Astro-Navi – Navigieren nach den Gestirnen

Bereits 1492 überquerte Columbus den Atlantik und segelte nach Amerika. Doch er konnte nicht wie wir seine Position ganz einfach an der elektronischen Seekarte nachsehen. Er musste andere Wege finden, wenn er herausfinden wollte, wo er war. Durch Yanniks Referat erfuhren wir auch, wie er das anstellte, aber auch mehr über andere traditionelle Methoden der Navigation. So ist Columbus wahrscheinlich vor allem durch das Astrolabium, eine Art Karte des Sternenhimmels, und Koppelnavigation gefahren. Bei der Koppelnavigation errechnet man seine wahrscheinliche Position durch den gefahrenen Kurs und die ungefähre Geschwindigkeit. Die jedoch berühmteste Art zu navigieren, ist wohl durch einen Sextanten.

Diese Art der traditionellen Navigation können wir hier in unseren Wahlpflichtfächern erlernen. Heute war unsere erste Unterrichtsstunde zu diesem Thema mit unserem Kapitän Detlef. Er erklärte uns zuerst den theoretischen Teil; den Lauf der Sonne über die Welt, ihre Sinuskurve bis zum nördlichen oder südlichen Wendekreis, und wo sie an der Winter- und Sommersonnenwende steht. Als der theoretische Part geklärt war, holten wir unsere Bordsextanten hervor und erhielten die praktische Einweisung. Mehrmals schärfte Detlef uns ein, was diese für empfindliche feinmechanische Instrumente sind, und mahnte uns zur Vorsicht. Aus Zeitgründen konnten wir heute leider noch keine Sonne schießen, sondern nur das Ermitteln des Indexfehlers des Sextanten. Als Sonne schießen bezeichnet man das Abmessen des Winkels der Sonne zum Horizont. Der Indexfehler ist eine Ungenauigkeit des Instrumentes, welches rechnerisch behoben werden kann. Dennoch erhielten wir einen groben Überblick über das Arbeiten mit Sextanten und Astro-Navi. In den nächsten Stunden werden wir das Schießen und Beobachten der Sonne lernen, und in der nächsten Etappe auch das Schießen von Sternen.

Gerade auf letzteres freue ich mich unglaublich. Zusammen mit anderen Schülern und unserer Biologielehrerin Judith haben wir bereits die ein oder andere Nachtwache mit dem Sternegucken versüßt. Grade der Atlantik eignet sich dafür natürlich, da sich über uns im Himmelszelt ein unglaubliches Sternenmeer ausbreitet. Mit etwas Fantasie ist es gar nicht so schwer, aus dem funkelnden Gewimmel die Sternenbilder herauszulesen. Theoretisch ist sogar das schon eine Form der Astronavigation, da einem schnell markante Eigenheiten auffallen, wie dass einige Sternenbilder sich Richtung Westen öffnen oder andere Besonderheiten aufweisen, die einem helfen können, sich zu orientieren.

Doch das Erlernen dieser Nautischen Kompetenz ist nicht nur aus purem Interesse wichtig. Wer sich in der nächsten Etappe bei der Schiffsübergabe, bei welcher die Schülerschaft alle Positionen an Bord stellt, in der Schiffsführung beteiligen will, muss das Benutzen von Sextanten gut beherrschen, denn wir werden unseren Weg zu den Azoren ohne GPS und technische Hilfsmittel bestreiten müssen.

Ich freue mich darauf, mehr über dieses interessante und ungewöhnliche Thema zu erfahren, und dieses praktisch anzuwenden.

KUS-Ticker

Donnerstag, der 06.01.2022

Mittagsposition: 15° 08‘ 035 N ; 027° 40‘ 54 W
Etmal: 121 Seemeilen
Lufttemperatur: 25 °C
Wassertemperatur: 26 °C

  • 24 h Wachbetrieb
  • 10:00 Uhr: Referat traditionelle Navigation
  • 12:45 Uhr: Schiffsversammlung
  • 13:00 – 15:00 Uhr: erste Stunde astronomische Navigation