Die See-Gäääng schlägt wieder zu

Die berühmte und berüchtigte „See-Gäääng“, die uns seit Panama verfolgt, hat mich erwischt. Sie hat es geschafft, in der Kombüse zuzuschlagen! Nach der ersten viertel Stunde mussten wir in unserer Schülerbackschaft schon das erste Opfer bringen: Lena. Sie war so seekrank, dass wir sie ins Bett schickten. Beim Obstsalat schnippeln schafften wir es, alle Angriffe abzuwehren, sodass glücklicherweise kein Obst oder Messer durch die Gegend flog. Auch das herausgestellte Brot und die Marmeladen für das Frühstück haben es erfolgreich geschafft, sage und schreibe zweieinhalb Stunden auf dem Tisch stehen zu bleiben – natürlich mit der Unterstützung der Rutschdecken – bis alle, die konnten, gefrühstückt hatten.

In der Kombüse ging es während des Frühstücks sehr munter zu, denn bei jeder Welle rutschte das gesamte Geschirr im Spülbecken, die Kisten mit der Milch und sogar wir in Begleitung von beunruhigendem Geklapper und Krach über den rutschigen Boden. Deswegen war es nicht ganz so einfach, den Nudel- und den Reissalat fürs Mittagessen vorzubereiten und gleichzeitig abzuspülen. Da war es sehr hilfreich, dass die Nudeln und der Reis schon gekocht waren. Weil der Seegang nicht nur in der Kombüse für Chaos sorgte, sondern auf dem ganzen Schiff, ging es vielen nicht so gut. Für diese Besatzungsmitglieder haben wir dann zusätzlich noch Brühe als Stärkung gekocht.

Die Pause, die wir uns freigespült und -geräumt hatten, wurde genutzt, um auf dem Achterdeck so gut es ging zu entspannen und den Versuchen des Unterrichts zuzuschauen. Für das Mittagessen stellten wir kurz darauf zusätzlich zu den beiden Salaten noch Brot, Käse und Wurst nach draußen. Die Teller wollten wir nicht nach draußen stellen, weil wir Angst vor weiteren Angriffen der Seegang hatten und auch das benutzte Geschirr ließen wir uns durchs Bull-Eye reingeben.

Bei der Abspülparty im Kampf gegen die Seegang muss beachtet werden, dass abgewaschenes Geschirr oder Küchenutensilien direkt abgetrocknet und verräumt werden mussten, damit sie nicht ihren Platz verlassen. Diese Regel hat uns während des Abspülens des Mittagessens auf die Probe gestellt (es ist nichts kaputt gegangen), aber bekanntlich lernt man aus Fehlern.

Durch die Machenschaften der Seegang wurde auch das scheinbar einfache Kuchenbacken eine Herausforderung – vor allem, in der „Generator-Mittagspause“, wenn es kein Strom gibt. Zucker und Eierschlagen mit einem Schneebesen und einer „Teigwache“. Die Aufgabe dieser ist es, bei größeren Wellen die Teigschüssel so zu halten, dass nichts überläuft. Aber auch im Ofen hinterlässt die Seegang ihre Spuren. Der Kuchen z.B. ist kein normaler Kuchen, sondern ein „Luv-Lee-Kuchen“ geworden. Das heißt, dass auf der Lee-Seite mehr Teig ist. Es entstehen dementsprechend dickere und flachere Stücke.

Zum Kaffeetrinken haben wir verschiedene Kekse rausgestellt, doch diesmal konnten wir einem erneuten Angriff der Seegang nicht standhalten. Aus den letzten paar Keksen ist ein salziges Mus geworden, dass wir Neptun gaben, in der Hoffnung, dass er sich beruhigt und seine Seegang zurückpfeift. Dieser Versuch hat leider nicht wirklich viel gebracht, denn das Vorbereiten des Abendessens brachte neue Probleme mit sich. Eins davon war, dass man sich nicht mehr zwischen dem Mittelblock und den äußeren Arbeitsflächen einklemmen konnte, weil der Ofen von außen zu heiß war. Durch Jonas, der beim Abendessenkochen mitgeholfen hat, waren das Schnitzelklopfen, -panieren und -braten, das Aufräumen, das Anbraten der vegetarischen Maistaler und das Kartoffelkochen weniger ein Problem, eher das Abgießen der Kartoffeln. Dafür waren zwei Personen, mit jeweils einem Handschuh in der einen und einem Küchenhandtuch in der anderen Hand nötig. Den schweren, heißen Topf über die Topfhalterung am Herd zu heben war das eine, ihn aber umzukippen, um die Kartoffeln rauszugießen, etwas anderes. Da hat es sehr geholfen, dass wir die Kartoffeln zum Schneiden mit aufs Achterdeck genommen haben, wo wir dann dabei unterstützt wurden und uns somit ein Teil der Arbeit abgenommen wurde.

Zum Abendessen hat sich dann herausgestellt, dass sich die Seegang auch gerne bei der Ausgabe einmischt. In der Schlange stehen ist neuerdings nicht nur gefährlich, weil man sich irgendwie festhalten muss, man wird nämlich gerne auch Mal geduscht. Wenn man Glück hat, nur bis zur Hüfte, wenn man Pech hat, was eher selten der Fall ist, auch gerne mal bis zum Kopf.

Die letzten paar Stunden Endspurt bis zur befreienden (Süßwasser-) Dusche waren die härtesten des Tages: Hier mussten wir letztlich alles putzen, die Tagesaufgabe erledigen – in dem Fall den Herd, den Ofen und den Bräter noch mal gründlicher säubern – die Reste in Tupperdosen verpacken und das Geschirr abwaschen. Uns ist dabei leider öfters etwas runtergefallen, sodass wir ein paar Dinge mehrfach abspülen mussten, nur das eine leere Preiselbeer-Glas hat die Seegang auf ihrem Gewissen. Als letztes waren der Boden und die Glocken dran. Auch diese Aufgabe wurde durch Herum-Schleudern und Festklammern deutlich schwieriger als erwartet. Die langersehnte Erlösung: Kombüse ok!

Die Seegang ist aber weiterhin unterwegs und scheut nicht davor zuzuschlagen, also passt auf euch auf und stellt euch ihr!

KUS-Ticker

Montag, 22.01.2024

Mittagsposition: 11°55,9‘N; 080°56,8’W
Etmal: 95 sm
Wetter: Lufttemperatur: 29°C, Wassertemperatur: 27,5°C, Wind: ENE 6

  • 11:00 Uhr: Stammversammlung
  • 13:00 Uhr: Schüler*innenversammlung in Vorbereitung auf Kuba

Dienstag, 23.01.2024 

  • Ganztägig: Erholen von der Seekrankheit
  • Ganztägig: Tee und Zwieback