Plastic-Pirates

Porto Pim, eine kleine Bucht auf der Westseite der portugiesischen Insel Faial. So mancher mitteleuropäische Bürger erwartet einen idyllischen, weißen Sandstrand. Was man von der Ferne erblickt, entspricht ziemlich genau diesem Bild. Was viele Kleinkinder wahrscheinlich freuen würde, erschreckt jedoch den Großteil der Menschen. Je näher man kommt, desto bunter wird der Strand! Myriaden von kleinen Plastikstückchen in allen Farben des Regenbogens sind unter den Sand gemischt, manche groß und gut identifizierbar, andere mit nur wenigen Millimetern Durchmesser und im Worst Case gar nicht mehr vom umliegenden Sand zu unterscheiden. Was für ein Glück, dass uns die Kieler Forschungswerkstatt Material und einen klaren Auftrag mitgegeben hat. Schon seit einiger Zeit unterstützt eben jene Forschungsinstitution ein europaweites Projekt: PLASTIC-PIRATES. Ziel ist es, durch die mithilfe von Jugendgruppen aus ganz Europa eine Art Bestandsaufnahme des Plastiks in den Gewässern Europas zu erstellen. Mithilfe professioneller Ausrüstung sollen Menge, Anzahl und Art des vorhandenen Mülls festgestellt werden.

Wir wurden in zwei mal fünf Gruppen aufgeteilt. Gruppe A hatte den Auftrag, in den verschiedenen „Überschwemmungszonen“ des Strandes Kreise von 1,5 Metern Durchmesser zu ziehen und allen in diesen Kreisen befindlichen Müll, der größer als 5 Millimeter ist, einzusammeln und zu kategorisieren. In der Zone, die beinahe immer teilweise von Wasser überspült ist, war das Problem vorhersehbar, dennoch nicht wirklich zu lösen. Ein Abschnitt, der teilweise überspült ist, lässt sich nur schwer gänzlich absuchen, da immer neuer Müll angeschwemmt wird. Letzten Endes wurde dieses Problem einfach durch schnelles Arbeiten gelöst, sodass möglichst wenig neuer Müll angeschwemmt werden konnte. Die Datensammlungen auf den anderen beiden Abschnitten des Strandes verliefen nahezu reibungslos und die erhobenen Daten konnten fachgerecht an die Kieler Forschungswerkstatt weitergeleitet werden.

Die zweite Gruppe, Gruppe B, war mit der Aufgabe betraut, in einer gemessenen Zeit den Strand wie bei einem normalen Beach-Cleaning nach allem möglichen Müll abzusuchen. Der aufgesammelte Müll wurde anschließend sortiert und die gemessene Zeit sowie der abgesuchte Strandabschnitt notiert. Im Gegensatz zu dem anderen von uns durchgeführten Cleaning wurde diesmal nicht nur das Plastik berücksichtigt. Jedoch ergab sich in der Auswertung, dass der Anteil an Müll aus anderen Materialien verschwindend gering war. Ca 70 % des gesammelten Mülls bestand ausschließlich aus Kunststoff.

Gruppe C hatte die Aufgabe, sich mit dem schwimmenden Plastik zu befassen. Mithilfe eines Netzes sollte der Müllanteil im Wasser festgestellt werden. Da PLASTIC-PIRATES ursprünglich ein für Flüsse zurechtgeschnittenes Projekt ist, war vorgesehen, das Netz von einer Brücke oder einem Steg ins Wasser hängen zu lassen und nach einer gestoppten Zeit das Plastik zu erfassen. Da das Meer jedoch nicht fließt, berechnete Gruppe C, dass bei gegebenem Netzvolumen 1000 Liter Wasser gefiltert werden, wenn das Netzt 20 Meter durchs Wasser gezogen wird. Mit Gummistiefeln und Öl Hose bewaffnet begab sich Lennart in die nassen Fluten und nahm eine Probe nach der anderen. Doch jedes Mal das gleiche Problem: Durch die Brandung schwebte so viel Sand im Wasser, dass die Proben nicht wirklich detailliert untersucht werden konnten. Auf die Frage, wie sie das Problem zu lösen gedenken, wusste Gruppe C zu antworten, dass sie die Proben so genau wie eben möglich untersuchen werden und unter den Umständen das Beste daraus zu machen gedenken. Die zweite Aufgabe von Gruppe C war wesentlich ergiebiger. Das vorbeitreibende, mit bloßem Auge sichtbare Plastik sollte gezählt werden. Von einem hohen Punkt aus konnte Ole erschreckende Entdeckungen machen. Das Wasser war voll von Plastiktonnen, Fischernetzen und alten Festmacherleinen. Dieser Müll wurde gezählt und in Statistiken eingefügt, sodass letztendlich ein Kreisdiagramm die Zusammensetzung des vorgefundenen Mülls anzeigte.

Gruppe D war die Reportergruppe, der auch ich angehörte. Unser Auftrag war in zwei Themenfelder aufgeteilt: Erstens, die Dokumentation des Forschertags zur Verwendung auf z.B. der Website. Diese Teilgruppe sammelte Fotomaterial der einzelnen Gruppen und führte Interviews. Der andere Teil von Gruppe D war für die Müllquellenfindung und die Bevölkerungsbefragung zuständig. Für diese Aufgaben waren Leon, Mika und ich zuständig. Der Auftrag bestand darin, in der direkten Umgebung der Sammelstelle nach Faktoren wie z.B. überquellenden Mülltonnen oder offenen Müllhalden, welche das Müllvorkommen am Sammelplatz beeinflussen könnten, zu suchen. An beiden Seiten des Strandes fanden wir Müllsammelbehälter, bei denen die Vermutung nicht fernlag, dass Müll von hier an den Strand geweht werden könnte. Nachdem wir das Wetter der letzten Tage notiert und seinen Einfluss auf das Müllvorkommen eingeschätzt hatten, machten wir uns auf den Weg zum großen Supermarkt der Stadt. Mit dem Plan, etwas über die Müllentsorgung des Geschäftes zu erfahren, betraten wir den Laden. Mit etwas Glück konnte uns der erste Angestellte uns tatsächlich etwas zu diesem Thema berichten. Der Markt presst seinen Plastikmüll in einer hauseigenen Müllpresse und verschifft ihn zum Recycling aufs portugiesische Festland. Auf die Frage, ob wir die Anlage sehen dürfen, wurde mit nein geantwortet. Der Angestellte konnte uns Fotos auf seinem Handy zeigen, welche wir allerdings nicht abfotografieren durften. Wir gaben uns mit diesen Informationen zufrieden und machten uns auf den Rückweg.

Die Ergebnisse der einzelnen Gruppen wurden in einem kurzen Vortrag der Gesamtgruppe präsentiert und die wichtigen Daten an die Kieler Forschungswerkstatt gesendet. Da von den Azoren bisher noch keine Daten eigegangen waren, können wir mit Stolz behaupten, einen wertvollen Beitrag zur Studie PLASTIC-PIRATES geleistet zu haben.

KUS-Ticker

Freitag, 03.03.2021

Mittagsposition: Hafen von Horta, Faial, Azoren

  • 10:00: Kurzvortrag von Andreas und Planung des Forschertages
  • 11:00: Vortrag von Emma zum Thema -Chemische Grundlagen von Plastik
  • 11:30: Vortrag von Keana zum Thema -Plastik in unseren Meeren
  • 13:00: Beginn der Aktionszeit
  • 17:30: Vorträge der Kleingruppen über den Forschertag

Freitag, 04.03.2021

Mittagsposition: Hafen von Horta, Faial, Azoren

  • 07:00:Aufbruch von der Thor
  • 08:00:Abfahrt der Fähre
  • 12:30:Erreichen des höchsten Punktes Portugals!
  • 18:00:Rückfahrt mit der Fähre