Logbuch 24.02.2022
Wir befinden uns heute am Donnerstag, den 24.02.22, um 12.00 Bordzeit (UTC-3h) auf 28°46‘N und 055°52`W. Seit gestern Nachmittag läuft die Thor Heyerdahl vollständig unter Segeln (d.h. ohne Maschinenunterstützung) mit Wind EzS 5, Kurs 015° und 6 Knoten Richtung Horta. Bei Sonnenschein betragen die Luft- und Wassertemperatur heute angenehme 23°C.
Um das den Nordatlantik beherrschende großflächige Azorenhoch von Süden nach Norden zu durchqueren, sind wir in den letzten Tagen zunächst unter Maschinenunterstützung gegen den vorherrschenden moderaten NE-Wind östlich gelaufen, um einen Trog im Süden des H-Komplexes auszunutzen. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch haben wir die Trogachse überquert, was mit teilweise heftigen Regenfällen und Gewittertätigkeit verbunden war. Auf der östlichen Seite des Troges können wir nun die hier vorherrschenden SE-lichen Winde zum Segeln nutzen. So konnte im Laufe des Mittwochnachmittags die Maschine abgestellt werden. Heute wurde bei abnehmenden Wind Vollzeug gesetzt, so dass wir weiterhin gute Fahrt bei traumhaften Segelbedingungen machen.
Trotz des insgesamt guten Wetters ist es inzwischen merklich kühler geworden und Ölzeug ist wieder Standard, besonders während der Nachtwachen. Die kurzen Hosen sind allerdings auch noch nicht ganz verschwunden… Das Achterdeck wird vermehrt von den Teilnehmer*innen des Wahlpflichtfaches „Astronomische Navigation“ zum „Schießen“ von Sonne und Sternen genutzt. Die nächste Schiffsübergabe, bei der diese Fähigkeiten benötigt werden, rückt somit in den Gedanken und Vorbereitungen bereits näher.
Auch an Bord erreichen uns alle paar Tage Nachrichten per Satellit. Die heutigen Berichte über die Raketenangriffe Russlands auf die Ukraine wurden per Eilmeldung während einer Schiffsversammlung allen bekanntgegeben und bewegen uns alle sehr. Nicht nur im Unterricht wird dies in den nächsten Tagen sicherlich in vielerlei Hinsicht thematisiert und diskutiert werden.
Nachdem wir bisher nach gutem Etappen-Start mit eher ungünstigen nordöstlichen Winden umgehen mussten, hoffen wir nun auf weiterhin gut segelbaren Wind. Bis Horta sind es noch ca. 1500 sm.
Johannes Schiller, Kapitän, und Yvonne Heimbüchel, stellvertretende Projektleiterin an Bord