entspannter und schöner Abend und danach spielten wir noch Domino und ein Kartenspiel namens „500“ zusammen, bis wir alle ganz schön müde ins Bett gegangen sind.

Sonntags konnten wir im Vergleich zum Vortag so richtig ausschlafen. Gegen zehn gab es Rührei mit Toast und Salat. Nach dem Frühstück zeigte uns Verena, die Tante, wie wir Bambus spalten können. Diesen verarbeitete sie nämlich gerade, um das neue Haus unten am Fluss damit zu verkleiden.
Im Nachhinein halbierten Franz mit Felix und Johannes die Rohre, Lenya und ich viertelten sie und Toke sägte sie auf die richtige Länge zurecht. Etwa zwei Stunden waren wir damit beschäftigt, hatten aber alle ganz schön viel Spaß dabei. Irgendwann war uns aber einfach zu warm. Also wieder dasselbe wie die letzten Tage: kurze Abkühlung im Fluss.

Mittags gab es an diesem Tag nur eine kleine Zwischenmahlzeit und Obst, da wir abends ein BBQ machen wollten. Mit einer kleinen Stärkung im Magen quetschten wir uns auf die Rückbank, um zum Supermarkt zu fahren. Hier kauften wir für das Abendessen ein und zusätzlich gab Irvince netterweise noch eine Runde Getränke aus. Da wir als Souvenir auch viele Sandfloh-Bisse mitgenommen haben, kauften wir für deren Versorgung und für die Bändigung des ständigen Juckreizes glücklicherweise noch ein Mittel, das ganz schön nach Zitronenspülmittel roch, aber dafür Wunder bewirkte. Bei der schönen Rückfahrt machten wir einige Pausen, um auszusteigen und die Gegend zu betrachten. Dies war sehr nett und Irvince erzählte uns vieles über seine Zeit als Chief of Nations der Kalinago people von 1984 bis 1994.

Zurück in der Familie halfen wir alle bei den Abendessensvorbereitungen und gingen nach draußen, um zu grillen. Das Essen war sehr lecker und nach diesem langen, aber entspannten Tag waren wir alle ziemlich zufrieden. Den Abend haben wir wieder mit dem Spiel „500“ ausklingen lassen, das Toke, Markus und ich erfolgreich neu erlernt hatten. Das mit dem erfolgreichen Siegen hat jedoch (teilweise) noch nicht so funktioniert. Die vier Tage in der Gastfamilie waren total schön und wir hatten viel Spaß zusammen.