Von Menschen beobachtet

Die Sonne geht auf und ich komme gerade aus den Tiefen des Meeres, direkt vor Pico. Hier ist eine besonders tiefe Stelle, weil der Vulkan Pico sehr steil in die Tiefe führt und da, wo es tief ist, gibt es viel Essen, also Mengen an Riesen-Kalmaren. So, wie sehr oft, bin ich mit meiner Cousine, meiner Tante, meiner Mutter und meiner Schwester unterwegs. Natürlich sind auch meine Kleine und der Kleine meiner Cousine dabei. Solange wir unten waren, ist meine Mutter oben geblieben und hat auf die Kleinen aufgepasst. Jetzt hole ich erst mal schnaufend Luft und atme tief durch, um mein Blut wieder mit Sauerstoff anzureichern für den nächsten Tauchgang.

Als ich, meine Schwester und meine Mutter nach zwei weiteren Tauchgängen wieder auftauchen, hören wir Motorboote heranrauschen. Aber die kennen wir schon, sie kommen oft so gegen 10 Uhr, fahren dann gegen Mittag wieder und kommen nachmittags für zwei bis drei Stunden noch mal.

Laut Erzählungen sollen meine Uroma und die anderen Pottwal-Kühe, die mit ihr unterwegs waren, einen riesigen Schreck bekommen haben, als sie zum ersten Mal ein Motorboot gehört haben, von dem ihrer Meinung nach ein ohrenbetäubender Lärm ausging, doch wir sind das Geräusch der Motoren gewohnt, aber vielleicht waren die Motoren damals auch lauter oder unser Gehör ist schlechter geworden. Naja, auf jeden Fall fahren diese Boote uns meistens hinterher, halten immer ca. 30 Meter Abstand und sind mit lauter Menschen beladen.

Jedes Mal, wenn sie eine von uns entdecken, was meistens an unserem Blas liegt, kommen sie langsam hergefahren und stellen dann manchmal den Motor ab. Sie sind immer total begeistert, wenn sie uns sehen, und zücken sofort ihre Kameras. Aber was sie noch viel besser finden als uns atmend an der Wasseroberfläche zu beobachten, ist uns beim Abtauchen zuzuschauen. Kurz bevor es so weit ist, rufen die Guides immer etwas und dann hört man die Fotoapparate nur so klicken und alle recken ihre Köpfe nach oben, um möglichst gut die Fluke über Wasser zu sehen und ein Bild zu schießen.

Heute waren es gleich drei Boote mit vielen relativ jungen Leuten, soweit ich dies einschätzen kann. Als sie uns sahen, kamen sie auch schon und schauten zu wie ich neben meiner Kleinen schwamm. Meine Schwester war noch etwas länger unter Wasser geblieben und meine Mutter war ein Stück entfernt wieder aufgetaucht. Als nach kurzer Zeit meine Schwester wieder aufgetaucht war und nach ca. 10 Minuten wieder genug Luft hatte für einen weiteren Tauchgang, tauchten wir diesmal alle zusammen in die Tiefe. Wenn die Boote vom Whalewatching da waren, passierte nie etwas und wir konnten die Kleinen alleine an der Oberfläche zurücklassen. Außerdem sind sie immerhin auch schon vier Jahre alt. Bis sie mit uns nach unten können, dauert es aber noch acht Jahre, denn erst mit 12 Jahren sind ihre Körper so weit entwickelt, dass sie lange genug die Luft anhalten und den Wasserdruck standhalten können.

In der Tiefe lauere ich einem Kalmar auf und versuche ihn zwischen meinem Unter- und Oberkiefer zu bekommen, um ihn anschließend herunterzuschlucken. Doch dabei wehrt er sich und erwischt mich voll mit seinen Saugnäpfen unter meinem linken Auge, doch schlussendlich schaffe ich es, ihn zu besiegen und verspeise ihn.

Oben wieder angekommen bin ich erstmal satt und nach einigen Luftzügen ist mir nach einem kleinen Sprung zumute. Also erhebe ich mich aus dem Wasser und lasse mich mit dem Rücken aufs Wasser platschen. Bei solchen Aktionen schauen unsere Beobachter immer sehr fasziniert.

Wir machen eine kleine Pause mit den Tauchgängen und in der Zeit schwimmt eine Schule von Delphinen vorbei, die gut gelaunt zu sein scheinen, da sie oft Sprünge aus dem Wasser vollführen. Nach ungefähr 20 Minuten tauchen wir noch ein letztes Mal unter und die Jugendlichen auf den Booten schauen uns noch ein letztes Mal hinterher und die Guides erklären ihnen gerade, dass unsere Fluken alle individuell geformt sind und man uns daran auseinander halten kann. Jetzt ist es gegen 13 Uhr und sie begeben sich auf den Rückweg. Den restlichen Tag verbringen wir so wie auch schon den Vormittag mit Futter suchen und verspeisen, zwischendurch schlafen wir.

Die Jugendlichen heute haben mich irgendwie an andere Gruppen von vergangenen Jahren erinnert. Denn fast jedes Jahr, Ende Winter, gibt es eine große Gruppe von Jugendlichen, die uns interessiert beobachten.

KUS-Ticker

Montag, der 14.03.2022

Mittagsposition: Hafen Horta, Faial/Azoren
Länge: 38° 31.933 N; Breite: 028° 37.493 W
Etmal: \
Lufttemperatur: 13-17°C, Wassertemperatur: 15°C

  • 06:30 Uhr: Allgemeines Wecken
  • 07:30-08:30 Uhr: Reinschiff
  • 08:30 Uhr: Referat über Wale
  • 10:00 Uhr: Whale Watching Beginn
  • 13:00 Uhr: Ende Whale Watching
  • 15:30 Uhr: Referat über Quallen
  • 16:30 Uhr: Führung in dem Walfang-Fabrik Museum
  • 18:00-21:30 Uhr: Landgang