Black Socks – Exkursion Sao Jorge – Kleingruppe 1

„Der Campingplatz liegt zwei Stunden weiter nördlich, das hier ist Privatbesitz.“ Man konnte unsere Kinnladen fast herunterklappen hören, denn keiner hatte Lust, jetzt um 18 Uhr noch eine Wanderung zu starten. Es war der erste Tag unserer Kleingruppenexpedition auf Sao Jorge. Wir waren hierher von unseren Waypoint Topo (jede Kleingruppe bekam einen Ort zugewiesen, den sie im Laufe ihrer Expedition erreichen musste) gelaufen, den wir zuvor mit einem Bus von Velas erreicht hatten. Es war eine wunderschöne Wiese, ausgestattet mit Toiletten, einer überdachten Feuerstelle und einem Trinkwasserhahn direkt oberhalb des Meeres an der Küste. Paula hatte eine Frau in der Nähe angesprochen und gefragt, ob wir hier übernachten dürfen, da Wildcamping auf dieser Insel verboten ist.

„Spaaaaaß! Wir können hier unsere Nacht verbringen.“
Also bauten wir unser Lager mit den Zelten und einer Plane zum Sitzen auf und fingen an zu kochen. Als dies geschehen war und wir gemütlich unsere Nudeln mit Tomatensoße verspeisten, gingen wir nochmal unseren Plan für die nächsten Tage durch. Morgen wollten wir nach Sao Tome laufen, von dort aus dann mit dem Bus zum Start einer Wanderroute fahren, die nach Faja de Santo Cristo führt, um dann am nächsten Tag Norte Pequeno als letzten Zwischenstopp zu erreichen. Die Unterkünfte oder Campingplätze waren unklar, da laut unseren Informationen meist keine vorhanden waren. Aber wir waren optimistisch – „Irgendwas finden wir schon!“ – und gingen voller Vorfreude auf die nächsten Tage schlafen.

Nach einem Frühstück mit Haferschleim bauten wir unsere Zelte ab und badeten erstmal in einem angrenzenden Naturschwimmbecken, bevor wir unsere schweren Rucksäcke schulterten und uns auf die Wanderung machten. Wir durchquerten mehrere wunderschöne Täler mit grünen Wiesen, außergewöhnlichen Blumen und reißenden Wasserfälle. Bei einer Pause kauften wir lokalen und äußerst köstlichen Käse und kochten Kaffee. Als wir dann Sao Tome erreichten, stellte sich die Frage, wo wir übernachten könnten. Nach kurzen Fragen von Einheimischen trafen wir einen Bauer, der uns auf einer seiner Weiden campen ließ. Trinkwasser gewannen wir aus einem Zufluss für eine Kuhtränke, indem wir es mit einem Wasserfilter aufbereiteten. Leider fing es an zu regnen und am nächsten Morgen wachten zwei Gruppenmitglieder in nassen Schlafsäcken auf.

Immer noch im Regen bauten wir die Zelte wieder ab und warteten auf den Bus, der leider schon kurz vorher abgefahren war. Diese insgesamt etwas blöde Situation zog die Stimmung leider etwas herunter, bis Moritz schnell ein Taxi organisierte und wir einen Tee aus selbstgepflückter Minze kochten. Mithilfe des Taxis erreichten wir dann also doch noch den Start unserer Wanderung und liefen los. Das Wetter blieb nass. Im Regen und Nebel liefen wir die Klippen herunter und verpassten leider höchstwahrscheinlich grandiose Ausblicke und wunderschöne Natur. Wir erreichten mittags unser Tagesziel und begaben uns auf die Suche nach einem warmen und überdachten Unterschlupf, weil wir viele Sachen zum Trocknen hatten. Leider hatten wir kein Glück und so entschlossen wir uns, Mittagspause zu machen.

Plötzlich kam ein Quad auf uns zu uns und der Fahrer erzählte uns, dass er einen Mann kannte, der uns ein Haus für die Nacht anbieten wollte. Unsere Suche hatte sich anscheinend in dieser hübschen Ortschaft schnell herumgesprochen. Er zeigte uns den Weg dorthin. Dort trafen wir auf unseren großzügigen Gastgeber Ricardo. Er baute dieses Haus zu einem Restaurant um und stellte es uns kostenfrei zu Verfügung. Es war schön dort. Es war trocken und warm, denn es hatte einen offenen Kamin und sogar eine Dusche. Wir trockneten unsere Zelte und alles andere auch und schliefen dort sehr komfortabel.

Am nächsten Ort starteten wir guter Dinge in den Tag, Ricardo hatte Freunde in Norte Pequeno und nach einem schnellen Telefonat mit dem Bürgermeister dort hatten wir schon einen Schlafplatz organisiert. Die Natur auf dieser Etappe war mal wieder atemberaubend. Wir liefen erst unterhalb der Klippen entlang und stiegen dann 450 Höhenmeter nach oben auf. Auf dem Weg nach oben passierten wir immer wieder grandiose Aussichtspunkte

Oben angekommen tranken wir zuerst einen guten Galao (Kaffee mit Milch) in einem Café, bevor wir dem Bürgermeister und einem von seinen Freunden (Antonio) folgten. Er führte uns in eine alte Grundschule, die ein Museum werden sollte. Sie war 2016 geschlossen worden und wurde seitdem nur noch selten betreten. Dementsprechend war sie ein wenig heruntergekommen. Aber wir hatten wieder ein Dach über unserem Kopf und waren sehr zufrieden. In dieser Unterkunft erfanden wir auch unseren Gruppennamen „Black Socks“. Unsere Socken waren davor zwar schon sehr dreckig und stanken, aber dort wurde selbst die weißeste aller Socken innerhalb einiger Stunden an der Fußsohle tiefschwarz. Im Verlauf des Abends schauten wieder der Bürgermeister und Antonio vorbei und picknickten mit uns auf dem Boden der Sporthalle. Sie schenkten uns Brot, selber gemachten Ziegenkäse und Brotaufstrich und wir verbrachten einen netten Abend mit ihnen. Antonio spielte Akkordeon und wir sangen dazu, außerdem lernten wir viel über die Azoren.

Am nächsten Morgen frühstückten wir gemütlich und nahmen den Bus zurück nach Velas – zurück zur Thor. Wir hatten viele Einwohnerinnen und Einwohner kennengelernt, waren in der Natur von Sao Jorge unterwegs gewesen und hatten viele schöne Ereignisse erlebt. Kurzum – die Expedition war erfolgreich beendet.

KUS-Ticker

Dienstag, 09.03.21

Mittagsposition: Velas, Sao Jorge, Azoren

  • 11:00: Kleingruppe Black Socks geht von Bord (Andreas, Lukas, Paula, Keana, Mats, Emma, Elliott, Anouk, Frederik und Moritz)

Samstag, 13.03.21

Mittagsposition: Velas, Sao Jorge, Azoren

  • 11:30: Kleingruppe Black Socks geht wieder an Bord