Unterwegs und wieder daheim

Wir sind hinauf, hinab gesegelt
und suchten die Kanaren und suchten Sand,
Das Navigieren haben unsere Steuermänner geregelt,
Und was wir fanden, war Helgoland.

Auf den Kanaren
Hörte ich die Insel lärmen
Ich sah das tausendfarbig Licht –
Es war kein Licht, das mich konnte erwärmen
denn echtes Bordleben war es nicht

Und endlich bin ich heimgegangen –
zu alter Thor und alter Lieb
und nun bin ich wieder Zuhaus´ angekommen,
und spüre, wie es mich aufs Meer hinzieht.

Denn die Thor lohnt nicht mit Kränkung
Für den, der sich zu ihr gesellt.
Das Schiff, die Thor, ja auch die Kränkung
Die sind mein Glück und meine Welt.

„Unterwegs und wieder daheim“ – so hieß auch der Titel des Gedichts unseres Deutschtestes am Montag. Das Thema ist das gleiche – es geht um Fern- und Heimweh. Der Inhalt ist, nun ja… etwas abgewandelt. Auch ich hatte während des dreiwöchigen Landaufenthalts eine gewisse Art von Heimweh – ich habe die Thor vermisst. Dieses Gefühl hat einen eigenen Begriff: Thorweh.

Die Thor- das Schiff, auf dem wir gerade einmal eineinhalb Monate auf dem Weg zu den Kanaren gelebt haben, ist für mich schon zu einer Heimat geworden. Das habe ich aber tatsächlich erst so richtig auf dem Landaufenthalt gemerkt. Umso mehr freute ich mich, mein Zuhause endlich, nach 3 Wochen, wiederzusehen! (Ich zähle mal nicht mit ein, dass wir als Kleingruppe auf der Fährüberfahrt von La Gomera auf La Palma die Thor „getroffen“ haben, die gerade auf den Weg von La Palma nach La Gomera war.)

Ich hatte das Gefühl, das Schiff „Thor Heyerdahl“ sei noch größer geworden, als es davor schon war. Ob das die Großmutter des echten Thor Heyerdahls, dem Namensgeber dieses Schiffes, auch öfter gesagt hat, als er noch klein gewesen war?

„Ach Thor, bist du groß geworden!“

Das war vielleicht ein Gefühl, endlich den nicht ganz festen „Thorboden“ wieder betreten zu dürfen. Ja, auch das hatte ich vermisst! Noch mehr freute ich mich aber, die gesamte Schiffsbesatzung wiederzusehen – endlich waren wir alle vereint, war es doch auch ein seltsames Gefühl gewesen, nur unvollständig auf der Finca „El Rincón“ unsere Isolationswoche zu verbringen. Ich freute mich über die Bullaugen, das Ölzeug, das vertraut im Gang hängt, die Niedergänge, die Kombüse und auch über die Kammern, die natürlich noch an diesem Tag bezogen wurden – diesmal mit anderen Bewohnern. Nicht alles ist genau wie vorher: Zum Beispiel schläft man in einer anderen Koje und geht mit anderen Mitgliedern zu anderen Zeiten Wache.

Es war auch schön, das Achterdeck wieder einmal zu betreten, hatte man doch auf der ersten Etappe schon einige Stunden dort verbracht. Ich ertappte mich dabei, wie ich mich ans Ruder stellte und darüber nachdachte, wie es wäre, nun wieder richtig auf See zu sein und die Thor zu steuern. Auf See, Kurs Richtung Süden, gerade Richtung Kap Verde. Eine neue Etappe hat eben gerade begonnen! Was sie wohl bringt? Welche Abenteuer und Erlebnisse, aber auch Schwierigkeiten und Hindernisse birgt sie?

Was ich auf jeden Fall weiß: Es steht uns eine aufregende, zweite Seeetappe bevor. Mit Weihnachten, als auch einer Schiffsübergabe! Wieder einmal werden wir so viel Neues erleben – Ich bin sicher, es wird ein einzigartiges Erlebnis!

Ich bin so glücklich, nun endlich wieder in See stechen zu können! Und das mit meinem neuen Zuhause, der Thor Heyerdahl! Die Thor ist aber nicht wie viele andere Zuhause. Sie bleibt nicht fest an einem Platz stehen – dafür ist ein Schiff ja auch nicht gemacht! Die Thor Heyerdahl ist ein reisender Ort und ihre Bewohner sind Reisende. Vorwiegend Reisende, wie mich, mit Fernweh – einem Drang, „hinauf, hinab“ zu segeln und neue Erfahrungen zu machen.

Ich dachte immer, das Wort „Thorweh“ stamme vom Wort „Heimweh“ ab. Das benutzen eben die ExKUSis und ExStammis, die die Thor vermissen und sich nach ihrem zweiten Zuhause sehnen. Genauso gut verbinde ich nun das Wort „Thorweh“ aber auch mit „Fernweh“. Sich endlich wieder aufmachen – raus aus dem schützenden Hafenbecken auf den großen weiten Ozean. Die Segel setzen, den Wind und das Meer spüren. Und dann, irgendwann, neues Land sehen und es entdecken. Was auch immer da kommt: Ich bin gespannt und kann´s kaum erwarten! Also: Auf ins nächste Abenteuer!

KUS Ticker

16.12.2020

Mittagsposition: Puerto de Santa Cruz de Tenerife
Wetter: Lufttemperatur: 20° C, Wassertemperatur: 20°C, Wind: NW 1

  • 07:00 Uhr: schöner Sonnenaufgang am Morgen
  • 09:00 Uhr: Schiffshändler bringt Proviant => Menschenkette in die Last bilden!
  • 17:00 Uhr: Nachbesprechung Kanarenaufenthalt
  • 20:00 Uhr: Foto- & Videopräsentation des Kanarenaufenthaltes

17.12.2020

Mittagsposition: Puerto de Santa Cruz de Tenerife
Wetter: Lufttemperatur: 21° C, Wassertemperatur: 21°C, Wind: NNE 1

  • 08:00-17:00 Uhr: Schiffsarbeiten
  • Gurte checken
  • Farbarbeiten
  • Bootsmannsarbeiten
  • Weitere Proviantisierung