Backschaft und Manöver
„Land in Sicht“, rief jemand vom Deck. In der Ferne sah man den Umriss des Teides, dem höchsten Berg Spaniens auf Teneriffa.
Obst schneiden, Tisch decken, bedienen und schöne Sonnenaufgänge. So beginnt ein Tag in der Backschaft. Aber heute hatten wir eine Herausforderung mehr. Um 10 Uhr sollte alles abgespült und das Mittagessen vorbereitet sein, denn heute war Schülerversammlung, in der es viel zu besprechen und zu regeln gab. Das Mittagessen bestand aus einer fein abgeschmeckten Kürbissuppe, püriert mit Kartoffeln und Brot. Während eine Person unter Deck die einzelnen Wachen mit Obstsalat, Müsli, Brötchen und Orangensaft zum Frühstück bediente, wurden oben in der Kombüse fleißig Kartoffeln geschnitten und Kürbisse ausgehöhlt. Danach musste gespült und püriert werden, denn es blieb nicht mehr viel Zeit bis zur Versammlung. Nach der Schülerversammlung musste es schnell gehen. Es war 12 Uhr und somit Zeit für das Mittagessen. Die Kürbissuppe, die inzwischen auf dem Herd köchelte, wurde an Deck von uns ausgegeben und unter strahlender Sonne verzehrt. Eine der besten Sachen an Backschaft, außer dass es allen schmeckt, ist meiner Meinung nach das Musikhören, welches man in der Kombüse darf. Es steigert Motivation und Stimmung.
Mitten im Abwasch ertönte ein Signal. Die Schiffsglocke klingelte einmal kurz, dann lang und wieder einmal kurz – Signal K. Wir stellten uns alle in unseren Wachen auf. Nun sahen wir Teneriffa deutlich vor uns. Die nächsten paar Stunden sollten genutzt werden, um vor der Küste das Segelmanöver Halse zu üben. Eine richtige Premiere für die meisten von uns. Bei der Halse wird das Schiff mit dem Heck durch den Wind gedreht. Dabei werden die Segel, abgesehen von den Rahsegeln (die drei zum Schiff querstehenden Segel), mittschiffs geholt. Sobald das Schiff sich gedreht hat, werden diese auf der anderen Seite wieder ausgebaumt. Meine Wache war für das Schonersegel verantwortlich.
Endlich hörten wir von achtern (hinten): „Klar zur Halse!“. Das war das Signal zum Loslegen. In unserer Wache teilte uns unser Wachführer Jonas für einen bestimmten Tampen ein. Für den Schoner brauchten wir die Schot, Backbord- und Steuerbord-Bulle, sowie die beiden Geien. Nachdem wir uns an unsere Stationen verteilt hatten und bereitstanden, riefen die jeweiligen Stationen „besetzt und klar“, sodass Jonas Bescheid wusste. Er gab es mit einem „Wache 2 besetzt und klar!“ weiter. Sobald alle Wachen bereit waren, kam von achtern das Kommando „Wir halsen“. Ich stand an der Backbord-Gei und sollte fieren (kontrolliert nachgeben). Als nächstes mussten Backbord-Bulle und Gei umgetragen werden. Das heißt von dem Belegnagel (Festmachstation des Tampens) vorne auf einen Belegnagel weiter nach Achtern tragen oder im Falle des Bullens sogar auf die andere Seite. Das musste schnell gehen, da der Tampen auch noch außen an den Wanten (seitliche Befestigung des Mastes) entlang weitergegeben werden muss. Nachdem die Schot das Segel mittschiffs brachte, warteten wir, bis sich das Schiff etwas weitergedreht hatte. Anschließend wurden die Segel auf der anderen Seite ausgebaumt, sodass wir perfekt zum Wind standen und in die neue Richtung weiterfahren konnten. Damit das Manöver auch gut sitzt, übten wir die Halse noch zwei weitere Male.
Während die anderen noch mit Segelpacken und Reinschiff beschäftigt waren und alles für das Einlaufen auf Teneriffa vorbereiteten, machten Felix, Lilli, Judith und ich uns wieder auf den Weg in die Kombüse. Zum Abendessen sollte es überbackenen Toasts geben. Bevor die Toasts in den Ofen kamen, wurden sie entweder mit Pesto, Mais oder Paprika und Käse oder mit Tomatencreme, Mais sowie Käse belegt. Auch eine Fleischvariante mit Salami und Schinken durfte nicht fehlen.
Nachdem sich alle satt gegessen hatten, begann die Abwaschparty. In der Kombüse musste alles glänzen bis zum Abend, denn die Kombüse wird täglich auf Sauberkeit geprüft. Durch viele freiwillige Helfer gelang es uns, schnell fertig zu werden.
Zur gleichen Zeit begann das Manöver zum Einlaufen in den Hafen Santa Cruz de Tenerife. Ein Schlauchboot wurde ausgesetzt und die Leinen wurden vorbereitet. Wir drehten das Schiff, damit wir rückwärts an unseren Platz an der Pier „einparken“ konnten. Dabei nutzten wir eine Leine, die vom Hauptdeck nach achtern an einen Poller reichte. Durch Vorwärtsfahren erzeugten wir Zug auf der Leine, sodass es die Thor mit dem Bug an die Pier zog. Dieses Verfahren nennt sich „Eindampfen“. Nun mussten nur noch weitere Leinen angebracht werden. Wir befestigten zwei Vorleinen, zwei Achterleinen, eine Vorspring und eine Achterspring, die uns an der Pier festhalten sollten. Zum Ende des Tages wurde noch die Gangway befestigt. Einige von uns konnten schon ein paar Schritte an Land machen, bevor wir alle müde ins Bett fielen.
KUS-TICKER
Mittwoch, 16.11.2022
Mittagsposition: 28°40,0’N; 015°58,2’W
Etmal: 154 sm
Wetter: sonnig; Temperatur: Luft 26°C, Wasser 26,5°C; Wind: NE 3
- 10:00 Uhr Schülerversammlung
- 14:00 Uhr Segelmanöver Halse
- 19:00 Uhr Bergen der Segel
- 20:00 Uhr Einlaufen in Santa Cruz de Tenerife
Donnerstag, 17.11.2022
Mittagsposition: Hafen in Santa Cruz in Teneriffa
Wetter: sonnig; Temperatur: Luft 25°, Wasser 26°
- 11:00 Uhr Vorträge über die Geschichte und Geografie der Kanaren
- 12:00 Uhr Hygienekontrolle
- 12:00 Uhr Abschied Ruth
- 14:10 Uhr Landgang