Die Rückkehr der Seekrankheit
Datum: 25.01.2025
Mittagsposition: 18°31,1’N; 082°28,1‘W
Etmal: 55 sm
Lufttemperatur: 25 °C, Wassertemperatur: 28 °C, Windrichtung und Stärke NE6A
Ok – ich bekomme leichte Kopfschmerzen. Ist die Seekrankheit wieder zurück?Ich lege mein Tagebuch zur Seite und mich auf die Backskiste.
Wir sind erst eine Stunde unterwegs und schon fängt es wieder an. Auf der ersten Etappe habe ich länger durchgehalten. Doch vielleicht wird es diesmal nicht so schlimm wie zu Beginn der Reise.
Meine Wache beginnt und ich stelle mich in den Ausguck.
Hoffentlich kann ich die ganze Wachzeit im Ausguck stehen. Oh – mir wird übel, will ich überhaupt etwas zu Abend essen – oder muss ich dann befürchten, dass die Fische mitessen werden?
Ich esse schließlich doch etwas.
Nach der Wache muss ich direkt ins Bett gehen, denn, wenn ich nicht gerade schlafe, möchte ich nicht lange unter Deck sein.
Am nächsten Tag gehe ich nach der morgendlichen Wache schlafen und lege ich mich nach dem Mittagessen aufs Deckshaus.
Hier hält sich die Seekrankheit eigentlich in Grenzen. Habe ich diese schon fast überwunden? Nein, jetzt, nachdem ich mich hingesetzt habe, muss ich doch einsehen, dass es noch nicht vorbei ist.
Am nächsten Tag habe ich Backschaft.
Heute geht es mir schon besser. Gestern war sicher der Höhepunkt der Seekrankheit.
Nach dem Frühstück muss ich dann doch aus der Kombüse in Richtung frische Luft fliehen.
Hier geht es mir nur bedingt besser. Aber immerhin wird es nicht schlechter. Aber ist es ok, dass ich jetzt eine kurze Pause nehme oder sollte ich doch weiter in der Kombüse arbeiten und provozieren oder eher akzeptieren, dann doch Fische füttern zu müssen. Aber das hilft den anderen in der Backschaft dann auch nicht.
Karo schlägt vor, Medikamente gegen die Seekrankheit zu nehmen, um diese kurze Etappe erträglicher zu machen.
Ist das jetzt wirklich nötig? Die erste Etappe habe ich auch ohne überstanden. Und die Erleichterung in Lissabon war umso größer. Aber was habe ich davon, wenn ich diese Woche leide? Immerhin weiß ich dann, wie lange ich brauche, um mich an den Seegang zu gewöhnen. Dann kann ich mich darauf einstellen, was mich nach Kuba wieder erwarten wird.
Nachdem ich mich wieder in die Kombüse getraut habe, kommt Lucas, der Bordarzt, in die Kombüse und erinnert uns – ich bin nicht der einzige Seekranke in der Backschaft – dass wir Medikamente gegen die Seekrankheit haben und weist uns darauf hin, dass diese auch den Gewöhnungsprozess nicht herauszögern würden.
Sollte ich mich doch darauf einlassen? Oder lasse ich es einfach für die wenigen Tage über mich ergehen? Ist es unsolidarisch, dass ich keine Medikamente einnehme und meiner Arbeit nur begrenzt nachgehen kann und sollte ich deshalb etwas gegen die Seekrankheit nehmen?
Am nächsten Tag habe ich Unterricht.
Zum Glück kann ich heute auch mal den Kopf auf den Tisch legen und einfach nur zuhören. Heute habe ich so viel an zuhause gedacht wie bisher noch nie auf der Reise. Ich vermisse die Ruhe, welche einfach nur dadurch gegeben ist, dass ich nicht permanenten Bewegungen ausgesetzt bin. Wofür tue ich mir das eigentlich an? Nach Kuba wird die Seekrankheit wiederkommen und nach den Azoren auch. Geht diese überhaupt noch weg, oder werde ich mich die gesamte Rückreise mit Kopfweh und Übelkeit abfinden müssen? Geht es mir eigentlich besser oder schlechter als auf der ersten Etappe? Ich freue mich darauf, etwas Leckeres ohne Übelkeit zu essen, keinem dauerhaften Schwanken ausgesetzt zu sein. Und vor allem werde ich diese Seegangs-Paranoia nicht vermissen, diese Sorge bei jeder größeren Welle, dass gleich wieder irgendetwas zu Bruch geht oder durch die Gegend fliegt.
Im Laufe des Nachmittags geht es mir immer besser.
Hier im Geo-Unterricht konnte ich sogar mitarbeiten. Jetzt habe ich den
Höhepunkt wirklich überwunden. Karo fragt mich zwar weiterhin, wann ich endlich zu Lucas gehe und mir Medikamente geben lasse, aber jetzt wird es schon besser und würde sich nicht mehr lohnen.
Während des nächsten Tages verspüre ich nur noch latente Übelkeit und Kopfweh. Ich wähne mich schon in Sicherheit und bin optimistisch, morgen mit der Seekrankheit abgeschlossen zu haben. Doch dann kommt die Brotbackschaft…
Ich war gerade in der Last und mir geht es immer noch gut. Ich brauche also etwa fünf Tage, um die Seekrankheit zu überwinden.
Nach ein paar Stunden in der überfüllten und stickigen Messe verziehe ich mich aufs Achterdeck.
Ok, ich muss mir eingestehen, dass es doch nicht vorbei ist. Heute geht es mir wieder schlechter als gestern. Vielleicht ging es mir gestern auch nur besser, weil die See ein kleines bisschen ruhiger war. Vielleicht wird die Seekrankheit doch bis Kuba andauern. Zum Glück sind die Brote jetzt im Ofen und wir haben Pause. Fürs Mittagessen traue ich mich jetzt nicht in die Messe. Ich habe sowieso keinen Hunger. Ich werde, abgesehen von der Brotbackschaft und fürs Schlafen, heute nicht mehr unter Deck gehen.
Das Abendessen kann ich zum Glück während der Wache auf dem Achterdeck zu mir nehmen, doch dann muss ich auf Maschinenronde.
Jetzt, nachdem ich eine Maschinenronde gegangen bin und das, ohne danach die Fische füttern zu müssen, bin ich wieder zuversichtlich, die Seekrankheit doch im Griff zu haben. Morgen wird die Seekrankheit schon fast weg sein.
Disclaimer: Auch am nächsten Tag wird sich die Seekrankheit wieder zu Wort melden. Ob die Seekrankheit bleiben wird, bis wir vor Kuba ankern werden und was mich nach Kuba erwarten wird, das wird sich in der nächsten Zeit zeigen…
KUS-Ticker
Freitag, 24.01.2025
- Unterricht für Unterrichtsgruppe B
- 14:00 Uhr: Test für die Spanisch-Fortgeschrittenen
Samstag, 25.01.2025
- Unterricht für Unterrichtsgruppe A
- 15:15-16:45 Uhr: Projektetreffen