Ein Tag im Grünen

Es klopft leise, die Tür öffnet sich und ich werde für das zweite Run-and-Dip auf der Reise geweckt. Draußen stehen schon einige verschlafene KUSis, die darauf warten, dass wir mit dem Dinghi zum Festland fahren. Andere nutzen das späte Frühstück, um auszuschlafen. Wir paddeln rüber an Land, das Dinghi möchte aber nicht so wie wir und dreht durch den Wind immer wieder ab. Trotzdem erreichen wir die Anlegestelle sicher und machen uns fertig fürs Laufen. Es geht, wie gestern, wieder um eine Landzunge herum und dann in Richtung des nächsten Segelvereins. Heute ist sogar das Wetter von unserer Sportlichkeit begeistert, es bleibt von oben trocken und die Sonne schaut sogar ab und zu vorbei. Der Weg ist aber immer noch aufgeweicht, deshalb gibt es bei jedem Schritt ein schmatzendes Geräusch. Danach war nicht mal an trockene Schuhe zu denken, geschweige denn an saubere, lange Hosen. Nach der Laufeinheit wollten wir natürlich auch noch dippen. Bei uns sah das aber nicht ansatzweise so entspannt aus wie bei den Einheimischen. Sie haben uns immer etwas amüsiert beobachtet, wie wir schreiend und quietschend ins Wasser gelaufen sind. Sie wirken dabei viel entspannter, einfach reinlaufen und dann schwimmen, da bleibt auch Zeit sich über den neuesten Klatsch und Tratsch auszutauschen. Auf dem Rückweg zur Thor waren wir nicht mehr so sportlich, wie auf dem Hinweg, wir haben ein wenig geschummelt und sind mit dem Motor zurückgefahren.

Heute war auch Seemannssonntag, also gab es Schokoaufstrich, Peanutbutter und sogar noch Spekulatiuscreme zum Frühstück. Die Kekse wurden dafür vor ein paar Tagen ganz professionell mit einem Stahlnagel von der Nagelbank zerkleinert, normalerweise werden darauf die Tampen belegt, doch an Kreativität spart man auf der Thor nicht. Wir konnten uns auch über etwas typisch Englisches freuen, es gab nämlich Bohnen mit Tomatensauce und Rührei. Nach dem Essen war noch ein bisschen Zeit, bis wir zum Wandern aufgebrochen sind, denn das war heute als Programm geplant. Nacheinander wurden wir dafür mit den Dinghis wieder an Land gebracht. Von der Badestelle aus ging es immer am Wasser entlang. Erst dachten wir, dass wir heute endlich richtig englisches Wetter erleben könnten mit ordentlichem Regen, aber wir waren auch nicht so traurig darüber, dass es doch durchgehend trocken blieb. Zum Mittag gab es Brotzeit an einem Strand, an dem die Segelboote nicht wie gewohnt im Wasser lagen, sondern mit ihrem Kiel über Wasser im Sand steckten.

Nach dem Essen hat sich die Gruppe aufgeteilt, die eine lief zurück, die andere weiter. Ich war in der zweiten Gruppe, es ging immer am Wasser entlang. Die Farben waren sehr schön anzusehen, der durchdringende Grünton und dazu die vielen kleinen, bunten Häuschen, alle dicht aneinandergedrängt, sorgten für einen bunten, sehr verträumten Anblick.

In einer großen Gruppe muss man natürlich auch immer darauf achten, dass noch alle da sind. Das haben wir auch regelmäßig gemacht, doch plötzlich fehlte ein großer Teil der Gruppe, also keine Gummibärchen für sie, diese wurden in der Pause, in der wir auf sie gewartet haben, vertilgt. Eigentlich lernt man ziemlich schnell auf der Thor, gute Süßigkeiten nicht in der Gruppe zu essen, sonst nimmt ihr Bestand sehr schnell ab, aber es gibt natürlich trotzdem die, die freiwillig teilen, auch wenn es um ein so wichtiges Gut wie Süßigkeiten geht. Die andere Gruppe haben wir aber bald wiedergefunden, sie hatten eine sehr interessante Frucht gefunden. Es stellte sich heraus, dass diese von einem Asiatischen Blütenhartriegel stammte. Die Frucht sollte genießbar sein, besonders lecker war sie aber nicht, da waren wir uns einig. Auf dem Rückweg sind wir auch noch durch einen kleinen Teil von Falmouth gelaufen und wurden von dort aus abgeholt. Natürlich gab es auch da wieder die kleinen verträumten Häuschen und im Hintergrund sah man das Wasser, wo die Segelboote im Wind schaukelten. Bevor wir ins Dinghi gelassen wurden, hieß es „Schuhe putzen“, denn eine Schlammparty wollten wir nicht unbedingt an Bord haben. Auf der Thor gab es dann noch eine weitere Schuhputz-Aktion, denn sauberer waren sie durch das provisorische Putzen an der Anlegestelle nicht unbedingt. Als auch die zweite Dinghi-Gruppe ankam, klingelte es zum Kaffee. Die Stamm-Backschaft hatte super-leckere Zimtschnecken für uns gebacken, die wir noch warm in die Hand bekommen haben, dazu gab es warmen Kakao.

Das Putzen der Schuhe hat nicht unbedingt dazu beigetragen, dass das Deck sauberer wurde, und der Sanitärbereich muss natürlich auch immer hygienisch bleiben, also wurde wieder geputzt. Für die Wachen, die nicht geputzt haben, gab es die Möglichkeit, zum Duschen in den Hafen von Falmouth zu fahren. Danach gab es für alle Abendbrot, heute sogar etwas Warmes, nämlich Spinatlasagne. Nach dem Essen hat Paulina ein selbst gedichtetes Lied vorgesungen und dazu Gitarre gespielt. Am Applaus war abzulesen, dass es allen sehr gefallen hat. Wie jeden Abend hatten die einen nach dem Abendbrot Freizeit und haben musiziert, gequatscht oder gelesen, die anderen haben bei der Wache auf das Schiff aufgepasst, noch andere haben die Zeit genutzt und sind schlafen gegangen oder zum Duschen gefahren. Doch egal wie der Tag für jeden einzelnen zu Ende gegangen ist, ich glaube wir sind uns alle einig, dass heute ein sehr schöner Tag war.

KUS-Ticker

Sonntag, 30.10.2022

Mittagsposition: liegen im Inner Harbour von Falmouth
Wetter: Temperatur: Luft 13,5°C, Wasser 15,5° C; Wind: W 3

  • 07:00 Uhr Run & Dip
  • 11:00 – 17:00 Uhr Wanderung entlang der Küstenlinie
  • ab 19:00 Uhr Freizeit