Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Federico-Engels-Schule in Kuba und meiner in Deutschland

In den letzten Monaten war unser Leben auf der Thor ein ganz anderer als Zuhause. Für uns alltägliche Dinge wie zum Beispiel die Schule haben sich verändert. Rhythmen, Stundenpläne, Fächer: Manches ist gleichgeblieben, manches auch nicht. Auch hier in Kuba, wo wir die Federico-Engels-Schule besucht haben, konnten wir riesige Unterschiede, aber eben auch Gemeinsamkeiten feststellen.

Das Erste, was mir aufgefallen ist, war, dass alle Schüler eine Uniform tragen, die aus einem blauen oder weißen Hemd und bei den Mädchen aus einem blauen Rock beziehungsweise bei den Jungen aus einer blauen langen Hose besteht. Am linken Oberarm tragen sie ihr Schullogo, generell scheinen sie sich sehr mit ihrer Schule, der Federico-Engels-Schule, zu identifizieren.

Die Federico-Engels-Schule ist eine Schule für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler, bei der sich alle Schüler, die dort hinkommen, einer Aufnahmeprüfung unterziehen müssen, denn die Anzahl der Plätze ist limitiert. Deshalb ist diese Schule auch sehr leistungsorientiert. Sie ist zum Teil ein Internat. Da die Jugendlichen aus der ganzen Provinz kommen und oft einen weiten Weg haben, leben die Schüler, die nicht in Pinar del Rio wohnen, in der Schule. Die Schüler haben von Montag bis Samstag Unterricht, sonntags ist kein Unterricht, aber laut eigener Aussage ist dieser trotzdem oft von Lernen geprägt. Jedes zweite Wochenende haben die Schüler von Freitag bis Sonntag frei, dann können sie nach Hause zu ihren Familien fahren.

Die Schule besteht aus zwei Wohngebäuden, in einem leben die Jungen und im anderen die Mädchen. Jede Klassenstufe hat ein Stockwerk, das aus einem oder zwei großen Schlafräumen, in denen bis zu 60 Menschen schlafen können und einem Waschraum mit Toiletten, Duschen und Waschbecken besteht. Überall an den Wänden hängen Gemälde und Zeichnungen von den Schülern. Der Besuch der Schlafräume des anderen Geschlechts ist strengstens verboten.

Das Gelände, auf dem die Schule steht, ist – zumindest für mein Verständnis – ziemlich groß, mit vielen Gebäuden, in denen sich die Klassenzimmer befinden. Die Schule verfügt sogar über ein beeindruckendes Amphitheater, in dem Veranstaltungen stattfinden. Die Klassenräume sind, wie bei uns, teilweise fachbezogen, aber die Unterrichtsmaterialien, wie Modelle der menschlichen Zelle oder des Coronavirus sind oft aus Pappmaschee selbstgebaut.

Anders als bei uns gibt es hier drei Prüfungsphasen, in denen alle Prüfungen in einer Woche stattfinden und eine Leistungserhebung am Ende des Jahres, die das ganze Schuljahr umfasst. Auch merkt man, dass diese Schule in einem sozialistischen Land steht, da überall Bilder von politisch wichtigen Personen wie zum Beispiel Che Guevara und Fidel Castro hängen und an besonderen Tagen eine militärisch anmutende Parade präsentiert wird, für die es sogar ein eigenes Fach gibt. Auch die Nationalhymne hat hier eine ganz andere Stellung als in Deutschland. Hier lernt jeder die Hymne schon im Kindergarten und sie wird sehr häufig und stets in strammer Haltung gesungen.

Das waren jetzt schon eine Menge Unterschiede, doch natürlich gibt es viele einige Dinge, in der sich die Engels-Schule kaum von unserer unterscheidet. Es herrscht beispielsweise eine allgemeine Schulpflicht für alle, die Schulen sind kostenlos und auch das Essen und die Unterkunft steht hier allen kostenfrei zur Verfügung, die Schüler sind in die Klassenstufen eins bis zwölf unterteilt und werden in den Klassen von einem Fachlehrer oder einer Fachlehrerin unterrichtet. Der Unterricht richtet sich nach einem Stundenplan, der überwiegend die Fächer umfasst, in denen wir auch unterrichtet werden. Zwischen den Stunden gibt es kleine und eine große Mittagspause, in der in der Mensa gegessen werden kann. Es gibt ein Schulsystem mit grund- und weiterführender Schule, neben angekündigten auch unangekündigte Tests und die Schullaufbahn endet mit einer zentralen Abschlussprüfung, ähnlich wie bei uns das Abitur.

Obwohl wir hier in Kuba sind und es – wie man sieht – viele Unterschiede gibt, sind die Schüler auch ganz normale Jugendliche, wie wir es sind und obwohl uns etliche (See)Meilen trennen, sind wir doch nicht so verschieden. Ich persönlich kann mir trotzdem nicht vorstellen, hier zur Schule zu gehen, da ich die viel größere Individualität in Deutschland sehr schätze. Das Weltbild hier ist einfach ein ganz anderes als das meine und, obwohl ich hier einiges gelernt habe und der Schulbesuch an der Federico-Engels-Schule zweifelsohne eine besondere Erfahrung war, freue ich mich jetzt wieder darauf, auf der Thor unterrichtet zu werden und den nächsten Teil unserer großartigen Reise antreten zu dürfen.