Wellengang und schöne Aussichten

Mittwoch:
Signal K. Es ist früh am Morgen. Wir ankern an einer wunderschönen, kleinen Insel, auf die wir leider keinen Fuß setzen können: Isle of Wight. In der Morgendämmerung sehen wir die weiten, grünen Wälder und zwischen den Wipfeln ein paar kleine Häuser, in denen schon in aller Frühe das Licht brennt. Kleine Wellen und kaum Wind. Nachmittags fahren wir nach Portsmouth, wo wir für die Weiterfahrt in die Biscaya noch Diesel bunkern werden, da wir bis jetzt durchgehend mit Motor fahren mussten. Bevor wir in den Hafen einlaufen können, kommt ein Lotse an Bord, da die Hafeneinfahrt schmal und das Verkehrsaufkommen hoch ist. Eine halbe Stunde tuckern wir durch den Hafenkanal vorbei an Portsmouth und dem Marinehafen, in dem viele beeindruckende und riesige Marineschiffe stehen.

Abenddämmerung. Portsmouth und seine Küste ist schön beleuchtet und das Wahrzeichen der Stadt, der 170m hohe Spinnaker Tower, ein hoher Turm mit Glasplattformen in Segelform, steht eindrucksvoll am Rande der Stadt. Nach dem Anlegen am Bunkerschiff, begrüßt uns freundlich die Crew des Schiffes mit britischem Akzent. Doch inmitten des Gewusels ergibt sich das erste Problem: das Bunkerschiff ist nicht für die Größe der Thor ausgelegt. Aber letztendlich findet alles benötigte Diesel dann doch seinen Weg in den Tank. Nach der Tank-Aktion sind wir winkend wieder aus dem Hafen, zurück an unseren Ankerplatz an der Isle of Wight gefahren, der bis Donnerstagmorgen unser Bleibeplatz sein wird.

Donnerstag:
7:30: Ein wunderschöner Sonnenaufgang. Das Wasser ist hellblau, der Himmel gefärbt in Rosa- und Rottönen. Fast könnte man denken wir sind schon in der Karibik. Aber nein, wir sitzen mit Öljacken bei 13 Grad an Deck und bereiten die Fahrt zurück in den Englischen Kanal vor. Aber egal, die Sonne, die einem ins Gesicht strahlt, zaubert allen ein Lächeln ins Gesicht. Bis wir den Kanaleingang erreichen. Die Wellen werden wieder mehr. Die Übelkeit kehrt sofort zurück. Die Kotztüten und die Backskiste sind in der letzten Zeit zu unseren neuen besten Freunde geworden.

Stundenlang sitzen wir an Deck, eingekuschelt im Ölzeug und starren den Horizont an. Noch nicht ahnend, was die Nacht uns für Wellengang bringen würde. Als die letzten Leute aus der Backschaft abends noch den Rest abspülen und der Wellengang enorm zunimmt, fliegt allen schon der halbe Inhalt der Fächer der Kombüse um die Ohren. Das wird eine Nacht werden.

Nachtwache. 11 Uhr abends. Ich kraxle aus dem Bett. Erste Nachricht der Wachführer: Das Schoner Segel hat einen riesigen Riss. Zweite Nachricht: starker Wellengang mit Höhen von über 3 Metern und Wind von bis zu 8 Windstärken in Böen. Bevor die dritte Nachricht kommt, rutsche ich schon durch meine Kammer. Mit den kurzen Worten der Wachführer „Vergiss auf keinen Fall deinen Gurt!“, mache ich mich nach oben ans Deck auf. Ich bin seekrank. Ein Regenschwall schwappt beim Öffnen der Schotten in mein Gesicht. Oben an Deck angekommen peitscht mir der Wind um die Ohren. Wie gerne würde ich mich wieder in mein warmes Bett verkriechen. Zuerst einhaken in die Sicherheitsleinen. Der Wind pfeift so laut – ich kann mein eigenes Wort nicht mal hören, als ich bei der Anwesenheitskontrolle meinen Namen in den Wind rufe. Nach 3 Stunden Fahrwache und ein paar Mal Übergeben in die Richtige Richtung (immer mit dem Wind also auf die Lee Seite;), die Wachübergabe. Wankend und triefend nass wandern wir wieder in unsere Kojen. Mit der Aussicht auf besseres Wetter für den nächsten Tag werde ich vom Wellengang in den Schlaf geschaukelt.

KUS-Ticker

Mittwoch, 27.10.2021

Mittagsposition: 50° 42,6‘ N 001° 04,3‘3 W
Etmal: 0 sm
Lufttemperatur: 16°C, Wassertemperatur: 15,5°C

  • 8:00 Uhr Ankern vor Isle of Wight
  • 16:00 Uhr Aufbruch nach Portsmouth (Hafen)
  • 16:30 Uhr Lotse kommt an Bord
  • 17:00 Uhr Fahrt durch Hafen
  • 17:30 Uhr Diesel bunkern
  • 21:00 Uhr Ankern vor Isle of Wight

Donnerstag, 28.10.2021

Mittagsposition: 50°41,9‘N 001°33,2‘W
Etmal: 38,4 sm
Lufttemperatur: 15°C, Wassertemperatur: 15,5°C

  • 7:30 Uhr Signal K (all Hands Manöver)
  • 08:00 Uhr Anker auf und Fahrt Richtung Westen
  • Wachbetrieb