Kuba kulinarisch erleben

Der Hausmeister eines unserer Hotels schrieb unter anderem folgenden Satz in Torges Tagebuch: „Los Cubanos, nos gustan las fiestas, bailes, autos y la comido, en especial cerdo; […]“.

Übersetzt auf Deutsch: „Wir Kubaner, wir mögen die Partys, Tänze, Autos und das Essen, vor allem Schweinefleisch; […]“

Mit diesem Satz beschrieb er die kubanischen Essgewohnheiten ziemlich gut. In den letzten Tagen machten wir alle unsere Erfahrungen mit der kubanischen Küche, egal ob beim Frühstück, Mittag oder Abendessen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass das Essen nicht besonders vielfältig war. Zum Frühstück gab es oft Weißbrot mit Käse und Schinken, manchmal auch noch Eier oder Milch. Auch mittags aßen wir oft nur einfaches, belegtes Weißbrot oder teilweise auch Reis mit Bohnen und Fleisch. Als Spezialität gelten hier die kleinen, ca. 20 cm großen (Käse)-Pizzen, die an vielen Straßenecken erhältlich sind.

Das Abendessen fiel im Gegensatz zu Frühstück und Mittagessen relativ groß aus. Hier war ebenso der Hauptbestandteil Reis, Bohnen und Fleisch. Dazu gab es dann noch ein bisschen Salat und Tomaten. Am Abendessen war besonders, dass es oft auch noch Nachtisch wie Eis o.ä. gab. Wie überall im karibischen Raum macht Fleisch einen festen Bestandteil von fast jeder Mahlzeit aus und vegetarisches/veganes Essen ist nicht leicht zu finden. Darauf, dass der Großteil der Vegetarier auch keinen Thunfisch essen wollte, als dieser beim Abendessen in Viñales zum Reis serviert wurde, reagierte der Koch mit Unverständnis: „Es no carne, es pescado!“ Übersetzt: „Es ist kein Fleisch, es ist Fisch!“ In solchen Situationen tauschen öfter einmal Nicht-Vegetarier einen Teil ihrer Beilagen gegen Fleisch, Fisch oder Bohnensuppe, in welcher teilweise ebenso Fleischstücke zu finden waren. Auch wenn für die Vegetarier so oft etwas weniger Essen zur Verfügung stand, sind letztendlich doch alle mehr oder weniger satt geworden. Wenn es doch einmal nicht reichte, konnten wir auf unsere Müsliriegel zurückgreifen, von denen bereits an Bord jeder 15 Stück bekommen hatte. Diese kamen auch regelmäßig als Bezahlungs- und Tauschmittel zum Einsatz und wurden vor allem zu Beginn rege gehandelt.

Was wir alle in dieser Zeit in Bezug auf Essen lernten, ist, dieses mehr wertzuschätzen. Denn wir als „Touristen“ bekamen immer die beste Versorgung, die es gab. Die kubanische Regierung stellt Touristen hierbei sogar noch vor die eigene Bevölkerung. Beispielsweise ist Milch für Kubaner rationiert und nur für Kinder unter 6 Jahren bestimmt, für uns gab es jedoch zu jedem Frühstück mindestens ein Glas warme Milch pro Person. Noch knapper ist Käse, welcher von Lala, die unseren gesamten Aufenthalt begleitete, über private Läden, welche zum Beispiel über Verwandte etwa an Käse aus der USA gelangen, extra für uns organisiert wurde. Wir bekamen also immer das Beste vom Besten. Trotz der Tatsache, dass wir alle dafür sehr dankbar waren, ist nicht zu leugnen, dass der ein oder andere doch auch nach dem Essen noch Hunger hatte und die Auswahl für deutsche Verhältnisse relativ klein war.

Die Knappheit und fehlende Varietät an Lebensmitteln hat man auch deutlich in der Stadt gemerkt. In den Läden gab es beispielsweise kaum verschiedene Produkte und diese waren zudem noch sehr begrenzt. Restaurants gab es zwar, aber selbst dort beschränkte sich die Auswahl oft auf Reis mit Bohnen und Fleisch oder Pizza. Zwischen den Produkten herrschen auch große Preisunterschiede. Grundnahrungsmittel wie Reis o.ä., die bei staatlichen Ausgabestellen vergünstigt erhältlich sind, wirken für deutsche Verhältnisse sehr billig. So könnten wir in einem Restaurant eine Portion Reis mit Bohnen, Kürbis und Tomaten für 250 Pesos kaufen, was ungefähr einem Euro entspricht. Eine 200g Beilage Reis kostete im staatlichen Restaurant sogar nur 20 Pesos. Auf der anderen Seite waren vor allem ausländische Produkte verhältnismäßig teuer. So konnte eine kleine Packung Kaugummis auch mal 3 Euro kosten. In La Habana/Havanna fiel vor allem auf, wie sehr sich die Preise zwischen touristischen Restaurants und staatlichen Ausgaben oder kleinen Imbissen in den Seitenstraßen unterschieden. Bei Pizzen reichte die Spanne von 150 bis 700 Pesos, bei Eis von 30 bis 300 Pesos und für eine ganze Mahlzeit mit Reis, Bohnen, Yuka, Kürbis oder Fleisch waren Preise von 400 bis 4000 Pesos möglich, auch wenn nach oben natürlich keine Grenze gesetzt war. Aber mit genügend Geduld und etwas Glück lässt sich mit den 500 Pesos (ca. 2 €), die wir täglich für unser Mittagessen vom Projekt bekamen, also eine ordentliche Mahlzeit bezahlen.

Für kubanische Verhältnisse leben wir in echtem Luxus und wir probierten, uns immer wieder bewusst zu machen, welche Privilegien wir zuhause in Europa, aber auch hier auf der Thor genießen.
Viele Grüße aus dem sozialistischen Kuba wünschen Friedrich und Konrad