Die Atlantiktaufe – Besuch von Neptun

Heute, Freitag, wurde endlich das erste Türchen des Adventskalenders geöffnet. Viele Stunden lang nähte das Auftakelprojekt kleine Säckchen, bestickte diese mit den entsprechenden Zahlen und befüllte sie mit Leckereien und Gutscheinen. Insgesamt gibt es fünfzig dieser roten und grünen Säckchen, für jede*n eines. Jeden Tag werden per Los zwei Personen bestimmt, die ein Säckchen öffnen dürfen, am 06.12. sind es sogar vier Personen. Die ersten Türchen durften heute Amrey und Lena öffnen. Beide erhielten Süßigkeiten und einen netten Spruch. Außerdem bekam Amrey noch einen Gutschein für eine extra Portion O-Saft und Lena einen für ein zusätzliches Stück Kuchen. Diesen Gutschein darf man nach Belieben den ganzen Dezember lang einlösen. Schon seit einer Woche hört man ständig Weihnachtslieder aus der Backschaft dröhnen. Doch so richtig in Weihnachtsstimmung sind bisher die wenigsten von uns. Vielleicht liegt es daran, dass wir so weit weg von zuhause sind und alles anders ist als normalerweise Anfang Dezember. Statt bei Schneeregen und Kälte in Deutschland zu sein, wo die Tage jetzt immer kürzer werden, befinden wir uns gerade bei strahlendem Sonnenschein und Hitze mitten auf dem Atlantik. So viele Kilometer von der Zivilisation entfernt sind nicht einmal die Astronauten auf der ISS. Doch trotz der bisher fehlenden Weihnachtsstimmung genießen wir alle die Zeit hier sehr.

Außerdem glaube ich, dass der etwas strukturiertere Alltag im Gegensatz zu den unberechenbaren Tagen auf der ersten Etappe allen guttut. Trotzdem sind unsere Tage an Bord der Thor weiterhin sehr abwechslungs- und ereignisreich. So haben wir neben Schule, Wache und Backschaft diese Etappe auch Praktika bei den Maschinisten, im Proviant oder beim Bootsmann. Die Praktika geben uns einen Einblick in die Tätigkeiten der entsprechenden Personen und wir dürfen auch viel selbstständig machen. Ich hatte diese Woche zum Beispiel Praktikum in der Maschine. Ich habe gelernt, wie genau der Generator funktioniert und wie er an- und ausgeschaltet wird. Außerdem haben wir uns die Hauptmaschine näher angeschaut und ich kann den Motor jetzt selbstständig starten. Auch die sonstigen Tätigkeiten der Maschinisten sind uns gezeigt worden und wir haben auch viel mitanpacken dürfen. So haben wir zum Beispiel einmal die Tagestanks entwässert, die Öldruckleitung der Hauptmaschine umgebaut und täglich den Ruderkasten gefettet. Insgesamt habe ich in meinen drei Tagen Praktikum sehr viel mitgenommen und einen sehr guten Eindruck von der Arbeit der Maschinisten bekommen.

Auch am Samstag war wieder einmal einer dieser Tage, an denen so viel passiert, dass man meinen könnte, es wäre eine ganze Woche vergangen. Heute begann der Tag für die meisten von uns, darunter auch ich, um 7 Uhr. Zuerst hatten wir zwei Stunden Mathe, dann jeweils eine Stunde Geschichte und Physik. Beim Mittagessen kam dann die Ansage, dass sich alle „staubgeborenen Luftatmer“, also alle, die in ihrem Leben noch keine Atlantiktaufe absolviert hatten, unter Deck begeben sollen.

Die Einzelheiten der Taufe dürfen nicht verraten werden, außer dass es originelle Taufnamen wie Kletteraal, Goldmaid, Edelhaarstern, Schulmeisterschnapper und Trompetenfisch gab. Anschließend fand unser normales Samstagnachmittagsprogramm statt. Jedoch wurden uns vor Besanschot-An unsere Taufscheine feierlich übergeben.

Bei der darauffolgenden Lost-and-Found Versteigerung wurde diesmal dank selbstgemachter Handwerkskunst eine Rekordsumme von 97 Euro eingenommen. Diese werden an die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger gespendet. Danach haben wir gemeinsam mit dem Musikprojekt gesungen. Währenddessen ging am Horizont schon die Sonne unter. Es sah wunderschön aus, wie der Feuerball in den Wellen versank und alles in ein orange schimmerndes Licht tauchte. Außerdem las Lukas B. noch einen Auszug aus dem Buch „Die letzten Segelschiffe“ über die Pamir vor, ein Traditionssegler mit vier Masten.

Als es dann schon dämmerte, haben einige von uns sich nochmal kurz vor dem Abendessen im Pool abgekühlt. Für den perfekten Abschluss des Tages wurde ab halb neun dann noch „Fluch der Karibik 2“ gezeigt. Wie schon letzte Woche haben wir den Film wieder draußen auf dem Hauptdeck unter sternenklarem Himmel und vielen Sternschnuppen geschaut.

KUS-Ticker

Freitag, 01.12.2023

Mittagsposition: 15°07‘N; 040°00’W
Etmal: 135 sm
Wetter: Lufttemperatur: 28,5°C, Wassertemperatur: 27°C, Wind: ENE 4

  • 11:00 Uhr: Stammversammlung
  • 13:00 Uhr: Feuer an Bord – Übung
  • 15:30 Uhr: Projekttreffen

Samstag, 02.12.2023

  • Geburtstag Max
  • 12:00 Uhr: Zeitumstellung (-1h)
  • 13:00 Uhr: Atlantiktaufe
  • 16:00 Uhr: Großreinschiff
  • 17:00 Uhr: Besanschot-An
  • 20:30 Uhr: Kinoabend