Freie Zeit im Bordalltag

Freie Zeit an Bord der Thor Heyerdahl. Eigentlich ein Fremdwort für uns alle, dennoch gibt es täglich Momente, in denen keiner in 10 min zur Wache geweckt wird, niemand Reinschiff machen oder ein Referat nachbesprechen muss. Dann finden wir uns zusammen und verbringen freie Zeit miteinander. Eine entscheidende Frage stellt sich dabei natürlich: Was machen wir in dieser Zeit?

Auch wenn das natürlich stets situationsabhängig ist, musizieren wir allgemein sehr gerne zusammen. Dafür eignen sich verschiedenste Orte. Gerade, während ich diesen Blogeintrag schreibe, spielen neben mir in der Messe Friedrich und Marlene „Hit the Road Jack“ auf dem Saxofon und der Trompete. Derselbe Platz wurde vor dem Kaffee und Kuchen bereits von Lukas B. und Marlene für ein Instrumentalstück von Trompete und Gitarre verwendet.

Letzten Freitag allerdings setzten Sophie und ich uns fürs Musizieren in Kammer acht, eine der kleinsten Vierer-Kammern, in der es eigentlich viel zu wenig Platz für zwei Menschen plus zwei Gitarren gibt. Aber in den vergangenen sechs Monaten der Reise haben wir alle gelernt, bestens mit wenig Platz zurecht zu kommen und so stellte dies kein Problem dar. Während unserer spontanen Jam-Session probierten wir verschiedenste eigene Melodien aus, überlegten uns Texte dazu und spielten mehrere Versionen. Am Ende hatten wir einen angefangenen Songtext ohne Melodie, eine Melodie ohne Text und einen angefangenen Song, der weder einen Text noch eine Melodie besaß, sondern lediglich aus einer einzelnen kurzen Zeile bestand. Aber es ging gar nicht darum, ein komplettes Lied zu schreiben, wir hatten einfach nur Spaß am Musik machen.

Später an diesem Tag fand noch ein lustiges Kammertreffen statt. Das ist meiner Meinung nach eine der schönsten Besonderheiten bei KUS, denn oft passiert es, dass man sich bei offener Kammertür auf seiner Koje sitzend mit einem seiner Kammermitbewohner unterhält und nach und nach weitere Kusis hereinkommen und sich dazusetzen, bis man plötzlich in großer Runde zusammensitzt und stundenlang redet. Genau das passierte auch am Freitagabend. Anfangs unterhielt ich mich nur mit Martha in Kammer 1, dann kamen immer mehr Leute dazu, bis wir zu siebt in unserer Kammer saßen und miteinander lachten. Auch ist es dabei interessant, wie viele Menschen eigentlich gleichzeitig, sogar halbwegs bequem, in eine 0,70m x 2m Koje hineinpassen. Die vier Kusis auf meiner Koje an diesem Abend bildeten auf alle Fälle noch lange nicht das Maximum hierbei. Wie lange wir uns fröhlich unterhielten, kann ich im Nachhinein nicht mehr sagen, aber darauf kommt es auch gar nicht an, denn wir alle schätzen auch noch so kurze Gespräche sehr.

Am Samstag, den 30.03., hatte die Backschaft wieder einmal sehr, sehr viel zu tun und wünschte sich deshalb Unterstützung von Freiwilligen. Genau dieses spontane Aushelfen ist auch eine Beschäftigung für freie Zeit an Bord. An diesem Mittag entschloss ich mich also, mit zwei anderen zusammen für ein paar Stunden bei Kolja, Marlene, Friedrich und Felix in der Kombüse einzuspringen. Während wir dort mit drei Blechen Lasagne und zusätzlich dem Seegang kämpften, stellte Kolja sich an die Musikanlage und ließ einen Hit nach dem anderen laufen, angefangen bei „Chöre“ von Mark Forster, was darin resultierte, dass wir zu siebt um den Bräter und Herd herumstanden und laut aus voller Kehle mitsangen.

Auch wenn Momente, in denen wir Freizeit haben, im beschäftigten Bordalltag wirklich nicht allzu häufig auftreten, kann man sie doch immer wieder finden und vermutlich so noch viel mehr wertschätzen und genießen, da sie etwas unglaublich Besonderes und Wertvolles für uns alle darstellen.

KUS-Ticker

Freitag, 29.03.2024

Mittagsposition: 41°19’N; 021°20’W
Etmal:  122 sm
Wetter: Lufttemperatur: 10°C, Wassertemperatur: 14°C, Wind: NW 5-6

  • 15:15 Uhr Projektetreffen

Samstag, 30.03.2024

  • 13:00 Uhr: Zeitumstellung +1h
    13:00 Uhr: Großreinschiff auf allen Stationen
    15:00 Uhr: Besanschot An
    16:00 Uhr: Reffen Schoner- und Großsegel
    20:00 Uhr: Filmeabend