Marmeladenglasmomente

Ich blättere durch mein Tagebuch, entdecke Einträge von besonderen Augenblicken, wunderschönen Momenten, die ich hätte einfangen wollen – ein Marmeladenglasmoment. Ist es nicht verrückt, dass du diesen Moment in deinem Leben nie wieder erleben wirst? Ich wünsche mir manchmal, dass besondere Augenblicke nicht so rasch wieder verfliegen wie ein Blatt im Herbststurm. Und auch nicht so augenblicklich wieder schwinden, wie sie gekommen sind. Auf dieser Reise gab es viele Marmeladenglasmomente. Und was dir von ihnen bleibt, ist eine Erinnerung im Kopf und ein Lächeln im Gesicht. Die Erde dreht sich weiter. Das Leben geht auch weiter. Und doch hält der Zauber eine Weile an, manche Momente nur einen Atemzug lang.

Die Sonne brennt auf meiner Haut. Der Himmel ist wolkenlos und spiegelt sich auf der glatten Wasseroberfläche. Irgendwie kann ich es noch nicht glauben, dass wir jetzt hier sind, in der Karibik. Gemeinsam stehen wir Hand in Hand auf dem heißen schwarzen Schanzkleid. Die Luft ist drückend, aber das ist in diesem Moment egal, denn Sekunden später tauchen wir ab, ins kühle Nass. Salziges, glasklares Wasser umgibt mich und brennt leicht in meinen Augen. Der Sprung fühlte sich ewig an. Die Zeit rann weiter – und ich? Ich blieb stehen. Hebe den Kopf zur Sonne und atmete alles ein: Licht, Leuchten, das Glitzern. Wir prusten die Wolken ein und aus und schwimmen in Richtung Horizont. In irgendeine Himmelsrichtung. An einem normalen Sommertag. Später sitzen wir auf dem Deckshaus und lassen uns die warmen Strahlen der Sonne auf die Haut brutzeln. Wir lachen, erzählen uns Geschichten und liegen einfach nur da, glücklich. Diese Momente fraß ich. Ich fragte nicht nach der Herkunft dieser Momente, auch nicht nach ihrem Zucker- oder Fettgehalt. Ich fraß sie einfach. Ich wollte ganz dick werden von Sonne und Freundschaft.

Die kleinen glitzernden Steine unter mir knirschen laut, ich sinke tief in Vulkangestein. Ich drücke Leahs Hand fester. Gemeinsam rennen wir los. Einfach so. Tollen und kullern mit der Schwerkraft nach unten. Unsere Füße tragen uns in rasender Geschwindigkeit über die rollenden Steinchen. Lassen uns einfach fallen. Weil es so staubig ist, halte ich die Luft an, bis ich das Gefühl habe gleich zu platzen. Vor Glück. Und Freiheit. Wir purzeln nur so den Berg in Richtung der anderen. Rennen in Schlangenlinien. Nichts kann uns einholen. Lassen alle Last oben auf dem Berg. Lachen und schreien vor Freude bis uns die Bäuche wehtun und wir erschöpft unten ankommen. Später am Abend sitzen wir auf der Dachterrasse, beobachten den größten und schönsten Sternenhimmel, den ich je gesehen habe. Die Nacht ist klar und warm. Die Dunkelheit zog den Bergen um uns herum ein ganz anderes Kleid an. Es war so finster wie irgendwo weit draußen im Weltraum. Ein stiller Ort. Wir saßen da und starrten in die Nacht, in der es nichts zu sehen gibt außer den Sternen. Lauschten in die Nacht, in der es nichts zu hören gibt außer die gleichmäßigen Atemzüge der anderen. Wie wir alle fasziniert nach oben schauen. Ganz oben funkeln und leuchten die Sterne. Der Himmel ist wie ein schwarzer Stoff mit kleinen Löchern. Wir haben nicht das Gefühl, dass die Dunkelheit die Abwesenheit von Licht ist, sondern eher, dass im Dunkeln ein anderes Licht ist. Ein Licht für alle Sinne. Wir teilen alle dieselben Gedanken, zeigen uns gegenseitig die unzähligen Sternenbilder über uns und erzählen uns ihre Geschichten dazu.

KUS-Ticker

Freitag, der 08.04.2022

Mittagsposition: 49°29,3N 008°03,3W
Etmal: 127,5 sm
Lufttemperatur: 10°C, Wassertemperatur: 10,5°C

  • Normaler Wachbetrieb

Samstag, der 09.04.2022

Mittagsposition: 49°34,5N 005°13,9W
Etmal: 150,5 sm
Lufttemperatur: 11°C, Wassertemperatur: 10,5°C

  • 13:00 Uhr: Rein-Schiff
  • 15:30 Uhr: Besan-Schot-An
  • 20:00 Uhr: Filmabend mit „Der Schuh des Manitu“