Eine Reise zurück
Bis zu 15 Jahre in die Vergangenheit zu reisen, diese Chance hat man nicht oft. Doch auf dieser Etappe von Panama nach Kuba war genau das doch leichter möglich, als ich je gedacht hätte. Meine zwei Reiseportale heißen in diesem Fall Jenny und Lukas B.: Für Jenny, die uns bis nach Kuba als Steuerfrau begleitet, ist die eigene KUS-Reise von 2009/10 nämlich bereits einige Zeit her und auch die Reise von Lukas B. (2015/16), der uns als Wachführer auf dem gesamten Törn begleitet, liegt mittlerweile 8 Jahre in der Vergangenheit. Wer könnte unsere Situation als Schüler*innen wohl besser nachvollziehen als zwei, die alles selbst schon aus der Teilnehmer*innen-Perspektive erlebt haben? Aber was hat sich im Vergleich zu damals geändert und was nimmt man am Ende wirklich von der Reise mit? Diese Fragen habe ich den beiden in kleinen Interviews auf dem Achterdeck gestellt, die sich zu Gesprächen voller Erinnerungen verselbstständigt und sich fast wie kleine Zeitreisen angefühlt haben…
Sowohl Jennys als auch Lukas B.s Reise haben sich, bezogen auf die Reiseroute, abgesehen von einem Stopp in Grenada anstatt Dominica, nicht merklich von unserer bisherigen Reise unterschieden, sodass sie einige Erfahrungen mit uns teilen können. Wobei angemerkt werden sollte, dass jede KUS-Reise ihre eigenen Besonderheiten hat und keine Reise der anderen letztlich wirklich gleicht.
Beide denken oft an ihre eigene Reise zurück. Lukas B. schätzt, dass er alle zwei Tage an seine Zeit auf der Thor zurückdenkt. Wie soll er sie auch bei all den Bildern von dem Dreimasttoppsegelschoner in seiner Wohnung in Deutschland vergessen können? Doch auch Jenny erinnert sich, wenn sie einmal wieder auf der Thor ist, gern an ihre eigene Reise zurück. Auf dem Bramsegel (das höchste Rahsegel) hat sie am liebsten Zeit verbracht, erzählt sie mir. Den Blick von oben auf die Thor und dass man erkennt, wie groß diese doch eigentlich ist, hat sie immer genossen. Das Rigg war auch für Lukas B. ein Lieblingsort, neben der Kammer 2: Eine große 6er Kammer, die ihn noch immer gerne an abendliche Gespräche bei Keksen auf seiner letzten Etappe zurückdenken lässt. Von seiner „coolen Kammergang“, wie er sie nennt, hat er mehr als eine lustige Geschichte zu erzählen.
Nicht nur Erinnerungen wie diese, sondern auch viele Erfahrungen und Freundschaften fürs Leben nimmt er von seiner Reise mit. Gerade der Kontakt zu dem eigenen und anderen KUS-Jahrgängen blieb in großen Teilen durch Nachtreffen und gute Freundschaften bestehen. Etwa sechs der Teilnehmer*innen von damals bilden zum Beispiel Lukas B.s engsten Freundeskreis. Dazu bleibt ihm die Liebe zum Segeln: Obwohl er vorher so gar nichts mit Segeln zu tun gehabt hat, verbringt er nun seine gesamte Freizeit und alle Ferien mit diesem Hobby. Im Gegensatz zu Lukas B., den die Reise trotz einiger Überlegungen schließlich nicht beruflich beeinflusst hat, hat Jenny nach den Erlebnissen der 6 Monate Nautik studiert und segelt nun mit ihrem Freund Jonas um die Welt. Und natürlich sind sowohl Lukas B. als auch Jenny der Thor als Stamm bis heute treu geblieben. Jenny war zum Beispiel schon während der Reise bewusst, dass sie unbedingt – auch auf anderen Schiffen – als Stammmitglied dabei sein möchte.
Auch wenn Jenny keine große Freundin von Backschaften war, kennt sie ein Rezept noch genau: Das für eine waschechte Thor-Backschaft. Man nehme erstens eine Person mit Überblick und Motivation. Zweitens eine Person, die durch das gesamte Schiff geschickt wird, um z.B. die Tische zu decken oder Zutaten zu besorgen. Drittens einen KUSi, der gut kochen kann. Viertens den DJ für gute Musik und Laune. Besonders gefallen haben ihr stattdessen die Referate, die besonderen Bezug zu unserer Umwelt aufbauen. Die Theorie bleibt nicht Theorie, sondern wird direkt wahrgenommen und erlebt. Einer ihrer schönsten Momente war der erste Sprung in die Karibik, den ihr ein Gutschein aus dem Adventskalender eingebracht hat.
Auf meine Frage, ob sie sich noch an die „Halbzeit“ ihrer Reise erinnern können, die wir mittlerweile leider schon überschritten haben, berichtet Jenny von der ersten Zeit nach Kuba und der damit einhergehenden Melancholie, weil die Rückreise zu beginnen schien. Jennys Tipp für unseren Jahrgang: Wir sollen nicht jeden Tag zählen, wie es die heutigen KUSis öfter tun und stattdessen im hier und jetzt leben. Lukas B. empfiehlt, aufgrund der vielen Eindrücke, die es zu behalten gilt, unbedingt Tagebuch zu schreiben. Auch aus seiner Sicht sollten wir vor allem jeden Moment genießen.
Und da stehe ich wieder, bin wieder in der Gegenwart, im hier und jetzt. Und deshalb heißt es nun für uns alle: Jeden Moment genießen.
KUS-Ticker
Mittwoch, 24.01.2024
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Donnerstag, 25.01.2024
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