Kubanische Mentalität

Können Menschen, die für unsere Verhältnisse in Armut leben und in einer politisch schweren Situation sind, trotzdem glücklich und fröhlich sein? Unser Eindruck auf diese Frage war: Ja, Kubaner sind dies und für sie ist die Musik das wohl wichtigste Element ihrer Identität. Sie hören diese durch Boxen laut auf den Straßen und in den schönen Häusern Kubas und spielen sie in kleinen Straßen-Bands in den kleinen Gassen der Städte, wie zum Beispiel in Havanna. Sie spielen die Rhythmen und singen die Lieder mit einer solchen Lebensfreude, dass jeder Tourist (auch wir) gar nicht anders kann, als anzuhalten und mitzutanzen oder zu singen.

Sie verkörpern diese Lebensfreude immer noch und lassen sich von ihr durch schlechten Zeiten, wie Missstände und Armut, bringen. Die Kubaner können mit ihrer weltweit einzigartigen Musik und ihren Kunstwerken auch durch den Tourismus Geld verdienen. Das sorgt für gute Laune auf beiden Seiten, denn die Touristen bringen schöne Mitbringsel mit nach Hause und werden auf den Straßen von der Musik unterhalten, während die Kubaner es lieben, den Touristen eine Freude zu machen und dabei auch noch an Geld zu kommen. Sie verdienen dabei so viel, dass die Händler und Künstler meist schon in einer der höheren gesellschaftlichen Schichten sind, da sie deutlich mehr als die durchschnittlichen 20 Euro pro Monat verdienen.

Doch bei einer Fahrradtour oder einem Spaziergang durch die wunderschönen Straßen Kubas, wird man nicht nur mit der unglaublichen, einzigartigen Musik Kubas konfrontiert, sondern auch mit ihren Bewohnern. Ihre Lebenseinstellung war für uns neu und inspirierend. Bei den Begegnungen und Gesprächen mit ihnen konnten wir ihre freundliche, positive und fröhliche Art kennenlernen. Wir schafften es sehr schnell, Blickkontakt aufzunehmen und uns gegenseitig anzulächeln. Wir konnten ihre Offenheit und ihr Interesse förmlich spüren.

Das Austauschgespräch in der Friedrich-Engels-Schule war besonders prägend. Es ging in der Thematik um das „Bloqueo“, das die USA seit 1958 auf Kuba ausübt, unter welcher das Land bis heute leidet. Einschränkungen von Produkten für Bildung, Gesundheit und dem Alltag spüren die Bewohner des Landes immer noch. Zudem sagte ein Lehrer: „Ich habe eine Metapher, damit ihr euch die Situation besser vorstellen könnt: Stellt euch vor, man steckt euch in eine Truhe, macht den Deckel zu, schließt ihn ab, bindet eine Kette um die Truhe und schmeißt sie ins Meer. Was passiert dann?“ Wir waren alle schockiert und keiner konnte so richtig antworten, als ein Mädchen  hinzufügte: „Doch wir werden diese Kette unter Wasser aufbrechen und wieder an die Oberfläche schwimmen. Wir geben nicht auf!“ Es beeindruckte uns sehr, dass sie trotz dieser Schwierigkeiten so positiv und stark sind.

Auf den Straßen Havannas haben wir gesehen, dass wirklich jeder jedem hilft und sich alle gegenseitig unterstützen. Entweder mit Essen, Geld, einer Umarmung oder ein paar motivierenden Worten. Was für eine Gemeinschaft!

Wir haben versucht, alles aufzunehmen, zu reflektieren und werden es, so gut es geht, in unserem weiteren Leben anwenden. Denn aus dieser positiven Einstellung, dieser fröhlichen Art und dieser Aufgeschlossenheit können alle lernen. Kubaner zu treffen, sie zu erleben, zu beobachten und mit ihnen zu reden, war für uns alle ein einzigartiges Erlebnis.