Auslaufen

Datum: 13.10.2024
Mittagsposition: Kieler Förde

Seit der Zusage zum Klassenzimmer unter Segeln haben wir uns auf Sonntag, den 13.10.2024, vorbereitet und gefreut. An diesem Tag sollte es (endlich) losgehen – von Kiel aus, los in die Karibik.

Sonntagmorgen war ich sehr überrascht, als ich feststellte, dass es geregnet hatte und Gummistiefel nicht schlecht wären. Ich habe nicht damit gerechnet, sie so früh zu brauchen. Während der Nacht habe ich trotz des kleinen Betts überraschend gut geschlafen. Später, beim Zähneputzen wurde dann aber deutlich, dass wir auf einem Schiff sind, denn die Dusche (wo das Waschbecken zum Zähneputzen ist) war sehr voll. Nach dem Frühstück ging es an die letzten Vorbereitungen: Ich habe noch meine KUS-Kleidung abgeholt (das habe ich am Vortag vergessen) und danach Fabian (Lehrer) geholfen, die Technik für die Verabschiedung vorzubereiten. Es hat immer noch leicht geregnet, was bei dieser Tätigkeit nicht gerade von Vorteil war. Was ich aber gemerkt habe, ist, dass selbst blöde Tätigkeiten Spaß machen können, einfach da die Leute so nett sind und es immer was zum Lachen gibt. Als es dann langsam auf 10 Uhr (Beginn der Verabschiedungszeremonie) zulief, füllte sich die Pier immer mehr. Ab 10 Uhr durften wir KUSis nicht mehr von Bord, deshalb hatten wir zirka ab 09:30 Uhr Zeit, um uns von unseren Familien zu verabschieden (meine Familie hatte noch Bekannte mitgebracht, die vor ein paar Jahren aus unserer Stadt an die Küste gezogen waren). Was für mich sehr wichtig war, war die Tasche, die meine Familie mir noch mitgebracht hatte, und in der noch einige Sachen, wie Süßigkeiten und ein Buch, waren. Auf der Hinfahrt zur Werftzeit und während der Werftzeit habe ich ein Buch gelesen. Und da das Buch so spannend endete, haben mir meine Eltern auch noch den zweiten Teil mitgebracht. Unsere Projektleiterin Ruth hatte es uns zwar schon vorhergesagt, allerdings war es dann trotzdem ein Schock, als das Signal erklang und wir nach einer letzten Umarmung an Bord mussten.

Danach begann die Abschiedszeremonie. Während wir gesungen haben und teilweise auch Tränen geflossen sind, war es ein sehr komisches Gefühl, die Menschen, die oben auf der Pier stehen, für über sechs Monate nicht zu sehen. Als die Reden und Lieder vorbei waren, stand noch eine Sicherheitsübung an und danach hieß es dann schon: „Leinen los“. Damit alle an der Pier schöne Bilder machen konnten, haben wir auch vier Segel gesetzt. Das war auch die erste große Aktion in der Wache (ich bin in Wache 1, insgesamt gibt es 4). Ich hätte nicht gedacht, dass die Personen an der Pier selbst nach dem Ablegen so lange bleiben und allein die Anzahl hat mir persönlich nochmal deutlich gemacht, wie groß das Projekt KUS eigentlich ist.

Sehr viel fand nach dem Ablegen in den Wachen statt und wir haben uns nicht nur mit dem Schiff, sondern auch mit uns selbst beschäftigt. In den Wachrunden ging es unter anderem um unsere Erwartungen und Wünsche an die Reise, aber auch um Dinge, die uns auf die Palme bringen. Bei solchen Fragen musste ich auch erstmal nachdenken, bin schließlich aber zu dem Schluss gekommen, dass mir Schlaf wichtig ist und ich es nicht mag, dabei unnötig gestört zu werden. Mir ist vor allem in den Tagen danach bewusstgeworden, dass wir sehr viel Zeit in den Wachen verbringen werden und nicht nur zusammenarbeiten, sondern auch zum Beispiel zusammen putzen und Nautik-Theorie lernen werden. Wir lagen eine ganze Weile vor dem NOK (Nord-Ostsee-Kanal) und haben währenddessen in den Wachen zum Beispiel Schiffsführungen gemacht. In dieser Zeit durfte ich auch schon wieder das Schiff verlassen, denn ich habe (zusammen mit anderen) mit dem Rescue-Boot (Schlauchboot mit Motor) eine Person vom Land abgeholt. Diese sollte den Kompass kalibrieren. Bisher wusste ich noch gar nicht, dass es so einen Beruf gibt (Allerdings: Welchen Beruf gibt es eigentlich nicht?). Später am Tag ging es dann weiter in die Schleuse zum NOK. Für mich war das ein sehr interessanter und zugleich komischer Moment, denn bisher bin ich nur über die Brücke über den NOK gefahren. Im Januar in diesem Jahr habe ich mein Praktikum bei der Gebrüder-Friedrich-Werft in Kiel gemacht. In dieser Zeit war ich an den letzten Feinheiten meiner Bewerbung dran und musste oft an KUS denken, wenn ich zweimal am Tag über diese Brücke fuhr. Zurück auf die Thor Heyerdahl (unserem Schiff): Den ganzen Tag haben wir viel in den Wachen gemacht, allerdings habe ich mich auch oft noch ein bisschen nutzlos, ahnungslos und überfordert gefühlt. Das lag an den vielen neuen Dingen, die wir gelernt und gesehen haben. Außerdem war für mich eigentlich alles eine Umstellung. Unser Wachführer Lukas meinte, dass das ziemlich normal am Anfang sei und mit der Zeit (die irgendwie ziemlich schnell vergeht) kommt.

Was ich jetzt aber noch erwähnen muss, ist, dass das Essen momentan einfach so gut schmeckt! Viele Ehemalige meinten, dass das Essen am Anfang nicht so gut war, aber so wie es gerade schmeckt, kann es gerne weitergehen. Vielleicht ist es auch einfach so gut, da wir zu den Mahlzeiten immer viel Hunger haben, da wir so viel tun. Abends haben wir schließlich in Rendsburg angelegt, sind aber nicht von Land gegangen (leider, denn keine 50 Meter vom Schiff entfernt lag eine Eisdiele, die sehr verlockend aussah). Vor dem Schlafengehen habe ich meine Fotos von Familie und dem Freundeskreis aufgehängt. Das war der erste Moment, an dem ich länger an meine Familie gedacht habe, denn bisher war dazu noch gar keine Zeit – und so richtig fassen, dass ich diese jetzt für lange Zeit nicht mehr sehen werde, kann ich auch noch nicht.

KUS-Ticker

Sonntag, 13.10.2024

  • 10:00-11:00 Uhr: Abschiedszeremonie
  • 11:15 Uhr: Ablegen Jugendherberge
  • 13:00 Uhr: Schleusen in den NOK
  • 18:30 Uhr: Ankunft Rendsburg