Fahrradtour durch Kuba

Pferdekutschen, Ochsenkarren und Schlaglöcher, soweit das Auge reicht – unsere Fahrradtour durch Kuba.

Am Mittwochmorgen, den 31.01., war es so weit: Nach etwa 4 Monaten stiegen wir das erste Mal wieder auf ein Fahrrad, welches wir zuvor zu Hause organisiert und repariert hatten.

Um exakt 09:17 Uhr ging es nach einem Gruppenfoto vor dem Palmenstrand endlich los. Zu diesem Zeitpunkt waren alle Fahrräder voll funktionstüchtig (Lukas R. und die Fahrradbeauftragten hatten am Tag zuvor alle restlichen Mängel noch behoben), die Frage war, für wie lange. Nach 100 Metern kam es zum ersten ungeplanten Halt, doch nicht wegen einer Fahrradpanne, sondern aufgrund einer gigantischen Krabbe, die über die Straße krabbelte.

An diesem ersten Tag der Radtour radelten wir über sehr flaches Terrain, welches von viel Wald und unzähligen Schlaglöchern geprägt war. Neben den Schlaglöchern gab es noch etliche weitere Herausforderungen, zum einen hatten wir Probleme, ein einheitliches Tempo zu finden, zum anderen häuften sich verschiedenste technische und sonstige Probleme an unseren Fahrrädern: Von herunterfallenden Flaschen über lockere oder fehlende Schrauben (z. B. presste sich eine Schutzblechhalterung in den Mantel) bis zu skurril gebrochenen Speichen war alles dabei. Wir haben es uns auch teilweise selbst unnötig schwergemacht, denn bei einem Fahrrad war beispielsweise die Bremse für einige Kilometer angezogen, was wir aber erst später bemerkten. Mit der Zeit lernten wir aber dazu und es klappte irgendwann besser, die ungewollten Stopps zu reduzieren und somit besser zusammenzubleiben.

Nach etwa 42 Kilometern kamen wir alle zum Stehen: Endlich Mittagspause! In einem schattigen Unterstand tat uns allen etwas zu essen und eine Cola gut. Jetzt waren es nur noch 23 Kilometer, die wir mit der ein oder anderen Trinkpause alle sehr gut bewältigten. Kurz vor Schluss ordnete dann einer der beiden Polizisten, die uns die ganze Zeit mit dem Motorrad begleiteten, an, in Zweierreihen zu fahren. Warum, wurde kurz darauf klar: Wir wurden bei unserem Hotel von einem Kamerateam empfangen, was sich für uns etwas merkwürdig anfühlte und sollten deswegen ordentlich auftreten. Insgesamt legten wir an dem Tag 65 Kilometer zurück und hatten gegen 16 Uhr unser Ziel in Sandino erreicht.

Am nächsten Morgen stand die zweite Etappe an. Alle Rucksäcke wurden wieder in den Bus gepackt, die Fahrräder aus dem Hotel geräumt und die neue Tagesprojektleitung fuhr nun voraus. An diesem Tag waren wir jetzt nicht mehr im Wald, sondern auf deutlich mehr befahrenen Straßen mit Ortschaften und Feldern unterwegs. Nun hatten auch die Polizisten mehr zu tun: Der Polizist vorne hielt alle entgegenkommenden Fahrzeuge an – egal ob Autos, Pferdekutschen, Motorräder oder andere Fahrradfahrer – und der Polizist hinter uns regelte ebenfalls den Verkehr und sorgte für gebündelte Überholmanöver der Autos. In Pinar del Rio wurden dann ganze Straßen für uns gesperrt. Das alles hielten wir teilweise für etwas übertrieben.

Zu Mittag aßen wir in einem kleinen Ort sehr leckere zusammengeklappte Pizzen. Wie schon am Tag zuvor gab es erneut Schwierigkeiten, ein gemeinsames Tempo zu finden, da es spürbare konditionelle Unterschiede zwischen uns KUSis gab. Schlussendlich meisterten wir jedoch die mit knapp 76 Kilometern längste Fahrradetappe und erreichten glücklich und teils erschöpft unser Hotel in Pinar del Rio.

Ganz zu Ende war unsere Fahrradtour durch Kuba aber noch nicht. Am folgenden Tag, den 02.02., ging es in Richtung Norden nach Viñales, wobei wir etwa 350 Höhenmeter überwinden mussten. Nach einigen erholsamen Tagen dort radelten wir am 05.02. die 31 Kilometer zurück nach Pinar del Rio.

Schweren Herzens, aber mit einem guten Gefühl, übergaben wir unsere treuen Begleiter am 08.02. schlussendlich der Friedrich-Engels-Schule.

Insgesamt bereitete uns die mehrtägige Fahrradtour trotz einiger Herausforderungen sehr viel Spaß und viele neue Erfahrungen. Dabei konnten wir viel über die Lebensweisen der Menschen lernen und das Ganze in einer deutlich einprägsameren Art und Weise, als es beispielsweise mit dem Bus möglich gewesen wäre.