Die Menschen dieser Reise
Was macht KUS für mich so besonders?
Da gibt es natürlich einiges. Um es allgemein zu sagen, sind es zum Einen die Erfahrungen und Erlebnisse, die ich sammle, die diese Reise so einzigartig machen. Doch die meisten Erlebnisse habe ich mit anderen KUSis gemacht. Mit Menschen, die mir vor einem halben Jahr noch fremd waren. Mit denen ich nun schon sechs Monate zusammenlebe. Gemeinsame Erfahrungen haben uns zusammengeschweißt – zu Freunden und zu einer Bordfamilie. Ich hatte die Zeit, alle besser kennenzulernen. Und sie sind es, die die Reise für mich so besonders machen. Es sind die Erfahrungen und Erlebnisse, die ich mit den Menschen mache. Was wäre KUS ohne andere KUSis? Was wären all meine Erlebnisse ohne meine Freunde? Jeder KUS-Jahrgang zeichnet sich durch seine Jahrgangsmitglieder aus. Jede KUS-Reise ist einzigartig, und das nicht wegen der Reiseroute und der Erlebnisse, die damit verbunden sind. Die ähneln sich ja – normalerweise zumindest. Die Menschen machen meine Reise so besonders. In den Blogs wird viel über die Erlebnisse, die wir hier machen, berichtet. Ich habe mir gedacht, dass es bestimmt auch interessant ist, etwas von den Leuten zu erzählen. Und da ich nicht über alle schreiben kann und nicht wüsste, wo ich anfangen sollte, werde ich mich irgendwo ins Schiff setzen und spontan über die Personen, die mir begegnen und mit denen ich nun schon ein halbes Jahr den Atlantik besegele und Inseln erkunde, schreiben.
Momentan sitze ich in der Messe. Auf der anderen Seite sitzt Sebastian, wir nennen ihn alle nur „Sebbo“. Er sieht beschäftigt aus – gerade schreibt er seinen Englischblog, den man bestimmt auch schon auf der Website lesen kann. Ich erinnere mich an eine Situation am Anfang der Reise, bei der wir auch in der Messe saßen und ich Sebbo meinen Vortrag, den ich am darauffolgenden Tag halten würde, präsentierte. Durch irgendeinen Versprecher meinerseits entstand der Insider „Mexikaner in Badehose“ (Ich weiß nicht, wie das passiert ist, ging mein Vortrag doch über Piraterie in der Nord- und Ostsee) und wir mussten uns sehr anstrengen, nicht so laut zu lachen, da schon einige schliefen. Es befindet sich außerdem noch Ansgar in der Messe – er deckt gerade die Tische fürs Mittagessen auf. Dabei summt er ein Lied von dem Film „The greatest showman“. Die Lieder laufen (dank Meli) momentan in der Kombüse rauf und runter. Ansgar ist ein begeisterter Shanty-Sänger und kommt oft auf die Idee, doch mal ein Seemannslied anzustimmen. So kam es dazu, dass wir letztens in der Wache gemeinsam auf dem Achterdeck „Away – you Rio“ sangen, wobei wir unser eingeübtes Lied kurz danach der Schiffsbesatzung stolz präsentierten.
Von der Messe ist es nicht weit zur Bibliothek. Dort treffe ich auf Caro. Mit Caro habe ich schon einige lustige Stunden in der Bib erlebt – sie liest sehr gerne, weshalb man sie oft dort antrifft. Eigentlich ist die Bib, mit ihren vollen Bücherregalen und dem warmen Licht, ein super Ort zum Arbeiten – zum Beispiel wenn man, wie Caro momentan, einen Vortrag, in ihrem Fall über Gezeiten, vorbereitet oder einen Blog schreibt. Wenn man dort jedoch mit seinen Freunden sitzt, kann die produktive Atmosphäre schnell durch meist lustige Gespräche ersetzt werden, die erst richtig verrückt werden, wenn man müde ist. Nach kurzer Zeit setzt sich Frederik, den wir aber eigentlich alle nur unter dem Namen Freddie oder Fred kennen, zu uns. Weitere KUSis gesellen sich zu uns und es entsteht ein Gespräch über wortwörtlich Gott und die Welt, wobei wir unsere verschiedenen Ansichten austauschen und darüber reden.
Währenddessen werkeln Simon, Elliott und Carla in der Last an ihren Projekten. Simon bastelt ein Bild aus Muscheln und anderen Dingen, die er am Strand gefunden hatte, Carla feilt an ihrem Glücksbringer und Elliott baut an seinem Buddelschiff weiter. So verbringt jeder seine Mittagspause.
21:50 Uhr – erneut sitze ich in der Messe. Von Wache 4, die draußen auf dem Achterdeck das Schiff fährt, kommt stündlich jemand vorbei (zuletzt war es Luis, der gerade noch einen Tee trank) und schaut auf seiner Sicherheitsronde durchs Schiff, ob alles in Ordnung ist. Sonst sitzen nur noch Lukas, Mika und ich hier. Lukas schreibt momentan Tagebuch. Er ist auf dieser Etappe Wachführer der Wache 3, also meiner Wache. Öfter treffen wir uns gemeinsam nach der Wache um 20:00 Uhr noch in der Messe, um bei ein paar Keksen oder Schoki zu quatschen. Heute waren wir alle aber ziemlich geschafft vom Tag, weshalb die meisten von uns auf direktem Weg in die Koje gegangen sind.
Mika spielt gerade „Tears in Heaven“ auf der Gitarre. Durch den Musikworkshop bei Dietmar wurde das Lied auf der Reise sehr oft gespielt und für mich gehört es auch einfach zu unserem Jahrgang dazu. Mika hat erst auf der Reise angefangen, Gitarre zu lernen und spielt jetzt schon weitaus besser als „messereif“. Er wohnt in der Kammer gegenüber und nicht selten klingt der ein oder andere Song auf der Gitarre, begleitet von der Cajon, rüber. Kein Wunder – in Kammer 1 wohnen auch noch Peer und Ole, die beide auch leidenschaftliche Gitarrenspieler sind.
Nun kommt gerade Linn in die Messe um eine Kiste mit frisch gespültem Besteck einzuräumen.
Linn wohnt in meiner Kammer und ich verstehe mich sehr gut mit ihr. Gemeinsam haben wir immer etwas zu lachen und haben schon zusammen einige verrückte Aktionen durchgeführt. Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir uns um 2 Uhr nachts getroffen haben, um zu zweit den Sanitärbereich zu reinigen. Wir wollten wenigstens einmal auf der Reise nachts die Toiletten geputzt haben. Nach 1½h waren wir auch fertig und unsere Wache freute sich am nächsten Morgen darüber, dass das tägliche „PP“ – „Putzparty“ – wie wir sie nennen, schon stattgefunden hatte.
Irgendwann gehe ich dann Zähneputzen, wobei ich, wie nicht selten, an der Kombüse hängenbleibe und noch mit Meli rede. Meli und ich hatten einen großen Teil der Reise eher weniger miteinander zu tun, was wir ändern wollten. Nun sind wir auf dieser Etappe zusammen in einer Kammer und reden auch oft mal gemeinsam. Dabei haben wir festgestellt, dass wir ziemlich viele Gemeinsamkeiten haben – es ist schön, dass sie dabei ist und dass wir uns so gut verstehen. Sie ist in Wache 4 und wenn sie mich dann um acht Uhr von der Wache ablöst, müssen wir uns schon zurückhalten, nicht zu reden, wenn sie im Ausguck steht.
Als ich in meine Kammer gehe, treffe ich Anouk (mit der ich momentan auch mein Bootsmannspraktikum mache), Paula und Laura an. Alle sind bereits in ihren Kojen, aber noch wach. Das passiert tatsächlich sehr selten, dass am Abend noch keiner in der Kammer schläft, da wir alle unterschiedliche Wachzeiten haben. Wenn also jemand aus der Kammer zu seiner Wache aufsteht, gehen andere gerade erst schlafen oder schlafen noch. Denn es ist ratsam, je nachdem welche Wache man geht, auch zu einer bestimmten Zeit ins zu Bett gehen, um genug Schlaf zu bekommen und fit für die Wache zu sein. Spontan entstand noch ein Gespräch. Paula, die wahrscheinlich mehr Kakao und Milchpulvervorräte als die ganze restliche Schiffsbesatzung zusammen hat, kramte sogar noch Bonbons aus und das vorherige Zähneputzen war quasi umsonst. Aber auch wir werden irgendwann müde und nach und nach gehen die einzelnen Kojenlichter aus und es wird wieder still in der Kammer.
Ich kann leider nicht über jede Person etwas schreiben, auch wenn ich das gerne wöllte. Und ich könnte zu jedem so viel mehr als einen kleinen Abschnitt erzählen. Alltägliche Situationen, sei es das Putzen, Wache gehen oder die Backschaft, aber auch besondere Momente, habe ich mit diesen fünfzig einzigartigen Menschen erlebt und diese alle zu beschreiben, ist praktisch unmöglich, einen sehr kleinen Einblick konnte ich hoffentlich aber trotzdem geben.
Die Schiffsbesatzung – mit und wegen ihrer Mitgliedern, habe ich sehr ins Herz geschlossen. Ich bin sehr dankbar, dass ich all diese Menschen kennenlernen durfte und mich als Teil der Bordfamilie sehen darf.
KUS-Ticker
Dienstag, 06.04.21
Mittagsposition: 47°27.5‘ N 017°047.8‘ W
Etmal: 82 sm
Wetter: Lufttemperatur: 11°C, Wassertemperatur: 12.5°C
- Ganztägig: Praktikum: Bootsmann: Anouk, Keana Maschinist: Hanno Proviant: Emma
- 08:30: Unterrichtsstart (Unterrichtsgruppe B)
- 16:30: Unterrichtsende
Mittwoch, 07.04.21
Mittagsposition: 46°55,2’N 016°39,5‘ W
Etmal: 70.6 sm
Wetter: Lufttemperatur: 10.5°C, Wassertemperatur: 12.5°C
- Ganztägig: Praktikum: Bootsmann: Carla, Mika Maschinist: Bella Proviant: Lisa
- 08:30: Unterrichtsstart (Unterrichtsgruppe A)
- 16:30: Unterrichtsende