Unsere aussichtslose Wetterlage

„Wir haben keine Chance; nutzen wir sie“. Es war kurz bevor das Auslaufen aus Graciosa anstand und wir hatten uns alle zusammen in der Messe versammelt, die Augen auf das Bild des Beamers gerichtet, das uns anschaulich die Großwetterlage zeigte, mit Erklärungen seitens Detlefs. Und es sah nicht gerade nach sonderlich viel segeln aus: Die nächste Etappe ging von den Azoren zurück nach Kiel, bzw. erst einmal in den Englischen Kanal, bis zu Letzteren rund 1200 sm (ca. 2200 km). Es war ein ganzes Hochdrucksystem westlich von England vorausgesagt; auf die dazugehörigen Winde übertragen: Insgesamt nord-nordöstliche Winde, genau die Richtung, in die wir fahren wollten, nur für die ersten paar Tage gab es in einem kleineren Bereich südöstliche Winde, mit denen man immerhin annährend in die richtige Richtung käme. Auch wenn die Wettervorhersage über mehr als drei Tage mit Vorsicht zu genießen ist, ist nicht davon auszugehen, dass sich die Lage allzu signifikant ändern wird und uns der Wind bis zum Englischen Kanal bringt.

Aber es führte kein Weg daran vorbei: Spätestens am 24. April mussten wir wieder in Kiel einlaufen und weil auch längerfristig keine Wetterbesserung in Sicht war, mussten wir einfach auslaufen, um nicht in Zeitnot zu geraten. Nachdem die ursprünglich für die letzten Tage bis zu den Azoren geplante Schiffsübergabe wegen Starkwind bzw. Sturm nicht stattgefunden hatte, wurde sie auf das Auslaufen von den Azoren verschoben und so übernahmen wir für die ersten drei Tage auf See das Schiff und damit auch die schwierige Wetterlage, wodurch der Faktor Wetter gleich mal eine deutlich größere Rolle einnahm als bei der letzten Schiffsübergabe.

Zu Beginn hatten wir zwar gerade noch Südwind, aber wie in der Vorhersage drehte der Wind gleich in der ersten Nacht schlagartig auf Nord und machte es uns unmöglich, weiter unter Segeln zu fahren. Und in den folgenden Tagen der Schiffsübergabe ging es zwar, dass wir in einem kleinen Bereich mit südöstlichen Winden blieben, der sich mit uns nach Norden verlagerte, wodurch wir uns unserem Ziel immerhin so halbwegs nährten, aber weder konnten wir nach Osten, weil dort der Wind auf Nordost drehen würde, noch konnten wir nach Westen, weil wir die Strecke nach Westen auch irgendwie wieder zurückfahren müssten. Aber auch wenn der Wind (meistens) immerhin aus der Richtung kam, durchgängig segeln war nicht drin, weil der Wind oft zu schwach war, um ordentlich voranzukommen, sodass unsere Maschine letztlich doch rund die Hälfte der Zeit den Maschinenraum unruhig machte.

Eine Nacht nach der Schiffsübergabe drehte der Wind dann endgültig auf Nordost und seitdem bleibt uns nicht anderes übrig als mit voller Maschinenleistung fast direkt gegen den Wind auf kürzestem Wege zum Englischen Kanal zu motoren. Ansonsten können wir nur warten, bis der Wind voraussichtlich gegen Donnerstag aus schwachen Südwind und später auf Westwind dreht, und hoffen, dass es immerhin ab da zumindest größtenteils ohne das ständige Brummen und Vibrieren weiter nach Kiel gehen kann.

KUS-Ticker

Montag, 05.04.2021

Mittagsposition: 048° 05,1‘ N; 019° 33,5‘ W
Etmal: 119,7 sm
Wetter: Lufttemperatur: 10,5°C Wassertemperatur: 11,5°C

  • Wachbetrieb für Unterrichtsgruppe B
  • 08:30 Unterrichtsbeginn für Unterrichtsgruppe A
  • Maschinisten Praktikantin: Bella
  • Proviant Praktikantin: Lisa
  • Bootsmann Praktikanten: Carla, Mika
  • 10:00 Vortrag über die C14 Methode für Unterrichtsgruppe A (Kailun)

Dienstag, 06.04.2021

Mittagsposition: 47°27,5’N 017°47,8‘ W
Etmal: 82,0 sm
Wetter: Lufttemperatur: 10°C Wassertemperatur: 12°C

  • Wachbetrieb für Unterrichtsgruppe A
  • 08:30 Unterrichtsbeginn für Unterrichtsgruppe B
  • Maschinisten Praktikant: Hanno
  • Proviant Praktikanten: Emma und Laura
  • Bootsmanns Praktikanten: Anouk und Keana
  • 14:15 Vortrag über die C14 Methode für Unterrichtsgruppe B (Kailun)